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Europas begehrtester Junggeselle heiratet

 
     
 
Spaniens Thronfolger stellte völlig überraschend aufstrebende TVE1-Nachrichtenjournalistin als seine Verlobte vor

Die Nachricht, die am Sonnabend um 19 Uhr die spanischen Massenmedien erreichte und in hellen Aufruhr versetzte, kam per Fax. "Ihre Majestäten, die Königin und der König, kündigen mit großer Freude die Verlobung ihres Sohnes, seiner königlichen Hoheit des Prinzen von Asturien, Don Felipe, mit Dona Letizia Ortiz Rocasolano an" hieß es in dem Schreiben, das sich sofort wie ein Lauffeuer verbreitete. Radiostationen und Fernsehsender unterbrachen ihre aktuellen Programme, um mitzuteilen, daß der begehrteste Junggeselle, den der europäische Hochadel aufzubieten hat, somit vergeben ist. "Am kommenden Donnerstag, dem 6. November", so heißt es in dem königlich
en Fax weiter, werde der Bräutigam "im Zarzuela-Palast um die Hand seiner Verlobten anhalten. Die Hochzeit wird Anfang Sommer 2004 in der Kathedrale von Almudena in Madrid stattfinden."

Mit dieser Nachricht hat das seit Jahren anhaltende Rätselraten, wen Prinz Felipe einmal zum Traualter führen wird und wer damit künftige Königin von Spanien sein wird, ihr überraschendes Ende gefunden. Wer ist diese Dona Letizia Ortiz? Dem deutschen Leser ist sie vermutlich völlig unbekannt - sie besitzt weder einen Adelstitel, noch taucht sie in den Spalten der Regenbogenpresse als Angehörige des Jet-sets auf. In Spanien jedoch ist sie im wahrsten Sinne des Wortes ein bekanntes Gesicht, denn Letizia Ortiz gehört zu den bekanntesten Moderatorinnen des Landes. Sie präsentiert abends um 21 Uhr die wichtigste Nachrichtensendung bei TVE 1, die etwa mit den Tagesthemen vergleichbar ist.

Die attraktive 31jährige Journalistin mit den langen blonden Haaren wirkt auf den Zuschauer eher unterkühlt und nordisch als heißblütig-spanisch. Was sie auszeichnet, ist eine ausgesprochene Professionalität. Ihren beruflichen Werdegang kann man als Bilderbuchkarriere bezeichnen - die Tochter eines Journalisten studierte nach dem Abitur Kommunikationswissenschaften an der Madrider Complutense-Universität, dann verdiente sie sich bei verschiedenen Tageszeitungen ihre ersten journalistischen Sporen. Schließlich wechselte sie zum Fernsehen. Für ihre Arbeit wurde sie gleich zweimal ausgezeichnet, mit dem Ortega-y-Gasset-Preis und mit dem Premio Larra als beste Reporterin unter 30 Jahren. Kollegen beschreiben sie als "extrovertiert, sympathisch und in ihrem Verhalten sehr normal", aber auch als "unruhig und ehrgeizig".

Während in den Redaktionsstuben für die aufstrebende und als ausgesprochen fleißig geltende Journalistin alles wie geschmiert lief, geriet sie im Privatleben ins Schlin- gern. 1997 heiratete sie standesamtlich ihren Literaturprofessor Alonso Guerrero. Doch die kinderlos gebliebene Ehe hatte keinen Bestand. Nach einem Jahr trennte sich das Paar und ließ sich scheiden. Auf diesen scheinbaren Makel hin angesprochen, reagierte das spanische Königshaus souverän. "Es handelt sich dabei", so erklärte ein Sprecher des Zarzuela-Palastes, "um einen Umstand, der im heutigen Spanien normal ist". Daß Letizia damals nicht kirchlich heiratete, sondern nun im kommenden Sommer mit ihrem Felipe vor den Traualtar treten kann, erleichtert die im katholischen Spanien etwas delikate Angelegenheit beträchtlich.

Viele Spanier fragen sich, wie die Romanze der beiden im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehenden Prominenten so lange geheim bleiben konnte. Begonnen hatte sie vor einem Jahr, als der 35jährige Kronprinz und die Journalistin zu einem Abend bei gemeinsamen Freunden eingeladen wurden. Es folgten weitere Treffen, deren Intensität offensichtlich immer mehr zunahm. Seit vier Monaten, so wird in Madrid kolportiert, seien die beiden fest miteinander liiert. Und daß kaum etwas davon nach außen drang, spricht für ihre schauspielerischen Begabungen. Vor einem Monat erhielt Letizia im Fernsehstudio Besuch von alten Freunden aus der Studentenzeit. Plötzlich beschrieb sie mit einer weit ausholenden Geste einen weiten Kreis und sagte mit bestimmender Stimme: "Das alles hier werde ich wegen eines Burschen verlassen ... und wenn es mit uns gutgeht, werden wir heiraten." Keiner der Anwesenden dachte in seinen kühnsten Träumen daran, daß mit dem "Burschen" der königliche Thronfolger gemeint sein könnte.

Zu einer bewundernswerten mimischen Leistung muß auch ein gemeinsamer Termin gezählt werden, den der Prinz und seine damals noch heimliche Verlobte vor zwei Wochen im nordspanischen Oviedo absolvierten. Anläßlich der Verleihung des Asturienpreises schüttelten sie bei der Begrüßung einander die Hände, als wären sie nichts weiter als alte Bekannte, die sich zufällig begegnen. Doch als das spanische Fernsehen am Wochenende diese Szene immer wieder und immer wieder einspielte, konnte man erkennen, daß ein leises, spöttisches Lachen ihre Lippen umspielte. Es war das Lachen derer, die um ein gut gehütetes Geheimnis wußten, das noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war und das zu verstecken einen Hauch von Genuß bedeutete. Erst als in den letzten Tagen das Gerücht aufkam, Prinz Filipe habe eine neue Affäre, beschloß man offensichtlich spontan, alle Heimlichkeiten abzustreifen.

Wann die beiden Verliebten ihre Familien über den Stand der Dinge aufklärten, ist nicht genau bekannt. Der Vater der Braut, Jesus Ortiz, erklärte noch am Sonnabend im Fernsehen, er habe erst vor kurzem über die bevorstehende Heirat seiner Tochter mit dem Prinzen erfahren. Im Königshaus nannte man keinerlei Zeitpunkt, sondern erklärte, daß man die Nachricht der bevorstehenden Hochzeit mit "großer Befriedigung" aufnehme und daß man die künftige Königin als "gewissenhaft, reif und aufrichtig" sehe, als eine Person, die genau wisse, worauf sie sich einlasse.

Letizia und ihr Prinz sind zur Zeit für keine Stellungnahme erreichbar. Sie haben sich, um den Turbulenzen zu entgehen, ins Ausland abgesetzt. Michael Ludwig

Spaniens Königshaus reagierte entspannt auf die Heiratspläne

Schauspielerisches Talent: Noch bei einer Preisverleihung am 24. Oktober tat das Liebespaar, als ob es sich nur entfernt kennen würde.
 
     
     
 
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