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Erinnerung und Vision als Leitgedanke

 
     
 
Seit einigen Wochen be-schreitet das in Deutschland einzige Spezialmuseum deutscher Kunst in Mittel- und Osteuropa neue Wege in der Ausstellung bildender Kunst und Plastik. In bewußter Abkehr vom weißen Raum als traditionell dominanter Ausstellungsfläche und dem Prinzip der chronologischen Hängung präsentiert das Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg
seine wertvolle Schausammlung in einem eindringlichen Komplex intensivfarbiger und thematisch ausgerichteter Räumlichkeiten.

Unter dem Leitwort „Erinnerung & Vision“ werden so rund 200 Gemälde und Plastiken aus Epochen von der Romantik bis zur Gegenwart unter definierten Blick-winkeln und in Zusammenstellungen erfahrbar, die sowohl den Menschen in der modernen Gesellschaft als auch das fruchtbare Erbe der historischen Kulturlandschaften in Mähren und Böhmen, Schlesien und Ostdeutschland sowie deren kreative Virulenz in der Gegenwart neu begreifen lassen. Neben den insgesamt 15 Themenräumen zu Aspekten wie „Ich und Welt“, „Unvollendete Moderne“ oder „Traum und Analyse“ sind vier andere einzelnen Künstlern gewidmet, deren Werkkomplexe zu den wichtigsten in der Sammlung des Hauses zählen: Lovis Corinth, Käthe Kollwitz, Adolf Hölzel und Bernard Schultze. Assoziationsreiche Raumtexte begleiten den Besucher beim Gang durch ein Museum, das in seinem Selbstverständnis den Worten von Elias Canetti folgt: „Prinzip der Kunst: mehr wiederfinden, als verlorengegangen ist.“

Das Farbkonzept sowohl für die Themenräume als auch für die Sonderausstellungsbereiche wurde eigens von dem Stuttgarter Maler Peter Sehringer – seit 1995 für die ständige Innengestaltung der Staatsgalerie Stuttgart zuständig – entwickelt und umgesetzt. Sehringer arbeitete in Regensburg erstmals für ein anderes Haus.

Die Neukonzeption der wertvollen Sammlung stammt von Dr. Ulrike Lorenz, seit Juli 2004 Direktorin des Kunstforums. „Das Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg setzt mit seinem neuen Corporate Design auffallende Akzente in der deutschen Museumslandschaft. Indem wir mit unserer thematischen Neuordnung der Schausammlung den existentiellen Erfahrungshorizont jedes Besuchers ansprechen, machen wir unser Haus zu einem attraktiven Ort in einer Zeit des rasanten Wandels, der Oberflächlichkeit und der offenliegenden Bedürfnisse, zu einem Ort der Aufmerksamkeit, der Konzentration und der Verdichtung. Gemäß unserer Ausrichtung auf die historisch deutschen Ostgebiete und die ost- und südosteuropäische Gegenwartskunst zielt unsere Arbeit nun verstärkt auch darauf ab, ein Forum für Begegnung, Austausch und Grenzüberschreitung zwischen Menschen und Generationen, Künsten und Epochen zu sein.“

Ferner erklärt Ulrike Lorenz ihre museumsgestalterischen Grundsätze: „Das Farbkonzept von Peter Sehringer ist ein unverzichtbarer Baustein der Neukonzeption des Kunstforums. Jeder Ausstellungsraum erhält einen spezifischen Farbton, der mit allen anderen Raumtönen korrespondieren muß. Die Arbeit mit ausgewählten Originalwerken zur Feinabstimmung der Raumfarbe war dabei wesentlich.“ Verwendet wurden keine herkömmlichen Industriefarben, vielmehr wurden die vorgeschlagenen Farbtöne vor Ort von Sehringer mit Künstlerpigmenten gemischt und aufgetragen. Peter Sehringer: „Die einzelnen Werke werden durch meine künstlerische Arbeit im Raum überprüft und entfalten eine neue Präsenz. Das ist mein Wunsch und mein Ziel für das Forum. Sie sollen in einem spannungsvollen Kunst-raum wieder erlebbar werden.“

Neben den Werkkomplexen von Corinth, Kollwitz, Hölzel und Schultze umfaßt die neue Schausammlung Hauptwerke von Oskar Kokoschka, Lyonel Feininger und Otto Dix oder Markus Lüpertz, Sigmar Polke und Katharina Sieverding. Jährlich rund fünf Sonderausstellungen wie beispielsweise die Retrospektive „Otto Dix. Welt & Sinnlichkeit“ widmen sich der Klassischen Moderne und Gegenwartskünstlern aus den ostmitteleuropäischen Nachbarländern. Grenzüberschreitende Kooperationen wie beispielsweise das Programm „Artist in Residence“ dienen der Erforschung der transnationalen Kunstgeschichte. Als Vermittler zwischen Ost und West arbeitet das Kunstforum im Spannungsfeld zwischen historischen Kulturlandschaften und aktuellem Kunstgeschehen. (KK)

Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg: Die neue farbige Raumgestaltung weckt neue Sichtweisen.
 
     
     
 
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