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Unterschätzter Unbekannter

 
     
 
Die Technische Universität Berlin beschäftigt sich am 10. und 11. Februar 2007 auf einer Tagung mit dem Schaffen eines Mannes, dessen Name Laien weitgehend unbekannt sein dürfte, dessen Werke aber zumindest die Berliner jeden Tag vor Augen haben. Unter dem Titel "Ein Schwede in Berlin: Alfred Grenander und die Berliner Architekt
ur (1892-1930)" wird Grenanders Position in der Berliner Architekturgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts beleuchtet werden. Ein Schwerpunkt wird seine Tätigkeit als Designer, als Villen- und Innenarchitekt vor dem Ersten Weltkrieg sein, ein weiterer seine Arbeiten für die Berliner U-Bahn.

Die Tagung gehört zu dem umfangreichen Programm, das eine Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin begleitet. Eine Filmreihe der "Freunde der Deutschen Kinemathek e. V." mit einer Auswahl zeitgenössischer europäischer Spiel- und Dokumentarfilme aus den 1910er und 1920er Jahren gehört ebenso dazu wie Vorträge sowie Stadt- und Ausstellungsführungen. Alles dreht sich um einen Mann, der zu den größten Unbekannten der deutschen Architekturgeschichte zählt: Alfred Grenander.

Geboren 1863 im schwedischen Skövde, besuchte der Sohn eines Abgeordneten und Rechtsgelehrten die Tekniska Skolan in Stock-holm und wechselte dann an die Kungliga Tekniska Högskolan, wo er die Fächer Architektur und Ornamentik studierte. Neben dem Studium arbeitete Grenander bereits in einem Stockholmer Architekturbüro. 1885 ging er dann nach Berlin, wo er seine Studien bis 1888 an der Technischen Hochschule Charlottenburg, der heutigen Technischen Universität, unter anderem bei Johann Eduard Jacobsthal fortsetzte.

Schon während des Studiums gründete Grenander mit seinem Schwager Otto Spalding ein gemeinsames Büro, das aber trotz vieler Erfolge 1904 einvernehmlich wieder aufgelöst wurde. Eines der größten Projekte war der Bau eines Wohnhauses und einer Kirche im brandenburgischen Guben (1900 - 1903). Von 1890 bis 1897 arbeitete Grenander schließlich auch im Büro von Paul Wallot mit, der für den Bau des Reichstags verantwortlich war. Im Oktober 1897 wurde der Schwede als Lehrer an die Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums berufen. Bereits 1901 wurde er zum Professor ernannt. Etwa um die selbe Zeit begann er, sich mit dem U-Bahn-Bau zu beschäftigen. Eifrige Mitstreiter fand er unter seinen Schülern, wie Alfred Fehse, der ihn in den 1920er Jahren unterstützte. Mehr als 80 Bauten entstanden für die Berliner Hoch- und Untergrundbahn-Gesellschaft. Grenander, der am 14. Juli 1931 in Berlin starb und im schwedischen Falsterbo seine letzte Ruhestätte fand, hat wie kein anderer den Berliner Verkehr gestaltet. Selbst aus dem benachbarten Ausland kamen Interessenten, um sich Anregungen zu holen. "Zusammen mit den Ingenieuren Johannes Bousset und Hermann Zangemeister schuf er das damals technisch fortschrittlichste und architektonisch innovativste U-Bahn-Netz der Welt", lobt der Kunsthistoriker Thomas Steigenberger Grenander.

Der Schwede begann zunächst mit der Nachdekoration von Hochbahnpfeilern, gestaltete U-Bahn-Wagen, aber auch Kassenhäuschen und Eingangsportale. Asiatische Tempel und nordische Stabkirchen dienten ihm dabei als Vorbilder. Natürlich sind auch florale Jugendstilformen, ganz der Zeit entsprechend, in seinen Entwürfen zu finden. Doch schätzen Fachleute seine Entschiedenheit, mit der er immer wieder Anschluß an die fortschrittlichen Architekturströmungen suchte und niemals auf gefundenen Lösungen beharrte. Deutlich zu sehen am Kleinprofilwagen Typ A 1 und A 2, bei dem zunächst geschwungene Formen das Aussehen bestimmten, die dann aber immer mehr versachlicht wurden. Souverän ist auch sein Umgang mit Farbe und Licht. So verwendete Grenander in einigen Stationen Kacheln aus Cadiner Majolika (heute noch zu bewundern im Bahnhof Theodor-Heuss-Platz), bewies Mut zur Farbe auch bei Keramik anderer Hersteller und bezog Kunstlicht in die Gestaltung mit ein. - Alfred Grenander, der unterschätzte Unbekannte - die Berliner Ausstellung wird ihn und sein Werk ganz gewiß ins rechte Licht rücken.

Die Ausstellung ist im Deutschen Technikmuseum Berlin, Trebbiner Straße 9, 10963 Berlin, dienstags bis freitags von 9 bis 17.30 Uhr, am Wochenende und feiertags von 10 bis 18 Uhr zu sehen, Katalog 29,90 Euro, Eintritt 4,50 / 2,50 Euro, bis 29. April 2007.
 
     
     
 
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