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Soviel ist mal klar: Das 21. Jahrhundert wird die Ära der echten Männer sein. Waschlappen sind ein für allemal abgemeldet. Auch auf der Bühne der internationalen Politik: Da gab es solche arabischen Weicheier, die zu Hause Diktator spielten und dann dennoch Uno-Waffeninspekteure ins Land ließen, feige öffentlich Raketen verschrotteten und es nicht einmal fertig brachten, eine eigene Atombombe zu bauen. Mit denen wird aufgeräumt. Wer ab jetzt noch ernstgenommen werden will, muß schon was herzeigen. Wie die Nord-Koreaner beispielsweise. Die haben "die Bombe", bedrohen alles, was sich in ihrer Nähe bewegt und lassen keinen Zweifel darüber aufkommen, zu jeder Tat entschlossen zu sein. Solche Leute imponieren dem ersten Mann der neuen Zeit: Mit denen verhandelt George Bush in Augenhöhe. Kompromißlerischen Wieseln wie Saddam hingegen geschieht, was ihnen gebührt. Sie werden zertreten wie eine Laus.
Nicht von ungefähr wird die neue Epoche von Amerika eingeläutet. Hier hat man dem Gewinsel der alteuropäischen Schlappschwänze ohnehin nie getraut. In Bushs Land gehörte es seit jeher zum allgemeinen Usus, daß ein richtiger Mann auch eine richtige Waffe im Haus hat. Ein guter Brauch, der endlich weltweit zum Gesetz werden wird. Die Exempel Nord-Korea und Irak gegeneinander gehalten weiß nun jeder Staatschef der Welt, daß er sich nicht mehr feige hinter weibischem "Völkerrecht" verschanzen kann. Beim globalen "high noon" muß er eine Waffe haben, die weit genug reicht, um einem hinreichenden Teil der Menschheit einen Vorgeschmack von Götterdämmerung zu bereiten.
Bekanntlich heißen die "French Fries" (Pommes Frites) in den USA nunmehr "Freedom Fries". Französisches wird derzeit in jeder Form als unamerikanische Beleidigung entsorgt. Aber haben die umsichtigen Bushies da nicht etwas übersehen? Was ist eigentlich mit der sogenannten "Freiheitsstatue"? Die haben bekanntlich die Franzosen im Jahre 1885 in 350 Kisten verpackt den USA gestiftet und (bei Nacht und Nebel?) 1886 keck aufgestellt. Im Oktober desselben Jahres war sie plötzlich da. Eine Zumutung: Jedesmal, wenn ein guter Amerikaner den Hafen von New York anläuft, grinst ihm seit über hundert Jahren eine übergroße Französin frech ins Gesicht. Sogar vom Flugzeug aus ist das grüne Luder bestens zu erkennen. Keine Frage: das gallische Weib muß weg. Und zwar plötzlich.
Angela Merkel macht sich Sorgen. Am liebsten hätte sie Deutschland ja ganz und und gar auf US-Kurs gebracht und unsere nationalen Interessen mit Bushs Kriegern in die Wüste geschickt. Das so offen zu sagen traut sie sich aber nicht. Denn bei den Uneinsichtigen in der CDU und erst recht in der chronisch widerspenstigen CSU will sich (selbst nach den tollen Bildern aus Bagdad) keine rechte Freude an Merkels US-Gefolgschaft einstellen. Schlimmer noch: In den Umfragen ist die CDU-Chefin schon wieder hinter den Kanzler zurück-gefallen. Die sensible Strategin jedoch hält wacker gegen den Trend und fordert die Deutschen auf, den goldgelben Mittelweg zu wählen, damit uns die Amerikaner wieder mögen: Berlin müsse eine "Balance" zwischen den Verbündeten in Paris und Washington finden. Genial: Derweil sich Franzosen und Amerikaner unausgesetzt ins Gesicht spucken, werden wir Deutschen uns genau zwischen die beiden "balancieren" - und der ganze Segen wird unser sein!
Irgendwann ist der Krieg vorbei, und der Kanzler muß sich wieder den Scheußlichkeiten der deutschen Innenpolitik stellen. Die EU hat von dem Waffengetöse jetzt schon die Nase voll und ist bei ihrem jüngsten Gipfel endlich zu den Schicksalsfragen der Völker zurück-gekehrt. Genauer gesagt: zur Milchquote. Die stand im Mittelpunkt dramatischer Auseinandersetzungen großer Staatsmänner, während eine entlaufene Kolonie, die sich heute Supermacht nennt, am Rande der bekannten Welt auf die Sarazenen einprügelte. Die Amerikaner werden nie lernen, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden.
Deutschland beteiligt sich in keiner Weise am Krieg. Wir sind sehr stolz darauf. Die Awacs-Besatzungen werden deshalb sofort abgezogen, wenn die Türken in den Irak einmarschieren. So die schnurgerade Haltung der Bundesregierung. Lange sah alles auch ganz prächtig aus - bis Ankara die fatale Meldung streute, seine Truppen rückten ins irakische Kurdengebiet vor. Hektische Betriebsamkeit in Berlin. Was jetzt? Abziehen? Keiner wußte mehr irgend etwas. Dann kam die erlösende Nachricht: Die Türken marschieren gar nicht in den Irak ein - sie sind längst da! Also kein Grund zum Handeln. So schön ist Realpolitik.
Krieg, das ist auch die hohe Zeit der Plünderer, heute wie früher. Sie bilden Banden und machen sich über das Eigentum des hilflosen Volkes her. Diesmal haben sich Schröder und Chirac schon vor dem ersten Schuß zusammengerottet und gleichsam "im Schutze der Verdunkelung" den EU-Stabilitätspakt um die Ecke gebracht. Der hatte (mit dem Knüppel der Schuldenbegrenzung in der Hand) bislang die Schätze kommender Generationen vor ihrem Zugriff geschützt und war den Gierigen schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt war die Gelegenheit. Und die läßt man sich eben nicht entgehen. Ab sofort darf wieder gepraßt werden, "wer will noch mal ..." Das ist das Praktische am Krieg: Man kann in aller Öffentlichkeit Sachen machen, für die man sonst bestraft würde. So fragt derzeit auch keiner mehr, wo das Versprechen zu sparsamer Haushaltsführung abgeblieben ist - jetzt, wo es "doch wirklich Wichtigeres gibt". |
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