A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Alexander Lebed

 
     
 
Daß ein Mann wie der 48jährige russische Afghanistan-Veteran und Ex-General Alexander Lebed nicht ohne weiteres in die politisch-korrekte Landschaft Deutschlands hineinpaßt, verwundert nicht. Wer so nonchalant wie Lebed bekennt, daß er "General und nicht liberal" sei, der erregt Argwohn bei den meinungsgepanzerten deutschen Musterdemokraten. So blieben bei der Verleihung des auf 50 000 D-Mark dotierten Friedenspreises der hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung an eben jenen Alexander Lebed am vergangenen Donnerstag die vier Vorsitzenden der Fraktionen im hessischen Landtag und die Mehrzahl der Kabinettsmitglieder fern. Bedenkenträger
hegten Zweifel am "Demokratieverständnis" des Herrn Lebed. Was nützt es da einem Alexander Lebed, daß er sich bleibende Verdienste um die Beendigung des Tschetschenien-Konfliktes erworben hat? Das alles zählt nicht, wenn man die in Deutschland erwartete Bekenntnis-Lyrik vermissen läßt. Statt dessen pflegt Lebed das offene Wort, das vielen freilich allzu offen daherkommt.

Den Friedenspreis übergab der hessische Landtagspräsident Klaus-Peter Möller, der die Relationen in etwa wieder zurechtrückte, als er darauf verwies, daß derjenige, "der den Frieden" wolle, "bereit sein" müsse, "für ihn zu kämpfen", und selber "eine Kämpfernatur sein" müsse. Der Osteuropa- und Abrüstungsexperte der SPD, Egon Bahr, würdigte Lebed in seiner Laudatio als einen Mann, den die Kriegserfahrung zum überzeugten Verfechter des Friedens gemacht habe. Der russische General a.D. stiftete das Preisgeld Waisenkindern bzw. den Opfern des Tschetschenienkrieges.

In seiner Dankesrede machte Lebed deutlich, daß in Rußland – wo jahrhundertelang autoritäre Regime geherrscht hätten – die Grundlage für eine funktionierende Demokratie erst noch geschaffen werden müssen. Die westeuropäischen Staaten hätten zweihundert Jahre für die Demokratie gebraucht. In Rußland sei bisher nichts erreicht worden.

Den Internationalen Gerichtshof in Den Haag forderte Lebed auf, "sich jetzt dringend mit der Verantwortung der Politiker und der Militärs für den Krieg in Tschetschenien zu beschäftigen". Lebed kündigte an, in Pjatigorsk im Nordkaukasus eine "Friedensmission" zu gründen, da sich in Moskau niemand mehr um diese Region kümmere. Unterstützt wird Lebed durch zahlreiche Gouverneure und Politiker der Nordkaukasus-Region. Lebeds Initiative ist deshalb von großer Bedeutung, weil gerade der Nordkaukasus aufgrund nicht enden wollender Streitigkeiten eine Krisenregion darstellt, in der es jederzeit zum offenen Konflikt kommen kann.

Schließlich skizzierte Lebed die Situation des rohstoffreichen sibirischen Krasnojarsk, zu dessen Gouverneur er vor kurzem gewählt wurde. Lebeds Stellvertreterin Gontscharowa verwies auf die entscheidende Bedeutung eines Investitionsgesetzes, das entsprechende Sicherheiten für mögliche Investoren bieten soll. Bisher hat Lebed als Sicherheit seinen eigenen Worten nach nur seinen Willen, sein Ehrenwort und seine Autorität anzubieten. Eigenschaften, mit denen Lebed bereits im Kaukasus reüssierte.

 

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Ostseeratstreffen

Preußen heute: Stadtführer und Ausstellung

Das maritime Königsberg

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv