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Es ist zum Heulen

 
     
 
Der Legende nach hatte Friedrich der Große den Müller aufgefordert, ihm seine Mühle zu überlassen, da sie am schönsten Punkt von Potsdam stand. Friedrich bot ihm an, seine Mühle an anderer Stelle wiederaufzubauen. Der Müller weigerte sich.

Daraufhin drohte der Monarch: Dann müsse er durch Gewalt weichen. Doch der entgegnete, daß er den König dann vor seinen eigenen Gerichten verklagen werde. Friedrich beließ dem Müller daraufhin seine Mühle. Noch heute kann diese Legende als Metapher für das Wirken eines funktionierenden Rechtsstaats angesehen werden.

Ein anderes konstituierendes Merkmal Preußens war ein intakter Verwaltungsapparat. Heute ticken die Uhren anders: Bei der Berliner Finanzverwaltung zum Beispiel. Da wurde ein Problem so lange verschleppt, bis es riesige Folgeschäden produziert hatte, die der Staat auf einen einzelnen Unternehmer und dessen Mitarbeiter abgewälzt hat.

Es geht um ein Grundstück an der Friedrichsstraße. Das „Filetstück“ zwischen dem einstigen Grenzübergangs-Bahnhof und der Spree wurde von der Stadt an einen Immobilieninvestor
namens Harm Müller-Spreer verkauft. Aber: Unterirdisch befindet sich eine U-Bahn- und ein S-Bahn-Ausgang. Der Tunnel gehört der Bahn. Berlin hat also ein Grundstück verkauft, das der Stadt gar nicht gehörte.

Die Investoren haben zunächst einmal gar nichts gemacht, um später mit um so höheren Schadenersatzforderungen auf Berlin zuzukommen. Dem Land war die Angelegenheit peinlich. Die Verwaltung hatte sofort ein Bauernopfer zur Hand, um nicht selbst zahlen zu müssen: Sie bot Müller-Spreer das Nachbargrundstück an. Darauf befindet sich der „Tränenpalast“.

Diese alte Abfertigungshalle der DDR- Grenzer ist eines der wenigen Originalüberbleibsel aus der Zeit der Teilung. Es diente seit der Wiedervereinigung als Bühne für Kulturprogramme aller Art. Und zwar ohne staatliche Subventionen!

Jetzt gehört das Gebäude Müller-Spreer. Der bisherige Tränenpalast-Betreiber hätte das Gebäude gern selbst gekauft, aber hier machte ihm die Finanzverwaltung einen Strich durch die Rechnung. Ende Juli endet deswegen der Betrieb: Der Tränenpalast wird geschlossen, obwohl noch bis Oktober Veranstaltungen geplant waren. Die Kündigungen der 15 Mitarbeiter sind bereits raus. Schade.

Wie lautet der alte, fehlende Volksspruch an den Alten Fritz? Angesichts dieser Schlamperei in Berliner Behörden wäre es wirklich zu wünschen, wenn er einträte: „Großer Friedrich steig hernieder – und regiere Preußen wieder.“
 
     
     
 
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