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Lange hat die einst in Hamburg lebende Textilkünstlerin Anka Kröhnke den Wunsch gehegt, ein Museum zu errichten, in dem die Werke ihrer Eltern Louise Rösler (1907-1993) und Walter Kröhnke (1903-1944) sowie ihrer Großeltern Oda Hardt-Rösler (1880-1965) und Waldemar Rösler (1882-1916) ausgestellt werden könnten und in dem auch ihre eigenen Arbeiten zu sehen sein würden. Darüber hinaus wollte sie dort mit ihrem Mann Hanno Jochimsen gemeinsam leben und arbeiten. Im Ostseebad Kühlungsborn fanden sie ein geeignetes, wenn auch dringend renovierungsbedürftiges Haus mit einem wunderschönen Garten. Zuvor aber mußte viel getan werden, angefangen von den Verhandlungen mit den zuständigen Behörden über die Bauplanung bis hin zur Ausführung. Als Hanno Jochimsen 2002 unerwartet starb, stand Anka Kröhnke allein vor der schier unüberwindlich scheinenden Aufgabe. Mit geradezu preußischer Energie aber (die Großmutter stammte schließlich aus Ostdeutschland) ging sie bald die Probleme an - aufgeben kam nicht in Frage, zu sehr hatte sich die Idee einer gemeinsamen Präsentation der künstlerischen Werke in ihrem Kopf festgesetzt. Im Mai 2004 konnte schließlich die erste Ausstellung gezeigt werden. Auch in diesen Wochen sind wieder spezielle Arbeiten der Künstlerfamilie zu sehen. Unter dem Titel "Jahreszeiten" werden Gemälde und Arbeiten auf Papier von Waldemar Rösler, Walter Kröhnke und Louise Rösler ausgestellt.
Waldemar Rösler ist nicht alt geworden. Tieferschüttert durch die Grauen des Ersten Weltkrieg es nahm er sich nur 34jährig am 14. Dezember 1916 in Arys das Leben. Und doch hinterließ er ein reiches Werk, ausgezeichnet durch eine "eminent malerische Begabung", so der Freund und Kunsthistoriker Kurt Badt. Waldemar Rösler hat einmal bekannt, für ihn gebe es "nur gute Kunst von einzelnen starken Persönlichkeiten, keine Richtungen. Darunter verstehe ich eine ursprüngliche, innerliche, selbständige Kunst; ob diese dekorativ ist oder anders, ist ganz gleichgültig ..." Zu diesen starken Persönlichkeiten gehörte zweifellos auch Tochter Louise, die als eine Anhängerin des italienischen Futurismus gilt. Ihr Œuvre gliedert sich in drei Phasen. Neben gegenständlichen Motive widmete sie sich nach dem Krieg der abstrakten Malerei. Vor allem ihre Motive aus der Großstadt faszinieren. Sie zeichnen sich durch eine besondere Strahlkraft der Farbe aus, vibrieren geradezu vor Nervosität. Wie auch ihr Mann, der Hamburger Walter Kröhnke, der seit 1944 in Rußland als vermißt gilt, hat Louise Rösler in der Zeit der NS-Diktatur hart zu kämpfen gehabt. Ihr Werk jedoch hat nach dem Zweiten Weltkrieg Anerkennung gefunden, während Walter Kröhnke heute vergessen scheint. Dabei bescheinigen Kunsthistoriker seinem Werk noch heute eine Verbindung von "dekorativer Begabung und Aussdrucksstärke", "von Harmonie und Spannung". Drei Maler, drei Stile - die Ausstellung im Ostseebad Kühlungsborn dürfte für jeden Geschmack etwas parat haben.
Das Atelierhaus Rösler-Kröhnke, Schloßstraße 4, 18225 Kühlungsborn, ist freitags, sonnabends und sonntags von 11 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon (03 82 93) 1 53 39 geöffnet, bis 13. August.
Waldemar Rösler: Zwei Frauen am Meer (Öl, 1912)
Louise Rösler: Maibild 79 (Öl, 1979) |
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