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Berliner Ausstellung zeigt Kopfbedeckungen von 1835 bis heute

 
     
 
Mal waren sie groß wie Wagenräder, mal verhüllten sie keusch in Haubenform das wallende Haar der Dame, dann wieder wippten sie frech bei jedem Schritt auf und nieder. Kaum ein Accessoire in der Mode ist so wandlungsfähig wie der Hut. Beliebt oder belächelt, die Hutmode war seit je ein Thema, über das man vortrefflich "streiten" konnte. Wie sollte er aussehen, der kleidsame Hut? Anfang des 20. Jahrhunderts bevorzugte man Modelle aus der Zeit der Französischen Revolution mit rund um die Krempe fallenden Spitzenvolants oder bootsförmige Strohhüte, die weit über die Stirn ragten. Straußenfedern als Dekoration waren ein Muß. Die Verwendung der Federn von Paradiesvögeln und anderen seltenen Vogelarten jedoch wurde 1905 per Gesetz international
verboten. Ein paar Jahre später wird s noch bunter: große Hüte werden mit ausgestopften Vögeln garniert. Einige Mutige allerdings entschließen sich schon jetzt zu kleineren Topfhüten.

Nicht nur die Trägerinnen ausgefallener Modelle hatten damals Probleme. 1910 klagte eine leidgeprüfte Modistin: "Vor drei Jahren habe ich 14 Damenhüte im Schaufenster gehabt. Voriges Jahr bloß noch drei und heuer bringe ich knapp den einen hinein." - Diese überdimensionalen Hüte wurden, um überhaupt Halt zu haben, auf einen Bügel oder einen passenden Innenhut aufgenäht oder mit einer Hutnadel festgesteckt. Eine Herausforderung für jede Modistin. Bereits 1902 hatten sich französische Schöpferinnen dieser Kreationen zusammengetan, um in einer gemeinsamen Petition Urheberrechtsschutz für ihre Modellhüte zu erreichen, zuviel wurde einfach kopiert und so billiger an die Frau gebracht.

Kreative Kopfbedeckungen von 1835 bis heute kann man noch bis zum 2. März im Berliner Kunstgewerbemuseum (Kulturforum, Matthäikirchplatz, dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr) besichtigen. Zu sehen sind 50 ausgewählte Beispiele, nachdem die Sammlung von etwa 120 Exemplaren in mühevoller Kleinarbeit fachgerecht restauriert worden ist. Durch Umlagerungen im Zweiten Weltkrieg und danach haben die Exponate aus den Sammlungen Budzinski und Felicitas Ziegler sehr gelitten. Ein großer Teil der exquisiten Kopfbedeckungen gelangte als Beutekunst bis in die damalige Sowjetunion. Von dort kehrten sie über das Museum für Deutsche Geschichte und das Ostberliner Kunstgewerbemuseum in den 90er Jahren an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zurück. Eine lange, mühevolle Arbeit begann. Die Ergebnisse der kunstvollen Restauration kann man jetzt bewundern. - Hut ab vor der Ausstellung "Hut auf!"! Peter van Lohuizen

Gut behütet: Beispiele aus den Jahren 1930, 1946 und 1890-1900 / Fotos: Archiv, Kunstgewerbemuseum SMPK
 
     
     
 
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