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Verräter in den eigenen Reihen?

 
     
 
Neben dem „Krieg gegen den Terror“ und der Verbreitung der Demokratie bezeichnet die US-Regierung den Kampf gegen den illegalen Anbau und Verkauf von Drogen als eines der vorrangigen Ziele ihrer Außenpolitik. Gerade bahnt sich ein handfester Streit zwischen Washington und dem neuen Präsidenten Boliviens, Evo Morales, an, der (dieberichtete) den Anbau von Koka-blättern in seinem Land legalisieren lassen will. Aus den Blättern der Kokapflanze wird das Rauschgift
Kokain hergestellt.

Just in diesem Moment tauchen in der lateinamerikanischen Presse Berichte über einen internen Report der US-Drogenbehörde DEA vom 13. Dezember 2004 auf, der angeblich schwere Korruptionsvorwürfe gegen ganze Zirkel innerhalb der US-Behörde erhebt. Mitarbeiter der DEA stehen demnach nicht bloß auf der Lohnliste kolumbianischer Drogenkartelle und waren bei der Geldwäsche behilflich, sondern sind, wie das in Bogota erscheinen Wochenmagazin „Semana“ erfahren haben will, womöglich auch verwickelt in die Ermordung von Informanten ihres eigenen Dienstes. Laut „Semana“ haben die zuständigen Kontrollgremien des US-Justizministeriums den als vertraulich eingestuften Report viele Monate lang einfach ignoriert.

Der Name des Autors jenes Reports wird mit Thomas W. Kent angegeben, selbst Mitarbeiter des Washingtoner Justizministeriums. Kent war laut „Semana“ 2004 in der Abteilung für Telefonüberwachung der „Sektion für gefährliche Drogen und Betäubungsmittel“ beim Justizministerium tätig, dem die DEA angegliedert ist. Das sieben Seiten umfassende Dokument habe er an seinen Vorgesetzten, Jodi Avergun, und an dessen Stellvertreter Michael Walther geschickt.

Vier konkrete Fälle seien darin beschrieben. In einem Fall hätten kolumbianische Informanten einer Gruppe von DEA-Agenten in Florida von „bestürzenden Enthüllungen“ hinsichtlich der Aktivitäten korrupter DEA-Kollegen in Bogota berichtet. Sie seien, so die kolumbianischen V-Leute, bei ihren eigenen (vorgetäuschten) Drogenaktivitäten von jenen DEA-Mitarbeitern aktiv unterstützt worden. Insbesondere hätten ihnen die US-Ermittler vor Ort Informationen über Operationen der US-Drogenbehörde in Kolumbien zugespielt. Wie „Semana“ berichtet, werden laut dem Kent-Report diese Informationen auch von anderen Zuträgern in Kolumbien gestützt, denen offenbar ebenfalls durch US-Agenten geheime DEA-Berichte in Bogota zugeleitet worden sind. Besonders beunruhigend sei, daß die erstgenannten kolumbianischen Informanten ermordet worden seien, nachdem sie sich an die Agenten in Florida gewandt hatten.

Der Report zählt angeblich noch weitere Fälle auf, in denen Zuträger, die sich der DEA in Florida anvertraut hätten, bald darauf gewaltsam zu Tode kamen. Womöglich handelt es sich um mehr als um bloße Einzelfälle. Bereits während einer konzertierten Antidrogen-Großaktion namens „Millenium“ im Jahre 1999 seien US- und kolumbianische Ermittler auf ähnliche Verstrickungen gestoßen, heißt es.

Ermittler Kent wurde unterdessen an eine abgelegene Dienststelle seines Ministerium im US-Bundesstaat Tennessee versetzt. Gegenüber „Semana“ wollte er sich zu seinem Report nicht äußern, berichtet das Magazin. Es handele sich um ein schwebendes Verfahren.

Die US-Behörden ha-ben die Stichhaltigkeit des Kent-Reports unterdessen bestritten. Wie die „Washington Post“ berichtet, hat ein Sprecher des US-Justizministeriums die Vorwürfe aus dem Kent-Report unterdessen zurückgewiesen. Einer internen Untersuchung der DEA zufolge sei kein Fehlverhalten seitens angeblich korrupter US-Ermittler festzustellen. Ob die beschuldigten Agenten im Dienst der DEA verbleiben, sei indes unklar, so die „Washington Post“.

Gut oder böse? Fahnder der US-Drogenbehörde DEA im Visier der Kritik
 
     
     
 
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