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Europäische Dimensionen der Königsberger Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts" lautet der Titel einer Ausstellung, die am 29. Juni im Universitätsgebäude am ehemaligen Paradeplatz eröffnet wurde. Erarbeitet und ausgerichtet wurde diese mit über 400 Bildern bestückte Präsentation von der Stadtgemeinschaft Königsberg in Duisburg, die auf den großen Fundus ihres "Museums Stadt Königsberg" zurückgreifen konnte. Auf Einladung der Königsberger Universität stellte Dr. Eberhard Neumann-Redlin von Meding von der Stadtgemeinschaft Königsberg die von ihm erarbeitete Ausstellung vor. Neumann konnte für seine Ausarbeitungen nicht nur auf das oben bezeichnete Museum, sondern auch auf ein gut sortiertes Familienarchiv der "Franz Neumann Stiftung" (in der "Stiftung Königsberg") zurückgreifen. In seiner Eröffnungsansprache erläuterte Neumann die Gliederung der Ausstellung in die folgenden sieben Abschnitte: (1) Immanuel Kant, Carl Gottfried Hagen, v. Humboldt sche Bildungsreform. (2) Hochbegabtenförderung im Mathematisch-Physikalischen Seminar ab 1834 und in Königsberger Schulen. (3) Astronomie. (4) www.gelehrtenfamilie-koenigsberg.de . (5) Mathematische Physik. (6) Physiologie. (7) Medizin-Pathologie-Hämatologie.
Neumann dankte der Universität und insbesondere dem Prorektor Prof. Gennadij Federow, Dr. Swetlana Galzowa und der Doktorandin Nadeschda Ermakowa für die gute Zusammenarbeit und die perfekte Ausgestaltung der Ausstellung vor Ort. Die letzten Sätze seiner Ansprache lauteten: "Die Präsentation der Ausstellung in diesem Gebäude der vor kurzem neu benannten ,Immanuel-Kant-Universität zeugt von der Bejahung und Anerkennung der Geschichte Königsbergs im heutigen Kaliningrad. So haben wir als die letzte Königsberger Generation und Sie als die Vertreter der heutigen Kaliningrader Generation eine gemeinsame Überzeugung: Nur über eine Analyse und Achtung der gemeinsamen Geschichte kann die nächste Generation zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen kommen."
Das Interesse war, wie der ausführliche Bericht im Königsberger Fernsehen und in der Kaliningradskaja Prawda beweisen, sehr groß. Ein besonderes Augenmerk wurde in der Diskussion gemeinsam mit dem Prorektor der Universität Federow und Frau Galzowa auf die Tatsache gelegt, daß nach dem 18. Jahrhundert der Kant schen Philosophie auch das nachfolgende Jahrhundert der Naturwissenschaften ebenfalls hier von Königsberg aus eingeläutet wurde. Königsberg spielte demnach im 18. und im 19. Jahrhundert nicht nur für Deutschland, sondern für West- und Osteuropa und ganz besonders auch für das Baltikum und Rußland eine überragende Rolle. Dabei verwies Neumann auf eine in der Ausstellung hängende Weltkarte mit Europa in der Mitte, auf der - bezogen auf die revolutionäre Entdeckung der Knochenmarkstammzelle für die Blutbildung und damit die Gründung der Hämatologie des 19. Jahrhunderts - von Königsberg rote Pfeile in die ganze Welt ausstrahlen. Diese Ausstrahlung von der Universität Königsberg gilt auch für das 20. Jahrhundert und selbst das 21. Jahrhundert, denn es ist unverkennbar, daß die moderne Atomphysik und auch die Immunologie ihre geistige Nahrung aus der Königsberger Grundlagenforschung beziehen.
Parallel zur Ausstellung wurde dem letzten Universalgelehrten der Königsberger Albertina, Carl Gottfried Hagen, eine große Ehre zuteil. Er war ein Schüler und Freund Immanuel Kants und setzte die von v. Humboldt initiierte Bildungsreform von Königsberg aus um. Innerhalb der Feierstunde wurde ein großes Bronzerelief, das den Kopf Hagens darstellt, im Foyer der Universität (1. Stock) enthüllt, gefertigt von der bewährten Bildhauerin Olga Badmajewa aus Pensa in Rußland. Dieses Relief ersetzt die Sandstein-Scudelle, die früher am Hause angebracht war. Somit werden nun in Königsberg neben Kant auch die Naturwissenschaftler Friedrich Wilhelm Bessel (Steinplatte bei der ehemaligen Sternwarte, Denkmal vor der Schule Nr. 23 und als Büste im Mathematischen Institut), Franz Neumann (Bronze-Relief, ebenfalls im Foyer gegenüber dem neuen Hagen-Relief, Büste im Mathematischen Institut), August Friedrich Schweigger (Gedenkstein im alten Botanischen Garten) und jetzt Hagen geehrt.
E. N. R. v. M.
Unter dem neuen Bronzerelief zu Ehren Carl Gottfried Hagens aus Anlaß von dessen Enthüllung versammelt: Der Prorektor Professor Gennadij Fedorow, der Mathematiker Professor Malachowskij, die Flötistin Katja Ermakowa und die über Hagen promovierende Nachwuchswissenschaftlerin Nadeschda Ermakowa (von links nach rechts) |
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