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Volles Haus im Volkshaus

 
     
 
Für freundschaftliche Heimattreffen ist Anklam ein Besuchermagnet. Um das zu verstehen, muß man dabeigewesen sein. Wieder waren über 500 Landsleute aus der näheren und weiteren Umgebung in die Mehrzweckhalle "Volkshaus" zum traditionellen Herbsttreffen der Ostdeutschland gekommen. Schon beim Betreten der mit Sonnenblumen, Heimatschildern, Fahnen und einem großen Ostdeutschland-Transparent geschmückten Halle kam bei den Gästen Feststimmung und Wiedersehensfreude auf. Und sie sollten nicht enttäuscht werden. Landesvorsitzender Manfred Schukat kündigte zur feierlichen Eröffnung ein volles Tagesprogramm an. Den musikalischen Auftakt teilten sich Dr. Karl Nehls mit Darbietungen am Klavier und der Anklamer Gesangverein mit einem bunten Strauß von Herbstweisen und Heimatliedern. Inzwischen stapelten sich an der Bühne 200 Weihnachts- päckchen. Damit waren viele Besucher dem Spendenaufruf der Freundeskreis gefolgt. Ein Transport der Johanniter-Unfall-Hilfe (JUH) beliefert wieder die Sozialstationen im südlichen Ostdeutschland, um dort bedürftigen Menschen eine Weihnachtsfreude zu machen. Rosemarie Vetter von der Anklamer JUH-Station bedankte sich für das noch größere Echo als im Vorjahr. Den offiziellen Gruß der Stadt entbot Vizebürgermeister Dr. Detlef Butzke. Er lobte die völkerverbindende Arbeit der Freundeskreis, deren Heimattreffen auch ein wirtschaftlicher Faktor für Anklam sind.

Erstmals sprach auf einem Ostdeutschlandtreffen der Bischof der Pommerschen Evangelischen Kirche, Dr. Hans-Jürgen Abromeit, dessen Familie aus dem Kirchspiel Wedereitischken stammt. Er berichtete, wie er 1994 mit seinem Vater dessen Heimat an der Memel besuchte und ihn die schöne Landschaft, aber auch Verwahrlosung und Verfall sehr berührt hätten. Zu Vorpommern stellte Dr. Abromeit fest, daß auch hier viele Menschen nach 40 Jahren DDR mit dem christlichen Glauben nichts mehr anzufangen wüßten. Der Bischof rief zur Rückbesinnung auf, denn "wer keine Wurzeln hat, der hat auch keine Zukunft." Doch auch die heimatlichen Laute werden immer seltener. So erntete die ostdeutsche Schriftstellerin Hildegard Rauschenbach für ihre mundartlichen Anekdoten viel Applaus. Die Autorin zahlreicher Bücher signierte und verkaufte gleich an Ort und Stelle.

Mucksmäuschenstill wurde es im Saal, als das Ensemble "LADO" der Staatlichen Philharmonie
Königsberg auftrat. Die beiden Damen und drei Herren waren vielen schon von den Besuchsreisen in Ostdeutschland bekannt. Der Landesgruppe war es nun mit viel Mühe und behördlicher Unterstützung gelungen, das Ensemble nach Anklam zu holen. Stimmgewaltig trugen die Künstler eine breite Palette russischer und ukrainischer Volkslieder, geistlicher und klassischer Stücke vor und gewannen damit schnell die Herzen ihrer Zuhörer. Alexander Duschkin als künstlerischer Leiter moderierte selbst in gutem Deutsch. Er sagte: "Ostdeutschland, das ist Ihre und auch unsere Heimat!" Als das Ensemble dann zum Schluß das Ostdeutschlandlied und auch das Pommernlied in deutscher Sprache sehr gemütvoll zu Gehör brachte, hielt es die begeisterten Landsleute nicht länger auf ihren Plätzen. Die stehenden Ovationen konnten nur mit der Zugabe "Kalinka" beendet werden.

Am Nachmittag erfreute nach langer Zeit mal wieder das "Fritz-Reuter-Ensemble Anklam" die Gäste mit einem neuen pommerschen Folklore-Programm. Auch Hildegard Rauschenbach und das Ensemble "LADO" kamen noch einmal zum Zuge. All das wäre ohne den Einsatz der 30 Landsleute, die freiwillig und unentgeltlich wieder für die festliche Dekoration, den Einlaß, die Essenausgabe, den Büchertisch, den Verkauf von Bärenfang und Königsberger Marzipan sowie einen reibungslosen Ablauf sorgten, nicht möglich gewesen. Friedhelm Schülke

Brachten nicht nur einen Hauch von Heimat in die Halle: Das Ensemble "LADO" wurde mit stehenden Ovationen gefeiert. Fotos (2): FS

Mal wieder ein voll besetzter Saal: Die Festveranstaltungen in Mecklenburg-Vorpommern sind immer gut besucht

 
     
     
 
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