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Bielefeld - In den Jahren 1731 und 1732 wurden ungefähr 20 000 im Salzburger Land ansässige Protestanten aus religiösen Gründen aus ihrer Heimat vertrieben und auf Veranlassung von Friedrich Wilhelm I. in Ostdeutschland angesiedelt. 1911 gründeten ihre Nachkommen in Gumbinnen den Salzburger Verein e.V. mit 16 Zweigvereinen an verschiedenen Orten Ostdeutschlands sowie in Berlin, Dresden und Danzig.
Geschäftsstelle und Archiv des Vereins wurden zunächst in Räumen des Prussiamuseums im Königsberger Schloß und später im Haus Hintertragheim 31 eingerichtet. Dort befand sich auch die aus 32 000 Blatt bestehende Kartei mit Daten der Emigranten und ihrer Nachkommen, die damals Grundlage des von dem in Ostdeutschland berühmten Archivrat Dr. Hermann Gollub zusammengestellten „Stammbuchs der Ostdeutschen Salzburger“ wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Verein in Bielefeld neu gegründet, Patenschaften übernahmen das Land Salzburg und die Stadt Bielefeld. Gemeinsam mit der seit 1740 bestehenden Sozialstiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen und dem neugegründeten Trägerverein Wohnstift Salzburg e.V. errichteten Nachkommen der Salzburger Emigranten mit vielseitiger Unterstützung das Altenzentrum „Wohnstift Salzburg“ in Bielefeld, bauten nach der Wende in Gumbinnen 1995 die Salzburger Kirche wieder auf und stellten sie der allmählich neu wachsenden evangelischen Gemeinde zur Verfügung. Weiter errichteten sie dort 1998 das Diakoniezentrum „Haus Salzburg“. Der Salzburger Verein e.V. hat heute etwa genau so viele Mitglieder wie vor dem Zweiten Weltkrieg (ungefähr 1000), hat zehn Landesgruppen und ein reges Vereinsleben.
Vom 8. bis zum 16. September feiern die Salzburger Vereinigungen in Bielefeld im Rahmen der „Salzburger Festwoche“ folgende wichtige Jahreszahlen ihrer 270jährigen Geschichte: 90 Jahre Salzburger Verein e.V., 25 Jahre Wohnstift Salzburg nebst 35 Jahre Trägerverein, 261 Jahre Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen und 270. Jahrestag der Salzburger Emigration. Die Festwoche beginnt mit Mitarbeitertagen und dem Bewohnerfest des Wohnstifts. Daran schließen sich vom 13. bis 16. September folgende Veranstaltungen an: Am Donnerstag, 13. September, findet im Tagungshotel Brenner-Hotel Diekmann in Bielefeld nach der Sitzung des Gesamtvorstands um 16 Uhr die Salzburger Versammlung, also Mitgliederversammlung des Salzburger Vereins e.V., mit der Eröffnung der Ausstellung über die 90jährige Vereinsgeschichte statt. Der Freitag, 14. September, steht unter dem Thema „Preußentag“. Ab 10 Uhr ist eine Führung durch das Preußenmuseum in Minden vorgesehen, anschließend eine Weserkreuzfahrt und ein Aufenthalt in Bad Salzuflen.
Besonderer Höhenpunkt der Festwoche ist das Salzburger Forum, das am Sonnabend, 15. September, im Wohnstift Salzburg, Memeler Straße 35, in Bielfeld von 10 bis 16 Uhr stattfindet: Nach Begrüßung der Ehrengäste erfolgt die Verleihung des Professor-Gerhard-Florey-Preises an Dr. sc. Dr. Hanns Baerfacker, Minden. Anschließend hält Ministerialrat a. D. Gerhard Brandtner, Bonn, den Festvortrag zum Thema „Tätige Nächstenliebe - Im Geiste der Salzburger Exilanten“. Nach der Mittagspause spricht der 1. Vorsitzende des Salzburger Vereins e.V., Wolfgang Neumann, Wedemark, zum Thema „90 Jahre Salzburger Verein“. Am Schluß des Salzburger Forums steht der Vortrag „Der Salzburger Verein 1914 zu Besuch im Lande Salzburg“ von Professor Dr. Reinhard Heinisch, Salzburg. Musikalisch umrahmt wird das Forum vom Streichquartett Dr. E. Schlemminger, Hamburg, und dem Akkordeon-Trio Quisitho.
Am selben Tag spricht Dr. R. Heinisch, Salzburg, im Brenner-Hotel Diekmann zum Thema „Auf den Spuren der Nachkommen der Salzburger Emigranten in den Niederlanden“.
Die Salzburger Festwoche endet am Sonntag, 16. September, mit dem 25. Jahresfest des Wohnstifts Salzburg, Bielefeld. Weitere Informationen sind bei der Geschäftsstelle des Salzburger Vereins e.V., Memeler Straße 35, 33605 Bielefeld, Telefon 05 21 /2 99 44 04, zu erfragen. Wolfgang Neumann
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