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Am 1.Mai 2004 wird mit den ostmitteleuropäischen Beitrittsstaaten eine Konjunkturlokomotive mittlerer Größe in den EU-Bahnhof einfahren.
Dort wird man sie dann auch dringend gebrauchen können. Das meint jedenfalls die Brüsseler Kommission in ihrer Vorschau auf die Wirtschaftsentwicklung 2004. Denn mit der Konjunktur der alten Mitgliedsländer sieht es auch für das nächste Jahr nicht gerade hoffnungsvoll aus.
Es ist, so die EU-Kommission , mit durchschnittlichen Wachstumsraten von 1,8 Prozent für das Eurogebiet und 2 Prozent für die EU insgesamt zu rechnen. Das wäre wenig, aber immerhin mehr als der Ist-Zustand. Denn wie jetzt endlich auch Brüssel zugegeben hat, gibt es in diesem Jahr nicht nur überhaupt kein Wachstum, sondern sogar einen Rückgang der Wirtschaftsleistung, der nur durch einen von Frankreich und Deutschland verursachten exzessiven Staatsver-
brauch überdeckt wurde. Dieser hat jedoch keine zukunftsfähigen Investitionen geschaffen, sondern nur Kassenlöcher gestopft.
Ganz anders sieht es in den Beitrittsstaaten aus. Bei allen erwies sich das Wachstum 2002/2003 als widerstandsfähig und ging von den Exporten und einer erholten Industrieproduktion aus; auch der private Verbrauch blieb hoch.
Das durchschnittliche Wirtschaftswachstum 2003 wird nach Angaben der EU-Kommission bei 3,1 Prozent liegen gegenüber 2,3 Prozent im Vorjahr. Dieser Anstieg ist nicht zuletzt auf das ökonomisch neuerlich belebte Polen zurückzuführen, aber beispielsweise auch auf das viel kleinere Litauen mit einem Wachstum von 6,6 Prozent - einem Wert, den die alte Bundesre-
publik nicht einmal in ihrer längst vergangenen Wirtschaftswunderzeit erzielen konnte.
Nach der EU-Erweiterung soll sich das durchschnittliche Wachstum in den Beitrittsstaaten angeblich auf 3,8 Prozent für 2004 und 4,2 Prozent im darauffolgenden Jahr beschleunigen.
Die EU-Kommission hat allerdings seit 1996 mit jeder zweiten Konjunkturprognose gründlich danebengelegen. Zuletzt erwiesen sich mit den Vorhersagen für 2002 und 2003 zwei Prognosen hintereinander als falsche - nämlich viel zu "schöne" - Aussichten auf die wirtschaftlichen Entwicklung. So sollte auch diese Vorausschau mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis genommen werden. Dietmar Stutzer |
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