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Der frühere Vertraute Willy Brandts, Egon Bahr (SPD) stimmt im Spiegel vom 6. September dem bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ausdrücklich zu in dessen Ablehnung einer Aufnahme der Türkei in die EU. Gleichzeitig räumt Bahr mit deutschen Träumereien von einer "Europäischen Föderation" als Ersatz für den Nationalstaat auf:
"Welches Land außer Deutschland ist denn bereit zu dem nötigen Souveränitätsverzicht in der Außen- und Sicherheitspolitik? ... 45 Jahre konnte Deutschland die Illusion pflegen: im Westen - das Problem der Nation in der europäischen Supranationalität aufgehen zu lassen; im Osten - die nationale Spaltung als Teil des sozialistischen Lagers zu überdecken. Die Einheit hat den Urlaub von der Nation beendet. Nach 45 Jahren Pause gibt es den (deutschen) Sonderweg zur Übernationalität nicht mehr."
Die Sächsische Zeitung vom 7. September macht sich Sorgen über das gute Abschneiden der NPD im Saarland:
"Wenn die NPD schon im Saarland aus dem Stand heraus vier Prozent holt, läßt dies für Sachsen, wo sie ihren stärksten Landesverband besitzt, Schlimmes befürchten. Die Gefahr ist groß, daß sie am 19. September (dem Tag der Landtagswahlen in Sachsen) die Fünf-Prozent-Hürde nimmt und ins Landesparlament einzieht."
Die Frankfurter Rundschau vom 7. September widerspricht der Behauptung, die Lafontaine-Kritik an Schröder und "Hartz" oder "mangelnde Vermittlung der Reformen" seien schuld am Landtagswahlergebnis an der Saar:
"Die Bundespolitik nimmt Abschied vom Sozialstaat alter Prägung, ... Von sofort an wird nur noch die Untergrenze verteidigt, unter die niemand fallen soll. Das ist der Kern - und um diesen Kern redet man in Berlin nicht ohne Grund wortreich herum. Die Wähler spüren das Versteckspiel schneller, als Politiker glauben, die stets nur ,besseres Erklären anmahnen ... Gegen den nicht bezeichneten Berliner Paradigmenwechsel aber muß Protest möglich sein, auch mit dem Stimmzettel. Es ist also nicht nur ungehörig für Demokraten, sondern obendrein politisch gefährlich, wenn man jetzt pauschal behauptet, Kritik, selbst von einem selbstherrlich auftretenden Lafontaine, würde nun wieder ursächlich die Rechtsextremen stärken."
Die Welt vom 7. September wundert sich über den Gleichmut, mit dem die SPD ihr neuestes Debakel verdaut und folgert:
"Der Partei fällt angesichts ihrer Politik nicht mehr ein als die Hoffnung auf einen Deus ex Machina namens ,Aufschwung "
Regie-Theater
Am Parteikonvent der Frommen
herrscht nicht Zufall oder Pfusch,
und es mußte einfach kommen:
Wollt ihr den totalen Bush?
Ja, du edle Geistesleuchte,
führe uns, wir folgen dir,
zeig der Menschheit, was sie bräuchte,
unsre Boys besorgen s ihr!
Ganzer Welt die Freiheit bringen
- die wir meinen, sowieso -
und das heißt vor allen Dingen
Halliburton, Texaco.
Als Postskriptum wär zu fragen,
ob ein Unterschied besteht -
Kush und Berry? Leicht zu sagen:
Ja, im Aktienpaket ...
Gonzalo de Braganza
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