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Die Kontakte zu den Malern gepflegt

 
     
 
Nicht nur in der Welt der Literatur gibt es was zu feiern (200. Todestag von Friedrich Schiller), auch die Freunde expressionistischer Kunst kommen in diesem Jahr auf ihre Kosten. Die Gründung der Künstlergemeinschaft "Brücke" am 7. Juni vor 100 Jahren ist Grund genug, landauf, landab Ausstellungen unter dem Thema "100 Jahre Brükke" zu veranstalt
en. Sogar in Spanien sind Werke zu sehen, etwa im Museo Thyssen Bornemiza Madrid bis 15. Mai, eine weitere Station der Ausstellung ist in Barcelona das Museu Nacional d art de Catalunya

(7. Juni bis 4. September). In Aachen werden unter dem Titel "Lebenslust und Todesfurcht" Grafiken der Brücke-Künstler sowie von Otto Dix, Max Beckmann und Edvard Munch gezeigt (bis 15. Mai). Bremen präsentiert in der Kunsthalle Aktzeichnungen sowie Jahresmappen der Künstlergruppe (8. April bis 12. Juni). Auch im Landesmuseum Münster werden Werke der Brücke-Künstler ausgestellt (bis 1. Mai). In der Staatlichen Galerie Moritzburg (Halle / Saale) sind Werke aus der Sammlung Hermann Gerlinger (4. Juni bis 21. August) und im Städtischen Museum Jena Bestände der Sammlung Martha und Paul Rauert (5. Juni bis 21. August) zu sehen. Die Hauptstadt bietet gleich zwei Ausstellungen an: Frühe Druckgrafik wird im Brücke-Museum gezeigt (4. Juni bis 11. September), die Neue Nationalgalerie präsentiert Gemälde, Zeichnungen und Druckgrafik (7. Juni bis 11. September).

"Unbeeinflußt durch die heutigen Strömungen, Kubismus, Futurismus usw., kämpft sie für eine menschliche Kultur, die der Boden einer wirklichen Kunst ist", schrieb Ernst Ludwig Kirchner 1912/13 in der Chronik über die Künstlervereinigung "Brücke". - Es war der Schwanengesang für die Gruppe, denn als der Text erschien, waren die so unterschiedlichen Charaktere bereits auseinandergegangen. Nahezu zehn Jahre hatten Kirchner, Erich Heckel, Hermann Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff gemeinsame Vorstellungen von Kunst vertreten. Fritz Bleyl, Otto Mueller und Emil Nolde gehörten eine zeitlang ebenfalls zu dieser Künstlergemeinschaft, die heute als die engste und fruchtbarste ihrer Art gilt und zu den einfluß- und folgenreichsten deutschen Künstlervereinigungen des frühen 20. Jahrhunderts zählt.

Eine weitere Ausstellung zur Erinnerung an die Gründung vor 100 Jahren ist im Museum Folkwang Essen noch bis zum 15. Mai zu sehen (Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 24 Uhr). Gezeigt werden Werke aus der Sammlung des Chemikers Dr. Carl Hagemann (1867-1940), die zu den bedeutendsten in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt. Im Mittelpunkt seiner mehr als 1.200 Werke umfassenden Sammlung stehen die Arbeiten der Expressionisten, darunter die der "Brücke", die jetzt in Essen zu sehen sind. Lange Jahre korrespondierte Hagemann auch mit den Künstlern. Besonders intensiven Kontakt pflegte er zu Ernst Ludwig Kirchner, gehörte sogar zu dessen wenigen Freunden. Hagemann und seinen Erben gelang es auch während der Herrschaft der Nationalsozialisten die Sammlung, die im Frankfurter Städel lagerte, zu retten. Der Kern der Sammlung befindet sich noch heute dort.

Ein die Ausstellung begleitendes Buch aus dem Verlag Hatje / Cantz rekonstruiert nun das historische Profil der Hagemannschen Sammlung und präsentiert ihre Glanzstücke: Künstler der Brücke in der Sammlung Hagemann. Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff, Nolde (Hrsg. Städelsches Kunstinstitut und Städtische Galerie, Frankfurt am Main, Museum Folkwang Essen, 192 Seiten, 155 Abb., davon 82 in Farbe, gebunden mit Schutzumschlag, 29,80 Euro). Ausgewiesene Kenner der Sammlung beleuchten die Person Hagemanns, aber auch dessen Umfeld und die Entwicklung dieser bedeutenden Sammlung.

Hagemann war ein Sammler aus Passion, einer, der mit viel Sachverstand heranging und sich die Auswahl nicht leicht machte. "Oft brauchte er Monate und Jahre für eine Entscheidung, und manche Bilder hat er auch später wieder umgetauscht, wenn sich eine Wahl nicht bewährte", schreibt Hans Delfs. In seiner Familie fand er auch nicht viel Unterstützung; insgeheim schüttelte man den Kopf über die Leidenschaft des Sammlers.

Was Hagemann heute so sympathisch macht, ist nicht zuletzt auch die Tatsache, daß er mit den Kunstwerken lebte. So fanden sich in seinem Schlafzimmer Werke von Karl Schmidt-Rottluff, im Eßzimmer Arbeiten von Ernst Ludwig Kirchner und im Arbeitszimmer solche von Emil Nolde. Vorbilder für das Leben mit der Kunst werden auch die Künstler selbst gewesen sein, die sich unbefangen mit Kunst umgaben. "Lebens- und Arbeitsraum", so Eva Mongi-Vollmer, "waren gerade bei den Künstlern der ,Brükke zu einer Einheit verschmolzen und bildeten dadurch eine selbstgeschaffene Welt." Eine Welt, in der Kunst zu lebendiger Wirklichkeit wurde. os
 
     
     
 
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