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Zur Käthe-Kollwitz-Ausstellung in Düsseldorf

 
     
 
Fernab von Königsberg, dem Geburtsort der Käthe Kollwitz (1867-1945), und ihrer Wirkungsstätte Berlin sowie ihrer Grabstätte auf dem Friedhof Friedrichsfeld wurde 1985 ein Museum, das ihr gewidmet ist, gegründet. Ob die fröhlichen Rheinländer in ihrer Karnevalsmetropole die ernste Thematik und den Stil der Ostpreußin annehmen, diese Kunst, "in der nichts geschönt wird, es keine Verbindlichkeit und Gefällig
keit gibt", hatten sich manche Skeptiker gefragt. Das Museum am Rhein, das heute als größter Bestand an Werken der großen Künstlerin gilt, ist eine Stiftung der Kreissparkasse Köln, deren Bilanzsumme sich im vergangenen Jahr auf 15,8 Milliarden Euro belief. In Hannelore Fischer besitzt das Kölner Museum eine Leiterin und Wissenschaftlerin, die in den Rahmen der ständigen Sammlung auch periodische Ausstellungen integriert, von Künstlern, die dem Schaffen der Kollwitz nahestehen, die einen beachtlichen Besucherkreis anlocken. Überdies organisiert Hannelore Fischer mit Leihgaben des Museums auch Wan- derausstellungen, die den Namen Käthe Kollwitz weit verbreiten.

Bis zum 30. März befindet sich im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus die Ausstellung "Käthe Kollwitz - Grafik und Skulptur". In seiner Eröffnungsrede kündigte der Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses, Dr. Walter Engel, an, daß diese Ausstellung von der Städtischen Galerie Königsberg (Kaliningrad) im Herbst übernommen werde, und erinnerte daran, daß dort unter Federführung seines Hauses erstmalig nach dem Zweiten Weltkrieg auch Arbeiten von Käthe Kollwitz gezeigt wurden, und zwar in der Ausstellung "Ostdeutsche Künstler in Kaliningrad" (Oktober 1991). Und Hannelore Fischer hob hervor: "... Das künstlerische Schaffen von Käthe Kollwitz dokumentiert und unterstreicht ihr Vermächtnis: es ist Kunst, die eine ausdrucksstarke, eine humane und auch eine weibliche, tröstliche, vor allem aber eine große Kunst ist."

Angesichts der derzeitigen Situation, der Millionen von Toten infolge Hunger, Seuchen und fehlender ärztlicher Betreuung in vielen Ländern sowie der Schere zwischen Arm und Reich, die sich immer mehr erweitert, ist die Düsseldorfer Ausstellung von besonderer Aktualität. Schon als junge Künstlerin setzt sich Käthe Kollwitz mit Darstellungen des Todes auseinander, und zwar, wie er Kinder heimholt, als ahnte sie die Schicksale ihres Sohnes und ihres Enkels. Da ist die Radierung von 1903 "Frau mit totem Kind", auf einem anderen Blatt beschützt eine Mutter in ihrem Schoß ihr Kind. Später entstehen "Tod greift in eine Kinderschar" und "Tod hält Mädchen im Schoß".

Neun Themenkreise werden in der Düsseldorfer Ausstellung herausgestellt. Neben "Bauernkrieg", "Mutter und Kind" und "Selbstbildnisse" nehmen die "Sozialen Probleme" und "Ein Weberaufstand" einen wichtigen Platz ein. Gerade im Gerhart-Hauptmann-Haus erinnert man sich an die Beziehungen der ostdeutschen Künstlerin zum schlesischen Dichter.

Aktuell ist das Werk jedoch nicht nur der Thematik wegen. Da nach dem Krieg deutsche Galerien und Museen von Exponaten überschwemmt werden, dessen unkontrollierte Zufälle zugrunde liegen und die bar jeden gediegenen künstlerisches Handwerks sind, wächst der Wunsch nach künstlerischem Können und technischer Perfektion. Die grenzenlose Freiheit, die die sogenannten Avantgardisten von jenseits des Ozeans in die Bundesrepublik importierten, stieß hier nach der Diktatur auch auf kulturellen Gebieten zunächst auf Entgegenkommen. Doch unkontrollierte Zufälle und mißverstandene Freiheit können ins Leere führen. Auch preußische Ordnung und künstlerische Disziplin sowie das Wissen um eine Materialgerechtigkeit - wie sie sich im Werk Käthe Kollwitz etwa im Malerischen der Lithos, den kantigen Kontrasten der Schwarz-Weiß-Holzschnitte und der Körperhaftigkeit ihrer Plastiken äußert - können, wie die Ausstellung doku- mentiert, Freiheit manifestieren. Dieses vielseitige Können und die Menschlichkeit machen die Meisterschaft von Käthe Kollwitz Œuvre aus und ziehen das Publikum in ihren Bann.

Käthe Kollwitz: Arbeiterfrau mit schlafendem Jungen

Käthe Kollwitz Museum Köln, Träger: Kreissparkasse Köln

 
     
     
 
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