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Das Tor zur Jugend öffnen

 
     
 
Seit vielen Jahren schon finden sich in guter Regelmäßigkeit unter der Rubrik „Kultunotizen“ Hinweise auf Veranstaltungen des Ernst-Wiechert-Freundeskreises Braunschweig. Unermüdlich ist der vor 14 Jahren ins Leben gerufene Freundeskreis bei der Sache - in bisher 83 Veranstaltungen beschäftigte man sich mit einer Vielzahl der Werke des ostdeutschen Dichters. Es ist vor allem das Verdienst des 1925 in Schützendorf, Kreis Ortelsburg, geborenen Horst Radeck, daß das Erbe Wiecherts in Braunschweig und Umgebung gepflegt wird. Gemeinsam mit Regina Willusches-Wiechers und Herbert Markgraf gründete er am 24. Mai 1988 den Ernst-Wiechert-Freundeskreis.

Radeck besuchte Schulen in Passenheim und Lötzen, bis er zum Kriegsdienst einberufen wurde. Schwer verwundet gelangte er über das Frische Haff und über die Ostsee schließlich nach Leipzig. Nach seiner Entlassung aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nahm er seinen Wohnsitz in Salzgitter-Leben-stedt, wo er neben seiner Tätigkeit als Postbeamte
r immer die Zeit fand, sich seinen ostdeutschen Landsleuten zu widmen. 1967 zog Radeck mit seiner Familie nach Braunschweig. Dort beschäftigte er sich - vor allem nach seiner Pensionierung - intensiv mit dem Werk des ostdeutschen Dichters Ernst Wiechert. Er fand Gleichgesinnte, denen Leben und Werk Wiecherts ebenfalls am Herzen lagen. Als 1989 die Internationale Ernst Wiechert Gesellschaft (IEWG) in Duisburg gegründet wurde, war auch Radeck mit von der Partie. Von 1997 bis Mai 2001 war er stellvertretender Vorsitzender der IEWG.

Als der Ernst-Wiechert-Freundeskreis 1998 sein zehnjähriges Bestehen feiern konnte, waren auch viele Braunschweiger unter den Gratulanten. Kein Wunder, denn Ernst Wiechert und Braunschweig sind so fremd sich denn doch nicht gewesen. Schließlich erhielt der Ostpreuße 1932 für seinen Roman „Die Magd des Jürgen Doskocil“ den Volkspreis der Wilhelm-Raabe-Stiftung; auch fanden seine Lesungen dort stets ein großes Echo. Herbert Markgraf, einer der Mitbegründer des Freundeskreises, hatte einer solchen Lesung 1934 beiwohnen dürfen und fühlt sich seitdem dem Ostdeutschland eng verbunden.

Immer wieder gelingt es den Verantwortlichen des Freundeskreises, auch Nicht-Ostdeutschland für das Werk dieses so ostdeutschen Dichters zu begeistern. Mit Lesungen, Interpretationen und Vorträgen fundierter Kenner der Literatur erfreuen sie jung und alt. Dieser Tage nun hat Horst Radeck die Verantwortung als Leiter des Freundeskreises in jüngere Hände gegeben. Regina Willusches-Wiechers, 1941 in Königsberg geboren und Diplom-Designerin für visuelle Kommuni- kation, ist nun die Vorsitzende des Freundeskreises (Gustav-Harms-Straße 31, 38122 Braunschweig). Die agile Ostpreußin, die ein eigenes Atelier für Grafik-Design hat und sich besonders der Maltherapie widmet, will vor allem junge Menschen noch mehr an das Werk Wiecherts heranführen. „Wer es gewagt hat, sich wirklich einzulesen in das Werk Wiecherts, der weiß - aktuell genug sind die Texte allemal. Es gilt, das Tor zur Jugend zu öffnen.“ Da kann man dem Freundeskreis und seiner neuen Vorsitzenden nur gutes Gelingen wünschen.

Die nächste Veranstaltung des Ernst-Wiechert-Freundeskreises Braunschweig findet am 6. Februar, 16 Uhr, statt. Brigitte Gaden liest aus ihrem Buch „Leberblümchenzeit - Landleben in Ostdeutschland“. Stadtparkrestaurant, Jasperallee 42.

Gründeten in Braunschweig den Freundeskreis Ernst Wiechert: Horst Radeck, Regina Willusches-Wiechers und Herbert Markgraf (von rechts)
 
     
     
 
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