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Wiederaufbau derzeit kein Thema

 
     
 
Wer aus Potsdams reichlich provinziell anmutenden Hauptbahnhof herauskommt und sich vorbei an den halbfertigen Mauern des noch immer umstrittenen Potsdam-Centers, in Richtun Innenstadt begibt, der sieht zwar in der Ferne den von Carl Friedrich Schinke konzipierten Bau der Nikolai-Kirche mit ihrer prachtvollen Kuppel. Aber die Betrachte beschleicht dennoch das Gefühl, zunächst an einem mehr oder weniger trostlose Niemandsland vorbei zu gehen.

Gerade dieses heutige Niemandsland hatte es einst in sich. Jedoch kein Hinweisschild keine Tafel erinnert daran, daß dort eines der brillantesten Bauwerke preußische Architekt
urkunst gestanden hat und sich dort ehemals einer der schönsten Plätze Europas der Alte Markt, befand. Die Rede ist vor allem vom Potsdamer Stadtschloß, von dem eins der Große Kurfürst sagte, es sei "ein schöner Ort, der weder in Italien noc Frankreich seines Gleichen hat."

Kaum einer der vorbeigehenden befragten Passanten weiß um die einstige Bedeutun dieses Areals. Der Hinweis auf das Stadtschloß ruft meistens nur Achselzucken hervor. E gibt, und das ist sehr bedauerlich, nur sehr wenig Bewußtsein im Hinblick auf den alte Charakter der Stadt, die ehemals wie Würzburg oder Dresden ein barockes Kleino darstellte.

Potsdams neuer Oberbürgermeister Matthias Platzeck (SPD) hatte bereits vor Amtsantrit im Herbst vergangenen Jahres mit Andeutungen Hoffnungen geweckt, daß der Wiederaufbau de Stadtschlosses keine abstruse Idee sein müsse. Er hielt damals übrigens auch de Wiederaufbau der der SED-Abrißbirnen zum Opfer gefallenen Potsdamer Granisonskirche fü möglich und schlug vor, darin eine Gedenkstätte unterzubringen.

Seitdem ist es aber seitens des Oberbürgermeisters Platzeck zu diese Gedankenkomplexen äußerst ruhig geworden. Interviewwünsche werden von Platzeck Pressebüro abschlägig beschieden und terminliche Überlastungen als Gründe genannt wobei geäußert wird, Potsdam habe derzeit wichtigere Probleme zu lösen. Überdies wiss man nicht, ob der Oberbürgermeister überhaupt etwas dazu sagen will.

Ist Platzeck zurückgepfiffen worden? Das ist jedenfalls zumindest angesichts de schwelenden Kontroversen um Gestalt und Nutzung im Falle eines möglichen Wiederaufbau des Schlosses nicht von der Hand zu weisen. So würde beispielsweise Brandenburg Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) im Falle des Bauens nur die Kubatur des Schlosses aber nicht die originalgetreue Rekonstruktion favorisieren. Alte Bauteile und Plastike könnten eingebaut werden.

Auch Brandenburgs Landtagspräsident Herbert Knoblich (SPD) lehnt eine originalgetreuen Wiederaufbau ab. Mit den gelegentlich aufgetauchten Vorschlägen, in wiederaufgebauten Schloß den Landtag unterzubringen, um so auf einen neuen Betonklot dafür zu verzichten, kann sich der Politiker gleichfalls nicht anfreunden. Brandenburg CDU zeigte sich im Zusammenhang damit schon zugänglicher.

Dagegen setzt sich der Hamburger Kaufmann und Preußenliebhaber Wilhelm von Boddie vehement für eine originalgetreue Wiederherstellung des Schlosses ein. Er verweist daz auf seine bereits weit gediehenen Bemühungen für den Wiederaufbau des Berline Stadtschlosses hin, der nach seinen Vorstellungen ganz ohne Steuergelder der Bürge vonstatten gehen soll.

Nicht minder vehement fordert der namhafte Potsdamer Architekt Christian Wendland die originalgetreue Rekonstruktion. Das werde der Geschichte des Bauwerks und der Stad geschuldet, denn immerhin sei in diesem Bauwerk das Potsdamer Toleranzedikt unterzeichne worden. Zwei berühmte Hohenzollern sind zudem im Stadtschloß gestorben: der Groß Kurfürst und der Soldatenkönig.

Das Schloß wurde nach Abriß eines Renaissancebaus in den Jahren zwischen 1662 un 1689 unter dem Großen Kurfürsten als Barockbau errichtet. Im Jahre 1744 ließ Friedric der Große mit Hilfe von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff das Bauwerk wesentlic erweitern. Der vom Alten Markt umgebene Bau galt später als der Höhepunkt de Fridericianischen Barocks.

Praktisch wenige Tage vor Beendigung des Zweiten Weltkriegs, am 14. April 1945, legte alliierte Bomben (Präludium für die kommenden Zeiten?) weite Teile der Potsdame Altstadt, darunter das Stadtschloß und die Garnisonkirche, in Schutt und Asche. Wie viel andere preußische Bauwerke war auch das Stadtschloß der SED-Führung ein Dorn im Auge Zwar hatte 1958 das DDR-Institut für Denkmalspflege nachgewiesen, daß 83 Prozent de Mauern des Schlosses tragfähig seien und ein Wiederaufbau im Bereich des Mögliche liege.

Das SED-Regime setzte sich aus den wohlbekannten Gründen über das Forschungsergebni hinweg und ließ am 13. November 1959 die übriggebliebenen Mauern des Stadtschlosse schleifen. Die Fertigstellung eines umstrittenen Theaterbaues an dieser Stelle Ende de 80er Jahre verhinderte die Wende. Der halbfertige Klotz wurde wieder abgerissen. War de Abriß der Schloßmauern eine ausschließlich politische und überdies äußerst perfid Handlung, so ist der Wiederaufbau gleichfalls ein politisches und letztlich zwingende Handeln. Es wäre gut, wenn Matthias Platzeck und alle anderen sich daran erinner würden. Konrad Rost-Gauden
 
     
     
 
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