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Schüler frieren
Ein Teil der Einwohnerschaft Insterburgs mußte frieren. Im Heizwerk "Karat", das mehrere Stadtteile mit Fernwärme versorgt, ging nämlich zeitweise das Heizmaterial aus. So fiel laut Angaben des Heizwerkleiters Wiktor Sergietz an einem Wochenende die Heizung für einen halben Tag aus. Die Häuser kühlten bis auf 13 Grad Celsius aus. Es wurde zwar sofort Heizmaterial aus Königsberg angefordert, aber zwei Tage später fiel die Heizung wieder aus, weil der Vorrat aufgebraucht war. Das Heizwerk versorgt neben einem Gymnasium auch einen Kindergarten, eine Kinder-Poliklinik sowie ein Krankenhaus für Infektionskrankheiten mit Wärme. Im Gymnasium wurde beschlossen, die Kinder trotzdem weiter zu unterrichten. So mußten die Schüler mit angezogenen Jacken in ihren Bänken dem Unterricht folgen. Das Gesundheitsamt von Insterburg wurde hinzugezogen, um zu entscheiden, inwieweit dieses verantwortbar und statthaft ist. Angaben darüber, wann wieder Heizmaterial zur Verfügung stehen würde, konnte die Amtsärztin nicht machen. Einige Tage später wurden 300 Tonnen Heizmaterial nach Insterburg geliefert. Wenn das Wetter weiterhin mild bleibt, wird das für etwa drei Wochen reichen. Was danach wird, ist ungewiß.
Grabplattenfund
Nachdem vor einigen Wochen die Lenins tatue auf dem Hansaplatz in Königsberg demontiert und zur Restauration, wie es heißt, entfernt worden war, entdeckten Arbeiter im Postament die Überreste deutscher Grabplatten. Zunächst stießen sie auf drei Platten, zwei aus Granit und eine aus Marmor, auf denen neben Schriftzeichen die Jahreszahlen 1842 und 1941 entziffert wurden. Bei der Fortführung der Abrißarbeiten wurden jedoch noch weitere deutsche Grabplatten gefunden. Die mit den Arbeiten beauftragte Gran-Mar AG hat die Platten zunächst auf ihr Firmengelände verbracht. Wie inzwischen bekannt wurde, hat sich der deutsche Generalkonsul Cornelius Sommer dafür eingesetzt, daß die Grabplatten der Bundesrepublik Deutschland übereignet werden, um sie auf einem Gedenkfriedhof zu plazieren. Bürgermeister Jurij Sawenko hat sein grundsätzliches Einverständnis hierzu erklärt. Der lieben Ordnung willen muß jedoch zunächst ein Antrag gestellt werden, um die offizielle Genehmigung zu erhalten. Die Grabplatten liegen indessen bis zu ihrer weiteren Verwendung bei Gran-Mar zur Abholung bereit.
Großbaustelle
Sofern nach dem Ausschuß für Kommunalwirtschaft auch noch die Stadtverordnetenversammlung zustimmt, wird Allenstein kommendes Jahr eine einzige große Baustelle sein. 114 Millionen Zloty (rund 27 Millionen Euro) will die öffentliche Hand verbauen. So sollen die Ausfallstraße Richtung Wartenburg (Towarojew), die innerörtliche Umgehungsstraße im Süden der Stadt (Tuwima) und die Straße, die vom Hauptbahnhof in nördliche Richtung abgeht, (Limanowskiego) ausgebaut sowie Kanalisation und Wasserversorgung wie der Kommunalfriedhof erneuert werden. Zur Finanzierung will Allenstein selber nur anderthalb Millionen Zloty (knapp 360.000 Euro) beisteuern. Den großen Rest hofft man von der Europäischen Union und durch den Verkauf von Schuldverschreibungen zu bekommen. Im Januar emittiert die Stadt eine Kommunalobligation, deren Verzinsung über jener der Republik Polen liegen soll. Das Angebot richtet sich an Großkunden wie Banken und Investmentfonds.
Stromausfall
Die Folgen der Herbststürme der vergangenen Wochen waren noch deutlich sichtbar im Königsberger Gebiet - entwurzelte Bäume und abgedeckte Dächer vielerorts -, da gingen aus einigen Dörfern des Gebiets bei den zuständigen Behörden schon neue Katastrophenmeldungen ein. In den Büros der Energieversorgungsunternehmen liefen die Telefone heiß, weil mancherorts der Strom komplett ausgefallen war. In Molsehnen mußten laut Komsomolskaja Prawda in Kaliningrad die Bewohner von 400 Wohnhäusern längere Zeit ohne Strom auskommen. Ungefähr in genauso vielen Häusern von Klein Schönau mußten aus dem selben Grunde Kerzen angezündet werden. Auch die Schule war vom Stromausfall betroffen sowie ein Dutzend weiterer Häuser in der Umgebung der Siedlungen. In den meisten Fällen waren defekte Stromtransformatoren für die Störung verantwortlich. JJ
Journalistentreff
Im Rahmen eines EU-Projektes trafen sich Journalisten aus dem russisch verwalteten Preußisch Eylau, dem dänischen Bornholm und dem unter polnischer Souveränität stehenden Bartenstein zu einem sogenannten Workshop mit dem Ziel die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu verbessern. Organisator war das dänische Außenministerium, das für das Zusammen-
treffen 20.000 Euro zur Verfügung stellte mit dem Angebot, den Betrag zu verdoppeln, wenn das Projekt den gewünschten Erfolg zu erbringen verspricht. In Bartenstein besuchten Journalisten der Zeitung Nowaja zyzn aus Preußisch Eylau ihre polnischen Kollegen, um sich über Presse, Hörfunk und Fernsehen der Region zu informieren.
"Farbenpalette"
Von der kulturellen Vielfalt zur Einheit des Volkes" lautet der Titel eines Seminars in Bartenstein, das von der Europäischen Union mit 40.000 Euro gefördert worden ist. Ein Dutzend Kulturexperten aus der Republik Polen und dem Königsberger Gebiet, darunter die Ethnographin und Mitarbeiterin des Volkskundemuseums in Angerburg Barbara Graziewicz-Chludzinska sowie die Königsberger Kulturwissenschaftlerin Rusta Balatow, thematisierte dabei die Situation der Minderheiten beiderseits der innerostdeutschen Grenze. Das Seminar ist Teil des Programms "Baltycka paleta barw" (Die baltische Farbenpalette).
Eures-Erfolg
Dank der Europäischen Arbeitsvermittlung (European Employment Services, Eures) konnten dieses Jahr vom Arbeitsamt der Woiwodschaft Ermland und Masuren mehr als 14.000 polnische Arbeitslose ins europäische Ausland vermittelt werden. So suchte Spanien Druckereifachkräfte, Techniker, Mechaniker und Programmierer, Frankreich Hotelkräfte, Großbritannien Schiffszimmerleute, Reinigungskräfte und Schweißer, Irland Tischler und Schweißer und Zypern schließlich Maurer, Krankenschwestern, Köche und Tischler.
Ehrenbürger
Allenstein hat Papst Johannes Paul II. und den Probst der Herz-Jesu-Kirche, Pfarrer Julian Zolnierkiewicz, zu Ehrenbürgern ernannt. Vor den beiden Geistlichen wurde diese Ehre bereits Erzbischof Edmund Piszcs, Rektor Ryszard Gorecki und Wladyslaw Ogrodzinski zuteil.
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