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Total

 
     
 
Jahrhundertelang war Preußen ein bestimmender Faktor in der deutsche Geschichte. Erst der Ausgang des Zweiten Weltkrieges setzte dem ein Ende Die Siegermächte, von einer diffusen Angst vor einem wiedererstarkende Deutschland getrieben, ließen Preußen, in dem sie die Keimzelle alle deutschen Übels zu erkennen glaubten, einfach in einem völkerrechtswidrige Akt total verschwinden. Und die umerzogenen Deutschen tilgten Preuße auch gleich total in ihren Köpfen. Was blieb, ist das immer wieder nicht zuletzt aus volkspädagogischen Gründen – kolportierte Zerrbil vom schnarrenden, monokeltragenden und hackenknallenden Offizier, de Synonym für die militarisierte Gesellschaft im deutschen Kaiserreich.

Mit diesem Image wollen sich die jüngeren Offiziere der Bundeswehr nu keinesfalls identifizieren. Als "die letzten Preußen" werde diejenigen spöttisch bewundert, die in Haltung und Auftreten noch Sti und Form zeigen und damit ein im Aussterben begriffenes Soldatenbild repräsentieren
Man selbst gibt sich da doch lieber "total unpreußisch". S lautet dann auch der Titel einer Ausstellung in der Führungsakademie de Bundeswehr in Hamburg, mit der an das 25jährige Bestehen des sogenannte Grundlehrganges erinnert wird, der einen wichtigen Meilenstein in de Karriere eines jeden Berufsoffiziers darstellt.

Auch wenn dieser Rückblick unter einem humorvollen Ansatz geschieht wird doch deutlich, daß das "Unpreußische" mittlerweile zu Programm und Ausweis eines modernen Soldatentums geworden zu sein scheint.

Da fügt es sich gut, daß es ausgerechnet ein sozialdemokratische Verteidigungsminister ist, der die Soldaten jetzt daran erinnert, da gerade sie es sind, die preußische Werte und Tugenden zu verkörper haben. Noch vor wenigen Monaten hat sich kaum jemand den bedächtigen un so gar nicht preußisch wirkenden Rudolf Scharping, der geradezu in de Zeitlupe zu leben schien, als Inhaber der Befehls- und Kommandogewal vorstellen können. So mancher General hat flehend die Hände gen Himme gerungen, als diese Personalentscheidung bekannt wurde. Doch Scharping ha die ersten 100 Tage im Amt nicht nur gut überstanden, sondern er hat sic allgemeine Anerkennung in der Truppe erworben.

Dabei haben auch preußische Tugenden eine Rolle gespielt. "Tota leger", bemerkte ein Stabsoffizier erstaunt, als der Minister be seinem Besuch an der Führungsakademie den Freiherr-v.-Stein-Saal betrat In der Tat, dem autoritären Führungsstil des eher ruppigen Volker Rüh ist der kooperative und ruhige Führungsstil des Rudolf Scharping gefolgt Während Rühe seine Untergebenen am straffen Zügel führte und mit jede kurzen Prozeß machte, der ihm unbequem wurde, respektiert Scharping militärisch Fachkompetenz, kann zuhören und läßt andere Meinungen gelten, ohn dadurch an Autorität zu verlieren. Er behandelt die Bundeswehr nicht wi eine politische Manövriermasse, sondern wie eine Gruppe von Individuen, fü die er fürsorgepflichtig ist. Auch wenn hier keineswegs einem laxen Führungssti das Wort geredet werden soll, bleibt festzustellen, daß der amtierend Minister in dieser Hinsicht im wahrlich positiven Sinne preußischer is als sein Vorgänger.

Seinen Soldaten hat er nun ins Stammbuch geschrieben, daß ihr Diens nur auf dem soliden Fundament der alten preußischen Werte und Tugenden möglic sei. Pflichtbewußtsein, Treue, Ehrlichkeit und Toleranz haben demnach de Charakter jedes einzelnen Soldaten zu prägen, damit die Streitkräft ihre Legitimation in der Demokratie haben – eben doch total preußisch Denn genau dies ist das bleibende Erbe der preußischen Reformer, dere Wirken eine wichtige Basis für die Traditionsbildung der Bundesweh darstellt. Folgerichtig haben die preußischen Reformer auch eine ausführlich Würdigung durch den Minister erfahren. Als traditionsstiftend sieht e auch die Angehörigen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus wobei er die Vertreter aus den Reihen der Militärs ausdrücklich mi einschließt. Den Respekt, den er diesen Personen entgegenbringt, dehnt e ausdrücklich auch auf die Millionen Wehrmachtsangehörigen aus, die gute Glaubens ehrenhaft ihre Soldatenpflicht erfüllt haben. Auch wenn er die irrige Auffassung seines Vorgängers bekräftigt, daß die Wehrmacht als Institution nicht traditionsbildend sein könne, bleibt dies doch ei Toleranz offenbarendes Bekenntnis. Dies wird die Kriegsgeneration, die auch am Aufbau der demokratischen Bundeswehr an vorderster Stell mitgewirkt hat, als wohltuend empfinden.

So hat der Minister selbst deutlich gemacht, daß das Bemühen, unte allen Umständen "total unpreußisch" zu sein, de Anforderungen, die an den Soldaten in modernen Streitkräften gestell werden, eben nicht gerecht wird. Eine preußische Gesinnung, gepaart mi den Prinzipien der Inneren Füh
 
     
     
 
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