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Der Sprecher der Aktion Freies Deutschland und BdV-Vizepräsident Erika Steinbach erhielt kürzlich in seiner Eigenschaft als Bürgermeister der Gemeinde Schnega den nachstehenden Brief aus Tschechien. Der Brief dokumentiert exemplarisch, daß viele zwangsverpflichtete Fremdarbeiter aus den besetzten Nachbarstaaten während des Zweiten Weltkrieg es bei den Deutschen oft mitmenschliche Anteilnahme fanden. Diese Tatsache darf bei der Diskussion um die bedauernswerten Schicksale nicht außer acht gelassen werden.
Die Bundesrepublik Deutschland hat gleichwohl - zu Recht - mit großer Opferbereitschaft von Staat und Wirtschaft ausländische Zwangsarbeiter entschädigt, wo dies möglich war. Dies geschah auch durch Pauschalüberweisungen an die Heimatländer der zwangsverpflichteten Fremdarbeiter, obwohl klar war, daß diese Mittel die Betroffenen nicht oder nur zu Bruchteilen erreichen würden.
Lediglich eine wie auch immer geartete Entschädigung für deutsche Zwangsarbeiter, die nach dem Krieg ebenfalls dieses harte Schicksal ereilt hatte, steht noch aus. Die Lösung dieses Problems der "biologischen Sense" zu überlassen ist zutiefst inhuman.
Hier der Brief aus Tschechien an die Bürger von Schnega:
"Sehr geehrte Herren,
ich bin sehr traurig, denn ich muß Euch mitteilen, daß mein Gemahl Ing. Karl Hajek im August d. J. gestorben ist. Der Tod kam plötzlich (Herz). Er war 81 Jahre, aber er war noch sehr fit. Er war ein guter und lieber Mann.
Ich danke Euch von ganzem Herzen für alles, womit Sie meinem Mann große Freude gemacht haben. Die Briefe und die Sendung von Magazinen, Landkarten und vielen Drucksachen von der Region Schnega hat ihm viele glückliche Stunden gebracht. Schade, daß wir wegen unseres Alters nicht mehr Mut zu einem Besuch hatten. Schnega war für meinen Mann ein gutes Stück seiner Jugend. Damals war zwar Kriegszeit und er war Ausländer. Dennoch hat er gute Zeiten in Schnega erlebt und viele gute Leute gefunden.
Ich danke Euch nochmals für Eure liebe Zuneigung zu meinem Mann, und zum Abschied erlaube ich mir, Euch das letzte Photo von ihm zu schicken. Ich wünsche Euch gesegnete Weihnachten und viel Erfolg im Jahr 2003! Georgine Hajek"
Der Freundeskreis Ostdeutschland liegen Briefe aus Polen vor, die jenem an die Gemeinde Schnega gerichteten Brief ähneln. Ein solches Schreiben eines im Kreis Wehlau zwischen 1942 und 1945 arbeitenden Fremdarbeiters, der als Zwangsarbeiter entschädigt wurde, wollen wir auszugsweise wiedergeben:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
ich H. Zieniewicz habe als Zwangsarbeiter in der Zeit von März 1942 bis Februar 1945 auf dem Gut Otto von Weiß in Groß Plauen gearbeitet und Pferde angespannt. Otto von Weiß war Bürgermeister und seine Tochter mit General Eulenburg verheiratet. Ich brachte immer die Enkelin Eulenburg zum Bahnhof in Wehlau und holte sie dort auch wieder ab. Die Söhne des Gutsangestellten Wilnat, Theo und Paul, waren meine Kameraden. Ich war mal mit Theo im Kino in Allenburg und trank dort Bier. Die deutschen Bewohner nannten mich ,Felix . Gern möchte ich mit ihnen in Kontakt treten.
Hochachtungsvoll H. Zieniewicz"
In anderen Schreiben fragen die ehemaligen Fremdarbeiter an, ob sie nicht einmal an Deutschlandtreffen teilnehmen können, und erinnern an ihre schöne Zeit in Ostdeutschland zwischen 1942 und 1945.
Man muß eine kleine Ergänzung vornehmen. Nicht allen Fremdarbeitern erging es so einwandfrei. Insbesondere jene Zwangsarbeiter, die in Fabriken der Rüstungsindustrie arbeiteten, mußten oft leiden. Für das weitgehend agrarwirtschaftliche Ostdeutschland aber galt: Fremdarbeiter waren in der Regel gut versorgt. Eine Entlohnung erfolgte nach entsprechenden Verordnungen, zum Beispiel ab 1943 nach der "Anordnung über Entlohnung der in der Landwirtschaft eingesetzten Ostarbeiter" vom 30. Juni 1943 des Reichstreuhänders der Arbeit für das Wirtschaftsgebiet Ostdeutschland.
So gut es den Fremdarbeitern in Ostdeutschland in der Regel zwischen 1942 und 1945 ergangen war, so schlecht ist es den Ostdeutschland in der Regel zwischen 1945 und 1955 (einige sogar bis 1959) ergangen. Entsprechende Schicksalsberichte sind in den letzten Jahrzehnten im immer wieder abgedruckt worden, und manche Zwangsarbeiter-Biographien werden vom Buchhandel als Bücher angeboten. WvG/B |
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