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Ein Schröder? Viele

 
     
 
Saddam Hussein schützt sich vor Attentaten, indem er im ganzen Land Doppelgänger von sich herumlaufen läßt, die sich im Ernstfall für ihren Meister erschießen lassen dürfen. Unser Kanzler hat Gefallen an dieser orientalischen Finesse gefunden und macht sie nach. Jedoch - wie sooft bei schäbigen Kopien
brillanter Originale ist die Sache außer Kontrolle geraten. Jedes der zahlreichen Kanzler-Doubles hat mittlerweile ein reges Eigenleben entwickelt und dazu gleich ganz persönliche politische Meinungen.

So verkündete ein Schröder-Doppelgänger im September 2001 die "uneingeschränkte Solidarität mit den USA". Nur kurze Zeit später widersprach ein ganz anderer Neben-Schröder und warnte vor möglichen "Abenteuern" der Bush-Krieger. Das scheuchte den nächsten Kanzlerdarsteller (oder war es erneut der erste?) auf. Er beschwor die deutsche Bündnistreue und hatte sogar bis Juli 2002 das Sagen - bis ein weiterer Ersatz-Schröder ans Mikrophon drängelte (oder war es jetzt wieder der mit den "Abenteuern"?) und "Krieg niemals" krakeelte. Nachdem er dies auf einem mittlerweile legendären Wahlkampf- auftritt in Niedersachsen wiederholt hat, geistert jener Kanzler-Imitator als "Goslar-Version" des Regierungschefs durch die Medien.

Mit Goslar-Schröder gewann die SPD die Bundestagswahl, danach aber keinen Blumentopf mehr. Deshalb betrat auf Bitten der Partei zum EU-Gipfel am Montag ein ganz neuer Mime die Bretter (oder war es abermals der erste bzw. dritte?) und machte nun auf charmant französisch: Krieg ist zwar nicht "comme-il-faut", aber am Ende überlegen wir s uns noch mal.

Die Öffentlichkeit wird da natürlich langsam mißtrauisch. Das können doch unmöglich alle derselbe gewesen sein! Und dann ist da ja noch die Sache mit den vier Frauen nacheinander. Die indes läßt sich schnell aufklären: Schröders haben sie alle noch: Jeder von ihnen - ganz brav-bürgerlich - eine für sich.

Gegen so eine zahlenmäßige Übermacht muß man als einsame CDU-Chefin erst mal ankommen. Angela Merkel hat sich daher vor unser aller Augen unters Kettenhemd des bärenstarken George Bush geflüchtet. Und übernimmt für ihren Schutz dessen Parole: Wenn der Irak seine Massenvernichtungswaffen nicht rausrückt, gibt s Krieg! Also gibt es den auf jeden Fall. Denn wenn der Irak gar keine derartigen Waffen mehr hat, kann er das Zeug ja auch nicht abliefern. Wenn wir doch welche finden - um so besser. So oder so bekommen wir das, was Freund Bush will. Einfach genial!

Und Frau Merkel will ihn nicht bloß haben, den Krieg, sie will auch dabeisein. Deutschland solle "nach seinem Vermögen" mitmachen. Nach unserem "Vermögen" - nun, das ist allerdings ziemlich überschaubar geworden. Also, Iraker, seid beruhigt, was Deutschland angeht - selbst wenn die Merkel morgen Kanzlerin würde. Beißen täten wir dann schon gern, nur unsere letzten Zähne stecken leider im Hindukusch fest.

Millionen von Menschen wälzten sich durch die Straßen rund um den Erdball, um gegen den Krieg zu schalmeien. Ignorantenpack. Was ist der mächtigste Mann der supermächtigsten Macht noch wert, wenn er nicht einmal seinen Verpflichtungen nachkommt. Auch ein George Bush muß schließlich seine Rechnungen bezahlen wie jeder anständige Bürger. Zigmillionen pumpte die US-Energiewirtschaft in seinen Wahlkampf. Einer der Aufopferungsvollen, der Strom-Gigant Enron, ist unter der Last seines staatsbürgerlichen Engagements (und dem spitzfindigen Getue einiger Rechnungsprüfer) bereits zerborsten! Die anderen werden zunehmend unruhig: Versprochen ist versprochen, Irak ist Irak, Öl ist Öl! Also Schluß jetzt mit dem Geseier.

Was, wenn die Iraker nach Saddams Sturz immer noch nicht einsehen, daß ihr Öl nicht bloß ihnen gehört, sondern der "gesamten Menschheit" (also den US-Erdölkonzernen) zusteht? Da will Wa-shington vorbeugen - und zunächst einen amerikanischen Militärgouverneur mit der demokratischen Betreuung des Zweistromlandes beauftragen. "Aber nur für eine Übergangszeit", heißt es aus Wa-shington - sagen wir, bis die Petroleumquellen erschöpft sind? Für die Kameras will die Bush-Regierung indes einen richtig irakischen "Beirat" inszenieren, der vielleicht sogar die Müllabfuhr verwalten darf.

Nur "Beirat"? Die 50 irakischen Exil-Oppositionsgruppen sind enttäuscht. Sie hatten sich wahrscheinlich schon eine recht präzise Vorstellung vom süßen Leben in Saddams sagenhaften Palästen gemacht. Und jetzt wollen die Amis da selber einziehen? Eine Gemeinheit ist das!

Die nächste Landtagswahl ist in Bremen. Bürgermeister Henning Scherf (SPD) geht schon gehörig die Muffe. Seine Stadt hat ja bereits einiges hinter sich. In ihrer frühesten Geschichte mußten sich die tapferen Hansestädter gegen einfallende Wikinger wehren, und taten es mit Erfolg, auch schwarzen Tod haben sie überstanden. Jetzt aber droht die Gefahr von ungewohnter Seite, aus dem Hinterland! Scherf ist runter mit den Nerven bei dem Gedanken, es könnte Parteiprominenz aus Berlin anreisen zum Wahlkampf - womöglich sogar der Kanzler selbst. Der Mann ist auch an der Weser zur Zeit so populär wie die Pest, Scherf könnte ein-packen nach nur einem einzigen gemeinsamen Auftritt. Die Bremer SPD hat sich hinsichtlich Schröder daher auf die Formel geeinigt: "Den kennen wir gar nicht!" Wir schon.
 
     
     
 
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