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Im heutigen Deutschland genießt die 1992 verstorbene Marlene Dietrich ei bemerkenswert hohes Ansehen. Sogar auf Millionen Briefmarken ist sie abgebildet, und da kürzlich eröffnete Filmmuseum widmet der Diva den größten Teil seiner Ausstellung Berlins Senat ersteigerte nach dem Tod der Schauspielerin ihren Nachlaß. Fotos Utensilien und Dokumente von Marlene werden nun in dem Museum am Potsdamer Platz gezeigt Hier feiert man sie als "einzigen deutschen Weltstar" und "Ikone", die das "bessere Deutschland" repräsentiert habe.
Fast ihr gesamter Nachlaß, der unter anderem über 300 000 (!) Schriftstück enthält, lagert jedoch in Spandau. Archivare verwalten Berge von Akten, aber auc unzählige Kleidungsstücke, die ein ganzes Kaufhaus füllen könnten. Etliche Akten ha bisher niemand ausgewertet. Es lohnt sich, das vergoldete Heiligenbild des Filmmuseums mi dem zu vergleichen, was in der Spandauer "Marlene-Dietrich-Collection" zu finde und zu lesen ist. 1930 verließ die junge Schauspielerin Berlin, weil sie fortan in Hollywood arbeiten wollte. Politische Gründe spielten dabei keine ersichtliche Rolle Nach einem tiefen Karriereknick beantragte Marlene Dietrich 1937 die amerikanisch Staatsbürgerschaft, die sie zwei Jahre später erhielt. Angebote von deutscher Seite, in ihr Heimatland zurückzukehren, wies der Filmstar zurück. Seit 1942 machte sie höchs erfolgreich Reklame für Kriegsanleihen, welche dazu beitrugen, die amerikanisch Rüstungsindustrie zu finanzieren. Außerdem arbeitete Marlene 1944/45 für die US-Truppenbetreuung. In Nordafrika, Italien, Frankreich und Deutschland verschaffte si durch Varieté-Auftritte, bei denen sie ihre "legs" (Beine) offerierte amerikanischen "boys" eine Menge Kurzweil.
Marlene Dietrich habe während dieser Zeit, liest der Besucher des Filmmuseums zwischen Nazis und Deutschen differenziert. Unglücklicherweise entspricht das nicht de Wahrheit. Ende August 1944 erklärte sie dem "Saturday Home Magazine", sie hab nur anfangs solche Unterscheidungen vorgenommen. "Wie kann ich das jetzt noc tun?" So äußerte sich Marlene Dietrich wenige Wochen nach dem Staatsstreichversuc vom 20. Juli 1944. "Ich denke nicht an die Bomben, die auf Berlin regnen, wo mein Verwandten leben. Täte ich es, könnte ich meine Veranstaltungen nich durchführen." Aber Marlene Dietrich verdrängte nicht nur Bombenangriffe auf ein unschuldige deutsche Zivilbevölkerung. Der "Associated Press" gegenübe bekannte sie: "Ich helfe, Anleihen zu verkaufen, damit Berlin bombardiert werde kann."
Anfang 1945 betrat Marlene erstmals wieder deutschen Boden. In Stolberg, nahe Aachen gab sie dem "New York Mirror" ein Interview. "Ich glaube, daß Deutschlan alles (!) verdient hat, was nun mit ihm geschieht. Und ich sporne die Russen an, so bal wie möglich Berlin zu erreichen." "Alles" beinhaltete folglich nicht nu Bomben auf deutsche Städte, sondern auch die Vertreibung der Ostdeutschen, die mi massenhaftem Tod und Totschlag einherging. Den Amerikanern wiederum unterstellte sie als Motiv, Krieg gegen Deutschland zu führen, puren Idealismus.
Diese Äußerungen erfolgten nicht beiläufig. Noch 1966 sagte die Schauspielerin de Pariser Zeitschrift "Le Nouvean Candide": "Mein Herz konnte sich nich rühren, wenn Hamburg bombardiert wurde. Hitler ist von den Deutschen nicht erfunde worden, er hat nur das zutage treten lassen, was erblich (!) in ihnen steckt. Sie sin dazu geschaffen, um Soldaten zu sein, um unter einer Disziplin zu stehen und um eine allmächtigen Chef zu gehorchen." Höchst wundersam erscheint es, daß Marlen Dietrich, die Deutsche, über "andere" Gene verfügte. Wie auch immer: ihr Auffassungen vertraten eine erstaunliche Beschränktheit und Inhumanität. Bisweile ähnelte Marlenes Deutschlandbild spiegelbildlich verkehrt totalitäre Denkschablonen.
Nach jener Frau, die sich einst rühmte, den Bau von Bomben zu unterstützen, die Berlin in Schutt und Asche legten, ist heute sogar eine Straße ihrer Geburtsstad benannt. Kritiklose Bewunderung scheint eine deutsche Spezialität zu sein. Zu hoffe bleibt, daß diese Eigenschaft nicht angeboren ist. Rolf Helfer |
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