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Otto v. Bismarck meinte, er würde sich nirgendwo ohne Orden so nackt fühlen wie in Rußland und Frankreich. Und am begehrtesten ist im Lande der Revolutionen (von 1789, 1830 und 1848) der Orden der Ehrenlegion. In einem seiner Filme karrikiert Louis de Funès dieses, indem er einen Giftzwerg spielt, der voller Ehrgeiz nach der Auszeichnung strebt. In einer für ihn geradezu traumatischen Szene ist er auf einer Gesellschaft in seinem Hause umgeben von Menschen, die ausnahmslos die kleine aber knallrote Ordensrosette im Knopfloch ihrer Jacke tragen, einschließlich seines Dieners, - nur er hat keine.
Dieses Ordens-Streben wie auch Orden überhaupt ist mit dem Ideal der Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit bestenfalls bedingt zu vereinbaren, und so hatten die französischen Revolutionär e wie den Adel und dessen Privilegien auch die Orden abgeschafft. Es war Napoleon Bonaparte, der als Erster Konsul der Republik mit dieser Revolutionssitte brach. Zur Begründung stellte er in einer Rede vor dem Staatsrat dem Ideal des französischen Citoyen den realen französischen Menschen gegenüber.
Ich wette, ... daß man mir keine alte und neue Republik nennen kann, die keine Auszeichnungen vergeben hat. Und das nennt man Spielzeug und Flitterkram! Sehr gut! Aber mit solchem Flitterkram leitet man die Menschen. Ich würde das vom Rednerpult herab nicht aussprechen, aber in einem Rat von weisen Staatsmännern kann man alles sagen. Ich glaube nicht, daß das französische Volk Freiheit und Gleichheit liebt. Die Franzosen haben sich in den letzten Jahren der Revolution nicht geändert. Sie haben nur eine Leidenschaft, und diese nennt sich ‚Ehre . Man muß aber diese Leidenschaft hegen und pflegen und Auszeichnungen verleihen!
Als eine solche Auszeichnung schlug Bonaparte die Aufnahme in eine zu schaffende "Ehrenlegion" vor. Dabei trug er dem damaligen Zeitgeist in der I. Republik, der geprägt war von der Ablehnung des Feudalismus und der Verherrlichung der Antike im allgemeinen und der Römischen Republik im besonderen zumindest insoweit Rechnung, als er diese Organisation der um das Vaterland Verdienten nicht als Orden, sondern als Legion bezeichnete. Außerdem darf auch nicht unterschlagen werden, daß dem Postulat der Gleichheit zumindest insofern entsprochen wurde, als in die Ehrenlegion im Gegensatz zu den klassischen Orden jeder, ohne Rücksicht auf Stand, Herkommen oder Religion, berufen werden konnte.
14 Tage nachdem der Korse seinen Vorschlag im Staatsrat vorgetragen und begründet hatte, am 18. Mai 1802, stimmte das Tribunat mit 56 gegen 38 Stimmen dem folgenden Gesetzesentwurf zu: "In Anwendung des Artikels 87 der Verfassung, die militärischen Dienste betreffend, und um gleichzeitig auch den zivilen Verdienst und Einsatz zu belohnen, wird eine Ehrenlegion geschaffen." Einen Tag später, am 29. floréal an X, wurde der Entwurf Gesetz und von der Regierungszeitung "Moniteur" bekanntgemacht.
Napoleon hatte seine Landsleute richtig eingeschätzt. Die Ehrenlegion erfreute sich einer derart großen Beliebtheit, daß seine Nachfolger an der Spitze des Staates es nicht wagten, sie wieder aufzulösen. Die Insignien für die Großkreuz-Träger, Großoffiziere, Kommandeure, Offiziere und Ritter wurden zwar der jeweiligen Staatsform angepaßt, doch geblieben ist der fünfarmige, weißemaillierte Stern und die Ordensdevise: Ehre und Vaterland.
(Halbamtliches) Emblem der Französischen Republik: Die Kette des Ordens der Ehrenlegion um dem Liktorenbündel mit dem nationalen Wahlspruch spiegelt die Bedeutung dieser Auszeichnung für und in Frankreich bis zum heutigen Tag |
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