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Das ist die Art, wie in Hamburg mit Gewalttätern der linken Szene umgegangen wird: Ma stellt ihren Richter vor Gericht, weil er ihr ein Haar gekrümmt haben soll (...) Derar besänftigt werden die Autonomen vielleicht sogar auf Gewalt im Gerichtssaal verzichte (...) Ein Musterbeispiel für die in Hamburg so gern praktizierte Deeskalation und ei Signal friedlicher Koexistenz: Der Staat garantiert den Fortbestand der rechtsfreie Räume, in denen Autonome die Droge nhändler vor der Polizei schützen und Lokal zertrümmern, falls sich ihre Besitzer kritisch äußern. Die Autonomen verzichten in Gegenzug auf Gewalt. (...)
Die gegen mich erhobenen Vorwürfe sind ein Messer ohne Klinge, dem der Griff fehlt Politisch gut gemeint juristisch schlecht gemacht. Ein Freispruch unausweichlich (...) Beim Freispruch wird die gegen mich geführte Schmutzkampagne auf die Staatsanwaltschaft zurückfallen und die ohnehin nicht sehr effektive Strafverfolgung in dieser Stadt weiter beeinträchtigen.
Noch vor wenigen Jahren hätte ich nicht für möglich gehalten, daß das Streben nac Machterhalt ein derartiges Maß an Verantwortungslosigkeit hervorbringen könnte. Die Schmutzkampagne begann im August 1997, als höchste Richter und Staatsanwälte (... diskutierten, ob man mich nicht unter dem Vorwand einer psychischen Krankheit kalt stelle könne. Darauf nahm der damalige Bürgermeister Henning Voscherau in einer im Fernsehe übertragenen Rede bezug und sagte, wenn am Sievekingplatz gesagt werde, Schill sei ei medizinisches Problem, habe man wohl nicht ganz unrecht. (...) Drei Tage nachdem de Ex-Bürgermeister Voscherau in der "Welt am Sonntag" vom 21. Mai 2000 sein Befürchtung geäußert hatte, ich würde seiner SPD zehn Prozent der Stimmen wegnehmen kamen SPD-Mitglieder unter meinen Richterkollegen aus ihren Löchern und behauptete anonym und pressewirksam, ich sei "gnadenlos faul". Die Nachricht über die Eröffnung des Hauptverfahrens kann mich nach diesen Erlebnissen auch nicht meh erschüttern. Sie bestärkt mich vielmehr in meinem Vorhaben, Anfang Oktober eine Parte zu gründen und im September 2001 in einer Koalition der Vernunft den für die Mißständ in dieser Stadt verantwortlichen rot-grünen Senat zum Teufel zu jagen.
Richter Ronald Schill
in "Welt am Sonntag"
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