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Jürgen Koglin ist Kommunalpolitiker. In Neukölln. Da führt er die SPD-Fraktion, die auch den Bezirksbürgermeister stellt und gemeinsam mit Grünen und PDS die Geschicke des Bezirks kontrolliert. Der Stadtteil ist wegen seiner Armut deutschlandweit als sozialer Brennpunkt bekannt. Man könnte also sagen, Jürgen Koglin ist ein wichtiger Mann. Trotzdem ist er nur Kommunalpolitiker. So ein Bezirksverordneter macht wichtige Sachen. Mal empfängt er eine Reisegruppe aus dem Neckar-Odenwald-Kreis. Mal nimmt er an der Allgemeinen Jungtierschau eines Kleintierzucht-Vereins teil.
Die sozialen Probleme seines Bezirks bezeichnet Koglin selbst als so schlimm wie die in ganz Baden-Württemberg zusammengenommen. 320.000 Einwohner hat Neukölln, und nirgendwo in Berlin ist der Anteil von Ausländern, Arbeitslosen und Sozialhilfe-Empfängern höher. Die Probleme sieht auch Koglin, aber die Ursachen interessieren ihn weniger. Der Realitätsverlust bei den Genossen liest sich auf der Internetseite der SPD-Arbeitsgemeinschaft "Migration" so: "Die Geschichte Berlins ist wesentlich durch Zuwanderung geprägt. Früher war es die inländische Zuwanderung, die das Stadtwachstum ermöglichte. Heute ist es die internationale Zuwanderung, die Gegenden, wie den Norden Neuköllns in seinem kulturellen Reichtum unverwechselbar machen. Die zugewanderten Menschen sind zu einem unverzichtbaren Teil der Gesellschaft geworden."
Reichtum? Unverzichtbar? Dem gewöhnlichen Hauptstädter, der mangels Türkischkenntnissen keinen Kontakt mehr zu seinen Nachbarn hat und dessen Kinder auf eine Schule gehen, in der 90 Prozent der Erstkläßler nicht-deutscher Herkunft sind, dürften dazu andere, weniger prunkvolle Vokabeln einfallen. Auch "Integration" erscheint hier wie ein Versprechen von Leuten, denen jedweder Wirklichkeitsbezug verlorengegangen ist. Der Anteil der Fremden ist so stark gestiegen, daß sich regelrechte Ghettos bilden.
Doch Jürgen Koglin ficht das nicht an. Deswegen hat er folgenden Antrag gestellt, um die "Integration" zu fördern: Das Bezirksamt Neukölln soll künftig 20 Prozent Ausländer einstellen. Was sagt SPD-Genosse Koglin eigentlich arbeitslosen jungen deutschen Schulabgängern, die gerne eine Ausbildung im Bezirksamt machen würden? "Geht nicht, Sie sind Deutscher", müßte er dem Bewerber dann antworten. Und daß, obwohl im Grundgesetz steht, jeder Deutsche habe das Recht auf gleichen Zugang zum öffentlichen Dienst. Da sollte man mal reingeschaut haben, auch wenn man nur Kommunalpolitiker ist.
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