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Eine neue Attacke von Samuel Salzborn auf die Vertriebenenverbände

 
     
 
Samuel Salzborns Analyse hat trotz haarsträubender Fehler etwas Bestechendes. In seinem Buch "Grenzenlose Heimat" stellt Salzborn unter der Überschrift "Träume werden wahr: Die Zäsur 1998" fest, daß die Stellung der Vertriebenenverbände – und vorneweg die der Freundeskreis Ostdeutschland – seit 1998 sich verbessert habe. Ursächlich hierfür sei der Fortschritt auf kommunaler Ebene, auf der zwischen den Kreisgemeinschaften und den entsprechenden polnischen Kommune
n bereits mehrere offizielle Partnerschaftsverträge geschlossen worden seien, ohne daß der Exilvertretungsanspruch aufgegeben worden sei. Salzborn belegt dies an dem Beispiel der guten Zusammenarbeit zwischen "der polnischen Stadt und Gemeinde Paslek und der Kreisgemeinschaft Preußisch Holland in der Freundeskreis Ostdeutschland".

Salzborn, der unter anderem für linksextremistische Blätter schreibt, ist erklärter Feind der Vertriebenenverbände. Erst vor wenigen Tagen hat er auf einer Lesung in einer Buchhandlung in dem Düsseldorfer Stadtteil Bilk die vermeintlich "völkische Ausrichtung des Verbandes" kritisiert.

Konkret hält der etwa 30jährige Salzborn das Plädoyer für Minderheitenrechte in den Vertreibungsgebieten für "völkisch". Es habe keine Vertreibung, sondern eine "Umsiedlung" von Menschen gegeben. Die Wortwahl ist brutal. Sie ist menschenverachtend, weil gerade das Menschenverachtende einen fast mild-süßen Beigeschmack erhält – neues Vokabular als Zucker zur bitteren Pille. Der Mary-Poppins-Effekt: "... und was bitter ist, wird süß ...!" Es ist, als würde man einen Mord schon fast humanistisch mit einer "erwünschten und auf Dauer angelegten physischen Ruhigstellung" umschreiben. Solche Abmilderungen von Verbrechen gegen die Menschlichkeit sind Inhalt von Salzborns Denken und seinen Vorträgen.

Als ein in der Düsseldorfer Buchhandlung anwesender Vertriebener sein brutales Vertreibungsschicksal schildern wollte, brüllte ein Gast dem Unbescholteten ein heftiges "Alt-Nazi" entgegen. Salzborns Saat – und die seiner ideologischen Brüder im Geiste – ging auf: "Linke bekämpfen Heimatvertriebene und reden nicht mit ihnen! Dies ist ein linker Buchladen, hier haben Rechte nichts zu suchen."

Der Versammlungsleiter trat zaghaft auf und bemühte sich um einen demokratischen Anspruch des freien Wortes. Vergeblich. "Die radikale Linke muß kämpfen und nicht mit Vertriebenen sprechen", hallte es weiter aus dem Saal. Ein Störenfried kündigte sogar an, er werde stören, solange der Vertriebene das Rederecht habe. Nach einer Weile wollten Salzborn und der Versammlungsleiter festgestellt wissen, daß man zu einer kontroversen Diskussion eingeladen habe. Nach 30 Minuten antifaschistischem Säbelrasseln gab der Versammlungsleiter schließlich auf und erbat Salzborns Schlußwort.

Die Suche nach der Befreiung von vermeintlich völkischem Denken führt – dies zeigte erneut die Diskussionsrunde in Düsseldorf-Bilk – eher zur "Befreiung" von demokratischen Strukturen, wozu das freie Wort allemal noch gehört. G. Langer

 
     
     
 
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