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Der 17. Juni 1953 wurde von der DDR anders bewertet als im Westen

 
     
 
Der 17. Juni 1953 war ..., halt, es gibt anscheinend nicht nur einen 17. Juni 1953. Im Osten und im Westen gab es unterschiedliche offizielle Versionen, und genau diese verschiedenen Sichtweisen ein und desselben Tages werden aus den beiden Büchern "Der 17. Juni 1953 - Legende und Wirklichkeit" von Volker Koop und "Was geschah am 17. Juni? Vorgeschichte, Verlauf, Hintergründe" von Hans Bentzien deutlich.

Volker Koop ist ein "Wessi" und war Sprecher des ehemaligen Bundesverteidigungsministers
Rupert Scholz. Für ihn wie für den von ihm zitierten Eisenhower ist der 17. Juni der Anfang vom "Wiedererstehen der Freiheit, des Friedens und des Glücks". Hans Bentzien ist ein "Ossi", zudem ehemaliger DDR-Kulturminister und letzter Fernsehintendant der DDR. Er sieht den 17. Juni als einen von aus dem Westen eingeschleusten Provokateuren initiierten Arbeiteraufstand, wobei die schlechte Versorgungslage die Menschen für westliche Propaganda empfänglicher gemacht habe.

"Konterrevolutionärer Putschversuch in Berlin und einigen anderen Städten der DDR. Die Mehrheit der Arbeiterklasse, der werktätigen Bauern und der anderen werktätigen Schichten sowie bewaffneten Organen der DDR bereiteten den Putschisten eine Niederlage. Die Werktätigen wurden dabei von den auf dem Territorium der DDR stationierten sowjetischen Truppen unterstützt", zitiert Hans Bentzien eine 1984 in der DDR erschienene Zeittafel. Solche alles verdrehenden Geschichtsdarstellungen lehnt er aber entschieden ab, erwähnt sie nur, um aufzuzeigen, wie die DDR den 17. Juni 1953 eingeordnet hat. Trotzdem ist "sein" 17. Juni ein anderer als der von Volker Koop. Er belächelt zwar den verzweifelten Versuch der damaligen DDR-Führung, den Aufstand der Arbeiter als "faschistischen Putschversuch" abzutun, mißt aber dem RIAS, dem deutschsprachigen Radiosender der Amerikaner, eine äußerst wichtige Rolle bei der Entwicklung der Geschehnisse bei. Volker Koop hingegen widmet dem RIAS nur wenig Platz, zu wenig, denn ganz so unbeteiligt wird der RIAS bestimmt nicht gewesen sein.

Volker Koop nennt viele Informationen, nimmt sich intensiv nicht nur der Ereignisse in Ost-Berlin, sondern auch in anderen Städten an. Auch das Quellenmaterial und die Statistiken am Ende des Buches sind sehr ausführlich, doch dafür kommentiert und spekuliert er weniger als Hans Bentzien, der die gesamte Entwicklung hautnah miterlebte.

Hans Bentzien kritisiert differenziert die Mißwirtschaft in der DDR. Der dort herrschende Interessen- und Machtkampf war seiner Meinung nach ursächlich für die Blindheit der Regierung gegenüber der realen Lage in ihrem Land. Nichtsdestoweniger ist der Autor ein Kind des SED-Systems, was man schon alleine an seiner Wortwahl er- kennen kann. Volker Koops Veröffent- lichung über den 17. Juni 1953 scheint dagegen zu analytisch.

Wer wirklich wissen will, was an jenen Tagen passierte, sollte beide Bücher lesen. In beiden kann man unterschiedliche Informationen über verschiedene Akteure erlangen, denn nur bei der Kenntnis beider Seiten kann man die Vorgänge besser verstehen. Auch sollte man bedenken, daß die von Hans Bentzien dargestellten Sichtweisen den Bewohnern der DDR jahrzehntelang vertrauter waren. Fritz Hegelmann

Volker Koop: "Der 17. Juni 1953 - Legende und Wirklichkeit", Siedler Verlag, Berlin 2003, geb., 40 Abb., 432 Seiten, 24,90 Euro

Hans Bentzien: "Was geschah am 17. Juni? Vorgeschichte, Verlauf, Hintergründe", edition ost, Berlin 2003, broschiert, 213 Seiten, 12,90 Euro
 
     
     
 
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