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Ungeliebter Modernisierer

 
     
 
Er wollte alles besser machen, sein Land in die Moderne führen, doch nicht nur seine Mutter Maria Theresia verurteilte sein Handeln. Kaiser Josef II. (1741-1790) wurde nach dem Tod seines Vaters Kaiser Franz I. Mitregent seiner Mutter, doch die mit dem Alter immer religiöser werdende Monarchin hatte nur wenig übrig für die "Flausen" ihres Sohnes.

Sehr anschaulich schildert Hans Magenschab die zwiegespaltende Persönlichkeit des Reformers Josef II., nach dessen Regentschaft die habsburigschen Lande nicht mehr dieselbe waren. Der Sohn der dominanten Maria Theresia widerstand dem Willen seiner Mutter, baute gegen ihren Willen Bestehendes um, zerstörte dabei aber ohne Rücksicht vorhandene Strukturen. Diplomatie lag ihm nicht, er war von seinem Tun überzeugt und entschied dabei für sein Volk, obwohl er sich ähnlich wie der Gegenspieler seiner Mutter, Friedrich II. von Preußen, als erster Diener seines Staates sah.

Facettenreich schildert der Autor die Liebesheirat des Habsburger
s mit der schönen Isabella von Parma, die jedoch weder seine Art der Eheführung teilte noch ihm wirklich eine verwandte Seele war. Ihr früher Tod habe dem Kaiser jedoch die Erkenntnis erspart, daß die ihm Angetraute nicht der Mensch gewesen sei, den er in ihr sah, so Magenschab. Zwar fädelte Maria Theresia eine Wiederverheiratung ihres Sohnes ein, doch der Sohn behandelte seine zweite, ziemlich schlichte Frau ähnlich herzlos wie Friedrich der Große seine Königin.

Josef II. konzentrierte sich statt auf sein Privatleben lieber auf seine Arbeit. "Josef konnte sich seine heroisch-historische Würde aus Frankfurt endlich abholen; wobei er längst wußte, daß die Erbschaft des Karolingischen Imperiums keine reale Macht bedeutete, aber ein hochrangiges Symbol darstellte: ein Symbol für Kontinuität, Tradition, zeremoniellen Vorrang in den Ländern des Deutschen Reiches von der Nordsee bis zur Adria - aber auch darüber hinaus in Europa." Mit dieser Macht ausgestattet, entmachtete er den heimischen Adel, die Klöster und versuchte, sich beim Volk beliebt zu machen. Als einfacher Graf gekleidet reiste er durch seine Lande, befragte seine Bürger, um einen Eindruck von den wahren, rückständigen, ärmlichen Lebensumständen zu erhalten und änderte, was er ändern wollte. Dabei ging er sogar für die Profiteure seiner Reformen zu schnell vor, was wiederum den Kaiser mit Unverständnis erfüllte, wie es der Autor anhand zahlreicher Beispiele darstellt.

Der Monarch, der statt eines Schlosses ein modernes Krankenhaus baute, wollte laut Hans Magenschab geliebt werden, doch in Wirklichkeit sei der kompromißlose Mann mehr gefürchtet worden als seine dominante Mutter.

Hans Magenschab: "Josef II. - Östrereichs Weg in die Moderne", Amalthea, Wien 2006, geb., 287 Seiten, 24
 
     
     
 
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