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Kandidatur: Front gegen Schäuble
Gegen eine Kandidatur Wolfgang Schäubles für das Amt des Bundespräsidenten regt sich immer stärkerer Widerstand. So meinte der Schriftsteller Rolf Hochhuth, der CDU-Politiker sei "federführend gewesen, als die Regierung Kohl grünes Licht gab zur Ausplünderung Deutschlands zwischen Werra und Oder". Schäuble habe "die Ostdeutschen mit Hilfe der Treuhand zu Parias gemacht"; es sei daher unheilvoll, wenn er nun "Staatsoberhaupt dieser von ihm Entrechteten" werden wolle. Auch Zeit-Herausgeber Josef Joffe erinnerte im ARD-Presseclub an Schäubles unrühmliche Rolle bei der Ablehnung einer Entschädigung für die Opfer der sowje- tischen "Bodenreformen" in den Jahren 1945 bis 1949.
Unwort des Jahres: Tätervolk
Die Wahl des Begriffs "Tätervolk" zum "Unwort des Jahres" hat der Fuldaer Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann begrüßt: mit diesem Wort werde ein ungerechtfertigter Kollektivschuldvorwurf erhoben, den er "für alle Völker und alle Gruppen" ablehne. Dies habe er auch in seiner umstrittenen Rede am 3. Oktober 2003 zum Ausdruck gebracht. Wegen dieser Rede war Hohmann in einer breit angelegten Medienkampagne zum "langjährigen notorischen Antisemiten" abgestempelt und von den eigenen Parteifreunden aus der Unionsfraktion ausgeschlossen worden. Wenige Monate zuvor allerdings hatten alle Fraktionen den Aussagen Hohmanns zum deutsch-jüdischen Verhältnis applaudiert.
Friedman ad portas
Es kommt, wie leider zu erwarten war: Der im vergangenen Jahr über eine miese Sex- und Drogenaffäre gestolperte Michel Friedman alias "Paolo Pinkel" hat seine TV-Karriere nicht ab-, sondern nur kurzzeitig unterbrochen. Schon in diesem Frühjahr soll der - nur selten moderate - Fernsehmoderator und (Verbands-)Politiker wieder auf den Bildschirmen Deutschlands zu sehen sein, allerdings standesgemäß nur gegen Bares. Der dem Kirch-Imperium entstammende private Pay-TV-Sender Premiere hat Friedman für eine Sendereihe über spektakuläre Kriminalfälle eingekauft. Branchenkenner erwarten thematische Schwerpunkte bei Fällen aus der Drogen- und Rotlichtszene. Hergestellt wird die Premiere-Show unter Beteiligung der Produktionsfirma von Sabine Christiansen, die Friedmans Karriere-Neustart mit einer Einladung in ihre Sonntagabend-Talkshow vorbereitet hatte. Beruhigend: Wenigstens beim Zentralrat der Juden in Deutschland denkt man bislang nicht daran, dem einstigen Vizevorsitzenden erneut Amt und Würden anzutragen. EB
"Strafsteuer"
Bayerns Wissenschaftsminister Thomas Goppel erhebt künftig an den Universitäten des Freistaats "Verwaltungsgebühren" von 50 Euro pro Student und Semester; Langzeitstudenten müssen sogar eine zusätzliche "Strafsteuer" von 500 Euro berappen. Goppel verspricht sich davon auch Unterstützung von Studierenden, die "aktiv qualitätsvolle Lehre einfordern". Das Projekt, von der Staatsregierung bereits abgesegnet, stößt bei Studentenvertretern jedoch auf erbitterte Ablehnung. PA |
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