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An den Ratsvorsitzenden der E.K.D., Herrn Landesbischof Wolfgang Huber, Berlin
Sehr geehrter Herr Landesbischof!
Am 23. April um 19 Uhr entschuldigten Sie sich im ZDF im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland für die von der Türkei begangenen Massenverbrechen an den Armeniern. Begründung: unser Bündnis im Ersten Weltkrieg mit der Türkei. Welche Legitimation haben Sie eigentlich für eine derartige Erklärung? Sie, Herr Landesbischof werden den Engländern und Amerikanern ja auch nicht vor, daß diese sich mit der Sowjetunion verbündet haben, obwohl schon lange vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges die Massenmorde in Rußland an Christen, Ukrainern, Kulaken überall bekannt waren.
Merken Sie denn gar nicht, daß Sie und Ihre Kollegin Frau Jepsen die evangelischen Christen massenweise aus der Kirche treiben, weil diese die permanente Selbstbezichtigung und die Vorwürfe gegen das eigene Volk nicht mehr ertragen können? Und weil sie die Achtung vor denjenigen Pastoren (= Hirten) verloren haben, die im Talar parteiisch gefärbte Politik treiben, statt sich um die seelische Not der Menschen zu bemühen. Ein Seelsorger wird als solcher nur anerkannt, wenn er als Persönlichkeit glaubwürdig ist.
Am vergangenen Sonntag wurde Papst Benedikt XVI. in sein Amt eingeführt. Ich bin bekennender evangelischer Christ und werde das aus vielen Gründen bleiben. Aber hier ist - zur Wut aller politisch Korrekten - eine Persönlichkeit berufen worden, die ihre Fahne nicht in den Wind des gegenwärtigen Zeitgeistes hängt. Der Papst sagte in seiner Predigt, daß seine größte Sorge die Wüste in den Seelen, die Leere der Seelen sei. Die Leere der Seelen haben wir auch in evangelischen Gebieten. Und - Gott sei Dank - haben wir noch eine Anzahl von Pastoren, die das reine Evangelium ohne Rück-sichtnahme auf den Zeitgeist predigen. Aber wie sieht es da bei unseren evangelischen Kirchenleitungen aus?!
Es kann durchaus sein, daß in diesen Tagen der erste Anstoß gegeben ist für eine geistig-moralische Wende, die auch die evangelische Kirche zwingen wird, glaubwürdige, vom Zeitgeist und von der Parteipolitik unabhängige Seelsorger an die Spitze zu stellen. Und eine geistig-moralische Wende wird eine politische Wende im Gefolge haben, ich meine damit: weg von Opportunismus und Beliebigkeit. Es ist bedauerlich, daß der Anstoß zu dieser Entwicklung nicht von der evangelischen Kirche ausgegangen ist.
Wie Herr Hans-Olaf Henkel sagte: Deutschland kann erst gesunden - moralisch, politisch, wirtschaftlich - wenn die Deutschen sich von ihrem (ihnen Jahrzehnte lang eingepflanzten) Schuldkomplex befreien. Ich glaube, daß auch in dieser Hinsicht die mentale und tatsächliche Lage in fünf, spätestens zehn Jahren ganz anders aussehen wird als heute.
Friedrich Carl Albrecht, Burgdorf-Ehlershausen |
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