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Sage niemand, die Unterbrechung der direkten Bahnverbindung von Berlin nac Hinterpommern und Ostdeutschland ließe sich leicht wegstecken! Ein Tagesausflug nach Stetti ist zwar wie vordem möglich, doch wer weiterfahren will, für den wird es ziemlic kompliziert.
Es besteht nun mal ein Unterschied, ob man sich in Berlin in aller Ruhe ein freie Zugabteil aussucht, das den Komfort der Deutschen Bahn aufweist, und ohne Unterbrechun bis Köslin, Danzig oder Allenstein fährt. Vom sicheren Fensterplatz aus ließ sic gelassen beobachten, wie der Zug sich in Stettin füllte. Jetzt heißt es hier aussteige und sich den Menschentrauben anschließen, die sich in die unansehnlichen Anschlußzüg der polnischen Bahn hineinzwängen. Polen fehlen noch die Finanzmittel , um seine Zugbestand und das Schienennetz durchgreifend zu sanieren.
Diese Reisekultur schreckt ab. Grenznahe Orte, die in der deutschen Kultur un Geschichte von Bedeutung sind, geraten wieder aus dem Blickfeld. Nehmen wir Stargard, da fünfundvierzig Bahnminuten hinter Stettin liegt und früher "pommersche Rothenburg" genannt wurde. Durch diese Stadt verläuft der für die Festlegung de Mitteleuropäischen Zeit maßgebliche 15. Längengrad.
Gegen Kriegsende ist Stargard weitgehend zerstört worden. Die Straßenführung wurd beim Wiederaufbau zwar bewahrt, jedoch mit Häusern in Billigbauweise bestückt. Vo wenigen Jahren noch machte die Stadt einen ausgesprochen heruntergekommenen Eindruck, ihr Menschen wirkten arm.
Immerhin wurden nach dem Krieg die Kirchen wiedererrichtet, allen voran die Marienkirche der nach der Danziger Schwesterkirche größte norddeutsch Backsteinbau. Wiederentstanden ist auch das Rathaus mit seinem Stufengiebel, der mi prächtigem spätgotischen Maßwerk verziert ist, sowie die mittelalterlich Stadtbefestigung mit ihren beträchtlichen Mauerresten, den fünf Türmen und vier Toren.
Das Mühlentor war und ist das Wahrzeichen der Stadt und das einzige zweitürmige Tor das in Pommern erhalten blieb. Diese Bauwerke befinden sich in gutem Zustand, polnisch Restauratoren haben schließlich einen internationalen Ruf. Die Stadtbefestigungen gebe der disparaten Stadtstruktur einen Zusammenhalt, die Sakralbauten eine auch spirituell Mitte.
Überhaupt sind in den letzten Jahren zahlreiche Stadtverschönerungen vorgenomme worden. In der Innenstadt wurden die grauen Wohnblöcke farbig verputzt, auf dem Mark werden alte Laternen angebracht. An jener Stelle, an der bis in die 30er die Statue de Germania stand, sie wurde bereits von den Nationalsozialisten verbannt, weil si ihre Aufmärsche störte , wird an einem Café-Pavillon gezimmert. Die ausgedehnte Parkanlagen, deren Grün einen reizvollen Kontrast zum dunkelroten Backstein bildet wirken gepflegt.
Diese Veränderungen sind um so bemerkenswerter, weil Stargard kein aufstrebene Wirtschaftsstandort ist und zu den armen Kommunen gehört. In Polen herrscht jahrzehntelang der für sozialistische Staaten typische, abgestufte Zentralismus, der daz führte, daß die Wojewodschaftshauptstadt Stettin die in der mittelpommerschen Regio verfügbaren Ressourcen absorbierte.
Für deutsche Besucher sind auch die ablesbaren kulturpolitischen und psycholgische Veränderungen in der Stadt interessant. Früher bot das Stargarder Stadtmuseum ein dürftige Schau mit grauen Fotos und ein paar Tonscherben, welche den slawischen Charakte der Region belegen sollten. Inzwischen gibt es in den Wallanlagen eine umfangreich Ausstellung mit alten natürlich deutschen Postkarten. Sie wurde mi Unterstützung der Europäischen Union eingerichtet. Der Katalog ist zweisprachig un enthält eine deutsch-polnische Konkordanz der Straßennamen.
Im Souvenirladen am Markt werden Gemälde mit Stadtansichten verkauft. Ih künstlerischer Wert ist fraglich, doch die Motive sind bemerkenswert, denn si orientieren sich am Vorkriegsbild Stargards.
Den Friedhof im Süden der Stadt hatten die neuen Besitzer in einem Akt der Barbare plattgemacht. Im vergangenen Sommer wurde hier eine kleine Gedenkanlage errichtet, die die drei letzten erhalten gebliebenen deutschen Grabsteine enthält. Eine Tafel erinnert etwas verklausulierend, in Deutsch und Polnisch an die Stargarder "beide Nationen", die 1945 durch Krieg, Vertreibung und Gewalt umkamen.
Zwei der Glocken der Marienkirche haben den Krieg auf dem Hamburger Glockenfriedho überlebt und wurden als Leihgabe für den Turm der St. Georgs-Kirche in Nördlingen un für die St. Lucas-Kirche in München zur Verfügung gestellt. Ob sie eines Tages wiede von ihrem angestammten Platz aus läuten werden? Möglich ist es, doch zuvor mu die direkte Bahnverbindung nach Berlin wiederhergestellt sein!
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