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Nach einer Meldung der französischen Nachrichtenagentur AFP kann Deutschland das gegenwärtige Rentenniveau nur durch massive Zuwanderung oder die Anhebung des Rentenalters und der Beiträge aufrechterhalten. Zu diesem Schluß kommt eine Untersuchung der Vereinten Nationen zum Bevölkerungswachstum in acht Ländern und zwei Regionen der Welt, die letzte Woche in New York veröffentlicht wurde.
Soll in Deutschland die Bevölkerungszahl bis zum Jahr 2050 stabil gehalten werden, müßte die Bundsrepublik 17 Millionen Zuwanderer integrieren. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die genannte Untersuchung im Hinblick auf den Einwanderungsbedarf der gesamten Europäischen Union, soll bei zunehmender Alterung der Bevölkerung das gegenwärtige Rentenniveau gehalten werden: 674 Millionen Einwanderer müßten laut Untersuchung bis zum Jahre 2050 in die EU zuwandern. Da diese Zahl selbst der Uno allzu phantastisch erscheint, sehen die Experten der Uno nur eine Lösung: Anhebung des Rentenalters von 65 auf 75 Jahre, Senkung der Rentenzahlungen und Erhöhung der Rentenbeiträge.
Einmal abgesehen davon, ob es überhaupt wünschenswert sein kann, daß das bundesdeutsche Bevölkerungsniveau auf dem jetzigen Stand verbleibt, thematisiert die Untersuchung der Uno eine Entwicklung, deren Konsequenzen in Deutschland immer noch mit einer an Fahrlässigkeit grenzenden Nonchalance übergangen werden. Der Bielefelder Bevölkerungswissenschaftler Herwig Birg brachte es in einem Artikel für die "FAZ" (10. Mai 1996) auf den Punkt: Die Leistung der Politik im Hinblick auf Zuwanderung und Bevölkerungsschrumpfung besteht im Verdrängen. Wörtlich schreibt Birg: "
die sich abzeichnenden bevölkerungsbedingten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Probleme sind in ihrer Dimension geeignet, einen um den Schlaf zu bringen."
Wie eklatant die Politik vor den Herausforderungen des sich Jahr für Jahr deutlicher abzeichnenden demographischen Problemberges versagt, zeigt die Tatsache, daß das deutsche Volk bereits seit Mitte der siebziger Jahre schrumpft. Diese Schrumpfung wird bisher durch eine ungeordnete Zuwanderung kompensiert bis überkompensiert. Daß diese Zuwanderung keineswegs deutschen Interessen dient, sondern in erster Linie der Beglückung des internationalen Wanderproletariates (ohne dabei dessen Probleme zu lösen), hat die derzeitige Diskussion um die sogenannte "Green Card" "nebenbei" an den Tag gebracht.
So kommentierte z. B. Werner Birkenmaier in der "Stuttgarter Zeitung" vom 2. März dieses Jahres: "Als längst klar war, daß die Welt auf dem Weg war in die Informationsgesellschaft und immer mehr qualifizierter Arbeitnehmer bedurfte, wuchs in Deutschland das Heer der Ungelernten. Viele von ihnen sind nicht oder nicht mehr vermittelbar." Zu ergänzen ist, daß auch die gegenwärtige Diskussion um die "Green Card" ähnlich tabugeladen betrieben wird wie die bisherige Auseinandersetzung über die Konsequenzen der Zuwanderung nach Deutschland.
Obwohl, um ein Beispiel zu nennen, seitens der Bundesanstalt für Arbeit bisher keine Bedarfsanalyse darüber vorliegt, welche Art von Computerspezialisten in welchem Umfang in Deutschland gebraucht wird, wird pauschal die Ausstellung einer "Green Card" für 20 00030 000 Computerspezialisten aus Osteuropa und Indien gefordert. Die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Marielusie Beck (Bündnis 90/Die Grünen), nimmt die Diskussion sofort zum Anlaß, denjenigen Ausländern, die per "Green Card" nach Deutschland kommen sollen, ein Niederlassungsrecht in Aussicht zu stellen. Ob und inwieweit diese Ausländer überhaupt auf dem deutschen Arbeitsmarkt bzw. in die deutsche Gesellschaft integrierbar sind, wird mit keinem Wort erwogen und dies trotz der inzwischen gravierenden Fehlentwicklungen in deutschen Großstädten, wo sich mehr und mehr "Parallelgesellschaften" herausbilden. Wie vor diesem Hintergrund bis zum Jahre 2050 bis zu 17 Millionen Zuwanderer in Deutschland integriert werden sollen, um den Deutschen ihr Rentenniveau zu sichern, steht in den Sternen. Die demographische Katastrophe, vor der die Deutschen stehen, läßt im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des eingangs von der Uno-Untersuchung angesprochenen Generationenvertrages im Grunde nur zwei Auswege zu. Das derzeitige System des Generationenvertrages kann aufgrund der Tatsache, daß sich derzeit die Deutschen nur noch zu zwei Dritteln reproduzieren, nur dann gehalten werden, wenn die Geburtendefizite durch mehr eigene bzw. "importierte Kinder" aufgefüllt werden. Will man diesen Weg nicht gehen, lautet die eiserne Konsequenz: der Generationenvertrag ist nicht mehr zu retten. St. G.
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