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Wolfgang Woiki hatte eine leuchtende Idee

 
     
 
Der Ostpreuße Wolfgang Woiki (66) hat einen jahrelang gehegten Traum in eine ungewöhnliche Geschäftsidee transformiert: Eine Leuchtkarte seiner Heimat, ein Blickfang, der so manchem jungen und selbst auch alten Ostdeutschland ein neues Licht aufgehen läßt.

Nein, eigentlich hat er nichts verkauft, genau genommen gar nichts, und doch seien das Ostdeutschlandtreffen und seine vielen Besucher für ihn als Aussteller ein voller Erfolg gewesen, sagt Wolfgang Woiki. "Es ist ja schließlich kein Mitnahmeartikel, den ich fertige", sagt er, "- da kommt so schnell keiner im Vorbeigehen und kauft den mal". Kennenlernen und ausprobieren sollten die Landsleute
sein Schaltwunder, aus dem er keinen Profit schlagen will. Der Ostdeutschlandfahrer aus Leidenschaft baut Einzelstücke, in mühsamer Kleinarbeit. 190 Lötstellen, die einzeln gesetzt werden wollen. Nicht einmal darf er sich verlöten, sonst ist die Arbeit umsonst. 80 Meter Schaltdraht verbinden Miniaturlampen, Leuchtdioden, die Ostdeutschlands Kreis- und Großstädte auf der Karte mit den Grenzen Stand 1937 erstrahlen lassen. Nur Holz und Elektronik - kein Plastik. Ein edler Furnierrahmen umschließt das Ganze, verleiht dem farbenprächtigen Lichterwerk einen exklusiven, bleibenden Wert. Dabei ist die "Heimatkarte Ostdeutschland" überraschend leicht, wenn man sie in die Hand nimmt (fünf Kilogramm).

Ein ausgeklügeltes System steckt hinter der professionellen Bastelarbeit. Die erste Karte baute er noch zusammen mit seiner Frau - seitenverkehrtes Arbeiten ist nicht so einfach, mußte er feststellen. Jede Minileuchte muß einem Schalter, jeder Schalter dem passenden Stadtwappen zugeordnet werden: "Du, das ist ja ein Riesenaufwand", sagte er damals. Eine eigens entwickelte Schablone hilft ihm heute, die richtigen Verbindungen herzustellen.

Die sucht er übrigens nicht nur auf dem auf Sperrholz aufgezogenen Kartenmaterial - für das glatte Aufziehen entwickelte er eigens eine Maschine - mehrmals pro Jahr reist er in die Heimat. Für ihn ist das vor allem Elbing. Im Alter von fünf Jahren wurde er vertrieben - heute kann er wieder die alten Alleen aufsuchen, nach kleinen Burgen und alten Kirchen suchen, für seine Dokumentation. Bei der Suche, genauer: bei der Planung seiner nächsten Reisen, kam ihm der Gedanke, die alte durch Reißzwecken und immer wieder neu abgesteckte Touren verbrauchte, aber schöne Farbkarte durch etwas Haltbareres und zugleich Ansprechenderes zu ersetzen. Ein Anschauungsobjekt, an dem sich Fahrstrecken mit Leuchten planen und "fixieren" lassen. Mit 40 Wappen für das Land und seine Städte weckt sein lange ausgetestetes kleines Meisterwerk nicht nur in alten Ostdeutschland die Lust am Reisen, Planen und sich Erinnern. Auch der Enkelgeneration dürften die vielen robusten Schalter und Lämpchen die Heimat spielerisch nahe bringen. Fluchtwege oder Reisewege, wichtig ist dem Ruheständler im Unruhestand die Herkunft: Hier sind unsere Wurzeln, hier sind wir entlanggekommen.

Als "Lehrbub" in den Fünfziger Jahren wollte er schon ähnliches bauen. Damals war die Technik noch nicht so weit. Heute bereitet eher der Preis Probleme. "Bei soviel Handarbeit kann man nur hoffen, die Materialkosten wieder rein zu bekommen, ginge man weiter, wäre die Karte unbezahlbar", kalkuliert Woiki. Ihm macht es nichts aus. Mehrere Karten hat er schon für Einrichtungen der deutschen Volksgruppe gespendet. Sie sind als Lehr- und Anschauungsmaterial hochwillkommen. Auch im gemeinsamen Foyer derund ihres Herausgebers hängt ein Exemplar. Kaum ein Mitarbeiter vermag es, daran vorbeizugehen, ohne die Schalter zu betätigen - man sieht es an den ständig wechselnden, grün und rot strahlenden "Leuchtbildern". Rot steht für die Groß-, grün für die Kreisstädte. "Es soll halt was besonderes sein, ich hab auch nen Haufen Geld reingesteckt", sagt er. Ein halbes Jahr brauchte er für die Entwicklung; produziert wird nur auf Anfrage; maximal 20 Karten will er bauen. Jede hat eine Nummer und ein Zertifikat. 93 mal 83 Zentimeter lackiertes Preußen im Fünf-Farben-Druck.

Wenn sich doch alles so "leicht" aufziehen ließe wie Karten auf Holz. Den Wiederaufbau seiner Heimatstadt verfolgt der passionierte Hobbyfotograf Woiki seit Jahren: "Unglaubliches haben die Polen da geleistet, im Gegensatz zum russischen Teil". Die Stadt ist Ausgangspunkt seiner Reisen: "Das südliche Ostdeutschland hab ich im Kasten, jetzt fehlt mir noch der Norden, aber ich ärgere mich immer über die 50 Euro Visagebühr - ist schließlich ein Land!" Akribisch lichtet er Bauten aus der Ordenszeit ab, am liebsten die abseits der großen Wege. Ein Bildband "Auf den Spuren der Ordensritter" ist in Planung. Bei den dort abgebildeten "vielen Fotos, 60 bis 70" soll es sich ausschließlich um Motive handeln, die es so auch schon vor den Zerstörungen und Veränderungen des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit gegeben haben könnte. Viele Kontakte zu den jetzigen Bewohnern hat er geknüpft. Für einen Moment spricht er etwas leiser: "Wenn ich jünger und nicht verheiratet wäre, würde ich mir vielleicht eine junge Polin zur Frau nehmen, dann könnte ich in meiner Heimat ganz regulär Grundbesitz erwerben und neu anfangen." Er lacht. "Es ging darum zu zeigen, was man machen kann", natürlich meint er seine Karten - vielleicht kommt bald eine neue hinzu: mit den ostdeutschen Adelshäusern. Sverre Gutschmidt

 
     
     
 
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