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Nicht so sehr die wenig geschmackvollen Erinnerungsfotos mit Totenschädeln zehren bei den Nato-Verbündeten am Ruf der deutschen Soldaten in Afghanistan. Abträglich sind andere Dinge. Die strikte Weigerung der politischen Führung in Berlin, die Truppe im umkämpftem Süden des Landes einzusetzen, wird von den Medien der Nato-Partner ohne Verständnis für deutsche Sonderwege kommentiert. In Südafghanistan würden deutsche Soldaten dringend zur Verstärkung gebraucht: kanadische und britische Isaf-Einheiten stehen seit Wochen in schweren Gefechten mit aufständischen Taliban-Einheit und müssen unerwartet hohe Verluste hinnehmen.
Ohnehin hat die Truppenführung im fernen Potsdam dem deutschen Afghanistan-Kontingent in den Augen der anderen Nato-Einheiten den zweifelhaften Ruf eingebrockt, "Soldaten de luxe" zu sein. Im Stützpunkt Masir-i-Scharif, den die Bundeswehr im Norden Afghanistans eingerichtet hat, werde gegenwärtig eine Kantine mit raketensicherem Bunkerdach gebaut, berichtete der Wehrexperte Peter Marx vom Deutschlandradio Kultur in einer Diskussionsrunde zum Thema Auslandseinsätze der Bundeswehr. Kostenpunkt: 40 Millionen Euro, Klimaanlage inklusive. Die Soldaten sollen nach dem Willen der Bunker-Planer in aller Ruhe ihre Mahlzeiten einnehmen können. "Der reine Wahnsinn", entfuhr es General a. D. Klaus Reinhardt, der die Kfor-Einheiten im Kosovo geführt hatte. Die Soldaten der anderen Nato-Kontingente, besonders die Kampfeinheiten im Süden des Landes, leben überwiegend in Zeltlagern.
Aufgeben haben die "Bürokraten in Uniform" inzwischen den Plan, die gepanzerten Fahrzeuge der Afghanistan-Truppe per Luftfracht nach Hause zu holen, um rechtzeitig die Abgas-Sonderuntersuchung (ASU) machen zu lassen. Inzwischen fliegen Bundeswehr-Techniker nach Afghanistan und prüfen vor Ort "Wolf" und andere Fahrzeuge auf Einhaltung der Abgasgrenzwerte; die neue ASU-Plakette gibt s dann gleich am Hindukusch, berichtete Wehrexperte Marx weiter.
Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Potsdam, operativ verantwortlich für die im Ausland eingesetzten Einheiten, gibt sich mit Einfachlösungen zum Rundumschutz der Soldaten nicht zufrieden. In Afghanistan sollen die Soldaten auch vor Tropenkrankheiten optimal sicher sein. Neben den üblichen Impfprogrammen greifen handfeste Maßnahmen: "Nagern und Mücken wird das Erreichen des Feldlagers erschwert." Dem Verantwortlichen des "EinsFüKdo" in Potsdam ist diese gute Botschaft für die Truppe schon eine ganze Internet-Seite wert. Und falls doch - "Mückenabweisende Cremes für die Haut ergänzen diesen Schutz." |
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