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Spanische Teilnehmer des katholischen Weltjugendtages in Köln äußerten sich überschwenglich zur Aufnahme durch die deutsche Bevölkerung. Eine Jugendliche sagte der spanischen Nachrichtenagentur Europa Press nach ihrer Heimkehr:
"Das ganze deutsche Volk war supergroßzügig. Sie haben uns in ihrem Haus aufgenommen, haben Feste für uns veranstalt et. Das Ambiente war sehr festlich, besonders auf dem Marienfeld, wo sich die Leute phänomenal benommen haben."
Der Londoner Daily Telegraph vom 22. August blickt zuversichtlich auf den neuen Pontifex:
"Obwohl Papst Benedikt einige Traditionen seines Vorgängers aufgegeben hat, wie den Boden zu küssen bei der Ankunft in einem fremden Land, wuchs er im laufe dieser Woche sichtbar in seine Rolle hinein."
Auch der britische The Independent vom 22. August nimmt Abstand von den gerade auf der Insel nach dessen Wahl vorgebrachten, wütenden Ausbrüchen gegen den deutschen Papst:
"Alles spricht für die Annahme, daß sich der neue Papst wegbewegt von der alten Rolle und Persönlichkeit des Durchsetzers der Doktrin hin zu der eines Brückenbauers, zu dem also, was das lateinische Wort ,Pontifex tatsächlich bedeutet."
Ähnlich optimistisch äußert sich die Nordwest-Zeitung (ebenfalls 22. August) aus Oldenburg unter dem Eindruck des Weltjugendtages:
"Keine Frage, die erste große Prüfung hat dieser Papst glänzend bestanden. Er ist, anders als viele Skeptiker angenommen hatten, massentauglich und medienresistent."
Die Pariser Zeitung Le Monde vom 21. August fürchtet hingegen, daß der strahlende Eindruck des Jugendtreffens den weit weniger glänzenden Zustand der Kirchen bloß verdeckt:
"Er gibt als Schaufenster ein trügerisches Bild ab. Durch ihn haben sich noch nie die Kirchen oder Seminare gefüllt. Die Tatsache der Abkehr von der Kirche, wie sie sich in Frankreich und in Deutschland oder auch im Rest Europas verstärkt vollzieht, wird verdeckt. Das ist paradox: Die Kirche hat sich noch nie öffentlich so zur Schau gestellt, und noch niemals war es dabei derart schlecht um sie bestellt."
Die Süddeutsche Zeitung vom 22. August ist hinsichtlich der langfristigen Wirkung des katholischen Weltjugendtages hoffnungsfroher:
"Auch von den Heiligen Drei Königen heißt es: Sie gingen anders zurück, als sie gekommen waren - auf einem anderen Weg und verändert."
Strichkunde
Der Strich befriedigt allgemein:
Er hat ja stets zwei Seiten!
Und trägt s nicht auch Moneten ein,
direkt auf ihm zu schreiten?
Der liebste aber unbedingt
ist der von allen Strichen,
der dick und quer zum Ausdruck bringt,
die Rechnung ist beglichen.
Nur just am Schlußstrich sieht man auch,
es gibt ihn nicht für alle:
Wer kuscht und zahlt nach frommem Brauch,
sitzt ewig in der Falle.
Geschichte nämlich demonstriert
als Quintessenz der Lehren:
Vergangenheit ist schlußstrichliert!
Da hilft kein Aufbegehren ...
Gonzalo de Braganza |
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