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Bitterkalt war der vergangene Dezember in der Heimat, das mögen die kaum glauben wollen, die im Westen und Süden Deutschlands leben. Denn dort war dieser Monat wesentlich milder, gleichzeitig meist auch nasser als gewöhnlich. Für die Bankenstadt Frankfurt errechneten die Klimatologen einen Überschuß für das Temperaturmittel von 1,6 Grad und den Niederschlag von 71 Prozent.
Doch berichteten die Medien immer wieder von einer Luftmassengrenze, die sich ungefähr von Holstein bis zum Böhmer Wald erstreckte und milde Meeresluft von extrem kalter Festlandluft trennte. So mußte bereits die Berliner in der kalten und trockenen Luft frieren. Bei einem Temperaturmittel von 1,9 Grad und einer Niederschlagshöhe von 14 Millimeter war der Monat in der Hauptstadt um drei Grad kälter und um 75 Prozent trockener als gewöhnlich. Die Bewohner dort konnten deshalb schon eher ahnen, was der Winter im ungefähr 500 Kilometer entfernten Ostdeutschland zu bieten hat.
Und das war nicht ohne: Bleibt man beim Jonglieren mit den spröden Zahlen, dann mußten die Bewohner dort eine Witterung mit Temperaturmitteln von minus fünf bis minus sieben Grad ertragen. Sie war rund fünf Grad kälter, als man es dort in der fernen Provinz normalerweise um diese Zeit zu erwarten hat, und um 8,5 Grad kälter als im tausend Kilometer entfernten Frankfurt a. M.. Am tiefsten lagen die Mittel in der Rominter Heide, in Masuren und im Oberland. Während der Dauerfrost das Land 30 Tage im Griff hatte, wurde die Frostperiode vor allem in den Küstenbereichen schon mal besonders tagsüber für kurze Zeit unterbrochen.
Die erste Frostwelle erreichte ihren Höhepunkt um den zweiten Advent. Am 9. Dezember meldeten viele Wetterstationen Minima von minus 17 Grad, Allenstein sogar von minus 19 Grad. Zwischen dem 11. und 14. Dezember taute es tagsüber leicht. In der Nacht nach dem dritten Advent sanken die Werte während einer weiteren Kältewelle erneut bis zu minus 16 Grad. Kurz darauf, am 20. Dezember, erlebte Ostdeutschland den mildesten Tag des gesamten Monats. Den Spitzenplatz nahm Memel mit 3,7 Grad ein.
Dann wurde es spannend: Weiße Weihnacht, ja oder nein? Diesmal erfüllte der Winter mal wieder den Wunsch der Romantiker. Vielleicht tat er sogar zuviel des Guten; denn am Heiligen Abend und am ersten Feiertag zog der Frost bei einem funkelnden Sternenhimmel in der vom Mond beschienenen Schneelandschaft stark an. Bis zu minus 21 Grad schrumpfte das Quecksilber. Es zeigte nicht nur das Minimum des vergangenen Dezembers, sondern auch des ganzen Jahres an. Trotz einer Feiertagssonne stieg die Temperatur nicht über die Minus-10-Grad-Marke. In das Königsberger Wettertagebuch wurden als Maximum sogar nur minus 15 Grad notiert.
Das berüchtigte Weihnachtstauwetter verspätete sich um einige Tage und fand zwischen dem 28. und 30. Dezember statt. Mit Temperaturen bis zu drei Grad und Regen nagte es an der weißen Pracht. Auch in Memel, wo die Schneedecke im ganzen Land am geringsten und den ganzen Monat über dünn war, blieb von ihr immer noch etwas übrig. In Rastenburg und Nikolaiken lag der Schnee über die Weihnachtszeit bis zu 20 Zentimetern hoch und schrumpfte während des Tauwetters nur um die Hälfte.
Insgesamt hat es im vergangenen Monat nur wenig geregnet und geschneit. Besonders trocken war es in Allenstein, wo nur neun Millimeter Niederschlag zusammengekommen waren. Dafür zeigte sich die Sonne doppelt so häufig wie gewöhnlich und hatte im ganzen Dezember ungefähr 50 Stunden geschienen.
Der Monat verabschiedete sich in der Silvesternacht mit Frost und funkelnden Sternen. Mit einer weißen Schneelandschaft und gefrorenen Seen und Haffs begrüßte Ostdeutschland das neue Jahr, wie es sich gehört, hochwinterlich.
Blickt man auf das alte Jahr kurz zurück, so muß man erstaunt sein, daß es trotz des kalten Dezembers dennoch zu den wärmsten Jahren seit den Wetteraufzeichnungen von Königsberg im Jahre 1851 gehört. Dazu trugen vor allem die Mitteltemperaturen der Monate Februar, Mai und August mit ihren enormen Wärmeüberschüssen bei. Die Maitemperatur hatte dabei sogar einen neuen Rekord erzielt. |
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