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Siedler setzt sich zusammen mit dem Hamburger Kaufmann Wilhelm von Boddin und anderen namhaften Mitstreitern seit annähernd einem Jahrzehnt vor allem für den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses sowie für eine angemessene Gestaltung des Platzes davor ein. Nicht zuletzt seine Aktivitäten und die seiner Freunde haben das Zustandekommen von Planungs- und Beratungskommissionen für den möglichen Schloßneubau mit bewirkt.
"Aber noch immer fällt kein Beschluß", kritisiert Siedler und fragt bitter, worauf denn noch gewartet werden müsse. Niemand werde dem Berliner Senat or für Stadtentwicklung, Peter Strieder (SPD), abnehmen, Berlin brauche in dieser Sache noch immer eine Denkpause. "Jetzt oder nie", fordert deshalb der streitbare Buchautor.
Siedler und seinen Freunden geht es nicht zuletzt auch darum, daß sich zwischen dem Brandenburger Tor und dem Standort des 1950 auf Walter Ulbrichts Geheiß willkürlich abgerissenen Stadtschlosses bietende und in Europa geradezu einmalige klassizistische Gesamtkunstwerk wieder erstehen zu lassen. Dazu gehört auch der Wiederaufbau des Gebäudes der Kommandantur sowie der Schinkelschen Bauakademie. Vor allem dabei, so läßt Siedler durchblicken, habe die alte Bundesregierung eine gewisse Zögerlichkeit an den Tag gelegt.
"Für den Wiederaufbau zumindest der äußeren Gestalt des Stadtschlosses hat sich die neue Regierung von Gerhard Schröder bis zu Michael Naumann fast noch entschiedener ausgesprochen als vorher die Union", stellt Siedler fest und vermutet, daß man zuvor "ganz offensichtlich" den an sich unsinnigen Vorwurf scheute, das Schloß symbolisiere eine Rückkehr zur Idee des gescheiterten Nationalstaats.
Mittlerweile, so faßt der Verleger zusammen, habe sich immerhin fast die gesamte Berliner SPD-Spitze für die Wiederherstellung jenes im Stadtschloß verkörperten Meisterwerkes von Andreas Schlüter ausgesprochen. "Da kann es der halbherzigen Union nicht schwerfallen, sich der Mehrheit anzuschließen", meint Siedler.
Insgesamt, so urteilen kenntnisreiche Beobachter der Szene, müsse es doch möglich sein, daß die Bundesregierung und die im Bundestag vertretenen Parteien es vermögen, sich über den ideologisch begründeten Blickwinkel vor der Geschichte ohnehin gescheiterter SED-Funktionäre zu erheben.
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