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Was der norwegische Bischof Gunnar Stalsett Anfang 1999 gefordert hatte, ist kurz vor Weihnachten geschehen: die norwegische Bischofskonferenz hat öffentlich die über 10 000 Norweger, die im Zweiten Weltkrieg als Kinder deutscher Soldaten und norwegischer Mütter geboren wurden, um Vergebung gebete n für das nach der deutschen Niederlage an ihnen begangene Unrecht. Die Bischöfe bedauern, daß die Kirche seinerzeit aktiv mitgewirkt hat, die Kinder zu verfolgen, zu demütigen, zu quälen, ihnen ihre Identität zu rauben. Die Bischofskonferenz appellierte an alle norwegischen Instanzen, die an dem damaligen Unrecht beteiligt waren, sich um eine Wiedergutmachung zu bemühen.
Zwar war vor dem Zweiten Weltkrieg die offizielle norwegische Politik antideutsch, doch änderte das nichts daran, daß das Verhältnis zwischen den in Norwegen stationierten deutschen Soldaten und der norwegischen Bevölkerung überwiegend gut war. Dokumentiert wurde das überwiegend harmonische Zusammenleben nicht zuletzt durch die große Zahl von Verbindungen zwischen jungen Norwegerinnen und ebenso jungen deutschen Soldaten. Wurden Kinder geboren, dann schalteten sich die Wehrmachtsbehörden ein, um in Zusammenarbeit mit einheimischen Behörden die Vaterschaft festzustellen und den deutschen Vater, sofern er der Wehrmacht angehörte, unterhaltspflichtig werden zu lassen.
Erst 1945 schlug die Gewalt zu. Es war offensichtlich der norwegischen Staatsführung unangenehm, den jetzigen Siegern gegenüber zugestehen zu müssen, daß die Gefühle eines nicht gerade kleinen Teils der norwegischen Bevölkerung den Deutschen gegenüber keineswegs so feindselig war, wie es sich die jetzt in Norwegen Herrschenden angesichts der deutschen Niederlage wünschten. Daher ging man brutal gegen die jungen Mütter vor, aber ebenso gegen die damals kleinen Kinder, die aus den Verbindungen hervorgegangen waren. Die deutsche Seite hatte korrekt für sie gesorgt. Sie konnten, wenn gewünscht, in den Wohlfahrtseinrichtungen des "Lebensborn e.V." zur Welt gebracht werden, jenen Heimen, die später von schmuddeligen antifaschistischen Skribenten zu "Nazi-Zuchtanstalten" umgelogen wurden. Dieser Schutz aber entfiel mit dem Mai 1945. Die sich jetzt zu den Siegern zählenden norwegischen Institutionen rissen Mutter und Kind nicht selten auseinander. Die Mütter wurden häufig von dem Mob durch die Straßen getrieben. Ihnen wurden die Haare geschoren. Man schmierte ihnen mit Teer Hakenkreuze auf die Haut. Die Kinder aber gab man in Heime, wo sie nicht selten sadistisch gequält wurden, fälschte die Eintragungen in den Kirchenbüchern und den Akten der Einwohnermeldeämter, behandelte Kinder und Mütter wie Aussätzige und kam sich dabei recht gottgefällig vor.
Inzwischen aber ist das Selbstbewußtsein der Betroffenen gewachsen. Der "Verband norwegischer Kriegskinder", der Landesverband "Gerechtigkeit für die Verlierer" sowie die "Aktion Lebensborn" bemühten sich mit Nachdruck um die Rehabilitierung der geschundenen Mütter und Kinder. Wie die skandinavische Presse berichtet, haben sie sich seinerzeit sogar an den Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker anläßlich seines Norwegen-Besuches gewandt.
Jetzt verlangen die in diesen Verbänden zusammengeschlossenen Betroffenen, die norwegischen Behörden und die nachgeordneten Instanzen sollten die Urkundenfälschungen jener Zeit widerrufen und den Kriegskindern ihre wahre Identität zurückgeben. Man solle sie auch endlich nicht mehr daran hindern, ihre deutschen Väter ausfindig zu machen. Auch das wurde ihnen nämlich jahrzehntelang verwehrt, ebenso wie man den deutschen Vätern falsche oder keine Antwort gab, wenn sie sich an norwegische Behörden wandten, um zu erfahren, was aus ihren Kindern geworden sei.
Es ist einigermaßen erstaunlich festzustellen, in welch unmenschlicher Weise sich jene verhalten haben, die behaupteten, gegen Deutschland im Namen der Humanität und der Menschenrechte zu Felde gezogen zu sein. Jetzt versucht die norwegische Kirche, die Wiedergutmachung in die Wege zu leiten. Dr. Hübner
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