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Eine Odyssee mit Happy End

 
     
 
Als Vernets Darstellung des Königsberger Philosophen Immanuel Kant im Jahre 1937 im Insterburger Museum aufgenommen wurde, war es bereits über 100 Jahre alt. Ehemals im Besitze einer ostdeutschen Familie kam es in den Besitz des Staatsanwaltes Dr. Bercio, der es der Altertumsgesellschaft vermachte.

Im Spätherbst des Kriegsjahres 1944, als in Insterburg mit der Räumung begonnen wurde, wurde der Museumsdirektor der Stadt, Walter Gronau, kurzfristig für Museumsarbeiten vom Wehrdienst
freigestellt, um wenigstens einen kleinen Teil der wertvollen Sammlung der Altertumsgesellschaft sicherzustellen. Auf dem Transport ist dann aber doch alles verschollen. Nur eine kleine Kostbarkeit, die Kant-Miniatur, hatte er im letzten Augenblick aus dem Rahmen gelöst und in seiner Brieftasche mit nach Prag genommen, wo er noch zuletzt als Soldat eingesetzt wurde. Nach schrecklichen Wochen im Lager Auschwitz und in russischer Kriegsgefangenschaft gelang es ihm, zu Fuß über Schlesien, Brandenburg und Mecklenburg nach Bad Segeberg zu kommen. Bei einer Kontrolle durch russische Soldaten fiel ihnen auch das Kant-Bild in die Hände. Als diese fragten, wer der Dargestellte sei, antwortete der etwas polnisch sprechende Museumsdirektor: "Ein Onkel". Nach kurzer Betrachtung reichten ihm die russischen Soldaten das Bild mit den Worten wieder zurück; "Ahlterr Onkel - kaanst bechaalten".

Auf diese Weise gerettet, wurde das Bild am 1. April des Jahres 1949 namens seines rechtmäßigen Eigentümers, der Altertumsgesellschaft Insterburg/Ostdeutschland, von dessen ehemaligem Mitglied Oberstudiendirektor Dr. W. Grunert der Gesellschaft der Freunde Kants in Göttingen übergeben. Zustande kam diese Übergabe auf Vorschlag des ehemaligen Leiters des Landesamtes für Vorgeschichte und Museumspfleger für Ostdeutschland, Prof. La Baume.

Im Jahre 1956 erhielt Grunert von Prof. von Stelle ein Schreiben des Inhalts, daß das Bild bei einer Ostausstellung gezeigt worden sei und einen neuen Rahmen erhalten habe. Zu dieser Zeit soll es bereits im Rektorat der Göttinger Universität gehangen haben, wo es noch heute hängt.

Sinnig wäre es, wenn ein Foto dieses Bildes mit einer Schilderung seiner bewegten Geschichte im Kant-Zimmer im Königsberger Dom die dortige Sammlung vervollständigen könnte.

Imanuel Kant: Auf der Rückseite des Bildes ist zwar der Name Horace Vernet in den seines Vaters, Charles Vernet, geändert worden, doch die Tatsache, daß der Sohn viel in Europa gereist ist und neben Soldaten-, Kriegs- und Genrebildern auch Portäts gemalt hat (auch Karikaturen), während der Vater hauptsächlich Pferde- und Schlachtenbilder malte, läßt auf Horace Vernet als Maler schließen.
 
     
     
 
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