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Mit leichter Hand, so scheint es, hält sie ihre Motive auf dem Papier fest; kleinformatige Motive, oft zusammengesetzt zu großen Blättern, Bilderrätseln gleich. Manches erinnert an Kinderzeichnungen, an Zitate aus Schulbüchern, an Studienskizzen oder technische Grundrisse. Nanne Meyer, 1953 als Tochter des Hamburgers Andreas Meyer und seiner aus Tilsit stammenden Ehefrau Ursula Meyer-Semlies in der Hansestadt geboren, zählt heute zu den anerkannten Künstlerinnen in Deutschland. Ausstellungen im In- und Ausland machten sie bekannt. So ist jetzt noch bis zum 19. April in der Zürcher Galerie Marlene Frei, Zwinglistraße 36, Hof, eine Schau ihrer neuen Arbeiten zu sehen. Gezeigt werden vor allem die Zyklen "Zinnober", "Rundstücke" und "Se(e)hstücke". Allein die Wahl der Namen zeigt den Hintersinn, mit denen die Künstlerin ans Werk geht. So sind "Rundstücke" bemalte, ausgediente Camembert-Schachteln, die, an die Wand gepinnt, im Raum zu schweben scheinen. Für den Zyklus "Zinnober" hat Meyer einfaches Wachspapier bemalt, das durch seine Oberflächenbeschaffenheit die Farbe nur zögerlich annimmt. Dadurch entsteht eine durchaus räumliche Wirkung und gibt dem zeichnerischen Werk eine malerische Note.
In der Serie "Se(e)hstücke" sind es vor allem die rhythmisch fließenden Linien, die das herbeiströmende Wasser andeuten, das um Gegenstände des Alltags spült; Dinge, die Nanne Meyer in einem alten Bastelbuch gefunden hat und nun zu einer Colla- ge zusammengeklebt hat. "Beim Zeichnen muß man Abstand halten, um der Sache näher zu kommen", hat sie einmal gesagt, "nah und fern zugleich sein: Das zeichnen, was man sieht, und das, was man nicht sehen kann. Alles ist da, man muß nur warten, bis es sich zeigt." Humorvoll und ernst zugleich sind die Arbeiten von Nanne Meyer, Arbeiten, die dem Betrachter helfen, die Welt auch einmal mit anderen Augen zu sehen.
Goethes Wohnhaus in Weimar: Blick in das Büstenzimmer / Nanne Meyer: Aus dem Zyklus "Se(e)h- stücke", Collage 2002 / Foto: aus dem besprochenen Band |
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