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Phantastische Wesen mit eigenwilligen Namen bevölkern zur Zeit wieder einmal die Räume einer Berliner Altbauwohnung in der Grolmannstraße 46. Dort, genauer gesagt in der "kleinplastik bildhauergalerie", zeigt Gertraude Zebe noch bis zum 30. April eigene Arbeiten - Mittelwesen aus Mensch und Tier, die sie Zezootiere nennt. Schon die ersten Plastiken, die entstanden, trugen ein "Ze" (wie Zebe) vor dem Titel (Zebulle, Zebache). Das war 1969, als sie auf einer ersten Einzelausstellung in Berlin gezeigt wurden. Damals waren sie allerdings noch in Kunststoff gearbeitet. Eine erste Bronze entstand 1972. Mittlerweile sind viele Jahrzehnte ins Land gegangen, und doch haben die Zezootiere, mit und ohne Reiter, die Zebullen-Schädel und ihre Schöpferin ihren Schwung behalten.
Geboren wurde Gertraude Zebe 1938 in Berlin. Nach ihrem Examen für Kunst- und Werkerziehung ging sie auf die Insel Kreta , wo sie begann, ihre plastischen Ideen zu entwickeln. Die Begegnung mit dem Bildhauer Rudolf Belling (1886-1972) gab ihr weitere entscheidende Impulse. Heute zählt sie zu den eigenwilligsten Plastikerinnen Berlins. Um das Plastische im Bronzeguß deutlicher, sichtbarer zu machen, bezog sie Farbe in die Form mit ein - "formunterstützende Malerei" nannte sie diesen Prozeß. An den schwarzgefärbten Bronzen blitzt der helle Goldton des Materials an ganz bestimmten Stellen durch, erhöht so die Plastizität.
Neue Ideen sind mittlerweile hinzugekommen. Während Zebe früher viel mit Bronze arbeitete, ist es heute der Eisenguß, der sie fasziniert. Die Arbeiten wurden strenger. "Auch die ,formpatina , die ich bis 1994 bei den Bronzen anwandte, veränderte sich", so die Künstlerin. "Es wird nicht mehr der Form nachgespürt, sondern es werden Gleichnisse mit Farbe und Form aufgezeigt."
In der Ausstellung werden nun neue Arbeiten aus den Jahren ab 2000 gezeigt. Sie scheinen abstrakter geworden, noch sparsamer in den Mitteln. In ihnen bezieht die Bildhauerin auch Fertigteile, sogenannte Eisenvierkantrohre, mit ein. "Diese Fertigteile tragen teilweise eine schwarze Bemalung, die Gleichnisse in Form und Farbe, gemeinsam mit dem plastischen Teil aufweisen", erklärt Zebe. Technische Sockelteile habe sie bereits früher in ihre Arbeiten mit einbezogen, "doch bei den Eisengüssen finden die Gleichnisse in Farbe und Form gemeinsam vom technischen zum plastischen Teil statt, sozusagen eine Zwiesprache."
Neben den Plastiken entstanden viele kleine farbige Zeichnungen, die den plastischen Entwicklungsprozeß verraten. Einige wurden für die Ausstellung gerahmt und können zu einem Sonderpreis erworben werden. Für Zeichnungen und Plastiken mag gleichermaßen gelten, was Heinz Ohff einmal über die Arbeiten von Gertraude Zebe sagte - sie "überschreiten Grenzen, die sonst nur der Traum überschreitet, oder die Utopie". Ein Traum, in den man sich gern entführen lassen will (donnerstags bis sonnabends 15 bis 19 Uhr oder im Internet unter www.bildhauergalerie-berlin.de ).
Gertraude Zebe: Zezootier &Reiter (Eisenguß, 2003) |
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