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„In ein paar Wochen ist die D-Mark weg und mit ihr ein bedeutendes Stück deutscher Identität, und als nächstes kommt die Sprache dran“, hieß es am Stammtisch im Deutschen Haus. Englischsprachige Musik beherrsche alle Sender von früh bis spät, englische Ausdrücke wuchern in der deutschen Sprache, und die Produktwerbung hämmere das Englisch in die Köpfe und ins Unterbewußtsein. Nun sollen die Kleinen im Kindergarten und in der Grundschule schon Englisch lernen, noch bevor sie richtig Deutsch können.
„Englisch ist Pflicht“, und zwar schon in der ersten Klasse, verkündete die für Bildung zuständige Ministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Spielerisch solle es damit schon im Kindergarten losgehen. Doch: Sprache ist Ausdruck der Kultur eines Menschen und damit Ausdruck seiner ganz persönlichen Identität, hieß es am Stammtisch. Erst wenn man in der eigenen Sprache zu Hause ist, sie schreiben kann und die Grundlagen ihrer Grammatik kennt, sei es sinnvoll, andere Sprachen zu lernen, und dann möglichst viele, weil sie die Kultur anderer Völker erschließen. Alles andere führe zu mehr oder weniger geistlosem Geplapper, auch in der eigenen Sprache.
Oder sollten, so wurde spöttisch angemerkt, künftig die jungen Eltern im vorauseilenden Gehorsam in die Kinderbettchen schauen und sich ihren Sprößlingen nicht mehr als „Mama“ und „Papa“ vorstellen, sondern als „Mum and Dad“ ?
Wenn aber sogar der Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Christian Meier, meint, die Anglizismen stellten „grundsätzlich eine Bereicherung dar“, dann steht es wirklich schlecht um die deutsche Sprache und Kultur.
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