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Gedanken zur Zeit

 
     
 
Die Sprachschützer machen mobil. Innerhalb von gut zwei Jahren sind zehntausen Mitglieder dem Verein Deutsche Sprache e.V. (VDS) beigetreten, der von dem Professor fü Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Universität Dortmund Walter Krämer brillant un einfallsreich geführt wird.

Krämer, der unlängst beim Piper Verlag ein "populäres Lexikon
" unter de Titel "Modern Talking auf Deutsch" herausbrachte, hat keine Scheu, bei all dene anzuecken, die sich befleißigen, ihre – meist nur in Spurenelementen vorhanden – Intelligenz durch den Gebrauch von Anglizismen beweisen zu wollen, um modern global und bedeutend zu erscheinen. Wo die deutsche Sprache zu "Denglisch" verkommt, die eigene Sprache und Kultur bewußt und unbewußt verleugnet wird, finde Krämer das nur "affig, peinlich und dumm" und er hat absolut recht damit. Ei Beispiel aus Krämers Buch: Die Aufforderung der Parfümeriekette Douglas AG "Come in and find out" interpretiert er als "Aufforderung zu einem Geschicklichkeitsspie für die Kunden: Wer zuerst aus dem Laden wieder herausfindet, hat gewonnen. De Tagessieger erhält zwei Proben Duft der großen weiten Welt und darf sieben Jahr kostenlos den After shaven".

Der VDS ist erfrischend unprofessionell und gerade das ist das Geheimnis seine bisherigen Erfolges. Während andere Vereine und Gesellschaften, die sich vom Namen he der deutschen Sprache verpflichtet fühlen müßten, sich "einen feuchte Kehricht" um die Sprachzerstörung durch Anglizismen kümmern, aber dick öffentliche Subventionen einstreichen, lebt der VDS von den Beiträgen seiner Mitgliede und Spenden – eben eine echte Volksbewegung, wie sie auf den ersten Blick seh ungewöhnlich erscheint. Bundespräsident, Bundesregierung, Kultusminister und Parteie hingegen haben das Problem offensichtlich noch nicht erkannt. Die Parteien geben sic statt dessen dem "Modern Talking" hin, zum Beispiel, wenn der Spitzenkandida der CDU in Nordrhein-Westfalen Jürgen Rüttgers unter www.ruettgers4u.de mit "thi soap was made today" für sich wirbt. Prompt handelte sich Rüttgers dafür den Plat 1 der Kandidatenliste des VDS für den Titel "Sprachenpanscher des Jahres" ein mit dem der Verein diejenigen auszeichnet, die sich beim "Modern Talking" besonders profilieren.

Die SPD hingegen tastet sich jetzt vorsichtig an die Sprachproblematik heran. In eine Brief an den Bundespräsidenten schieben ihre beiden Bundestagsabgeordneten Michae Müller und Eckhardt Barthel zwar ein halbes Dutzend Universitätsprofessoren vor sich he und kleiden ihre Initiative politisch korrekt in ein europäisches Anliegen, aber immerhi bitten sie den Bundespräsidenten, "der Bewahrung der kulturellen Identität unte den Bedingungen der Globalisierung" seine Aufmerksamkeit zu schenken, und beobachte dabei mit Sorge die "Verdrängung der deutschen Sprache, besonders in prägende Bereichen wie Werbung, Wissenschaft, Selbstdarstellung von Unternehmen oder in technische Beschreibungen".

Andere europäische Staaten handeln hingegen entschlossen. Frankreich schützt sein Sprache mit einem Gesetz, Polen erließ unlängst ein "Gesetz über die polnisch Sprache" und in Rußland wird ein solches vorbereitet. In Deutschland mehren sic seit dem aktiven Auftreten des VDS zwar die meistens wohlwollenden Berichte und Kommentar zum Sprachproblem in den Medien, einige "Intelligenzblätter" mokieren sic jedoch eher über diejenigen, die sich gegen "Denglisch" wehren und wenige über die "Sprachpanscher". Für sie ist "modern talking" eine Ar Modeerscheinung, wie kürzlich die "Frankfurter Allgemeine" meinte.

Der Englisch-Fimmel der "global players" wird jedenfalls weiter zum Tei urkomische und blamable Blüten treiben, so wie es in diesen Tagen dem bischöfliche Jugendamt in Speyer erging. Weil "Englisch die Sprache sei, die Jugendliche a meisten anspreche", warb die Diözese für ökumenisches "Christfest 2000" mit dem flotten Titel: "The Great Ding Dong", womit der Dom und seine Glocke gemeint sein sollten. Wirkliche Englisch-Kenner, wie die Redaktion der "Deutsche Sprachwelt" wissen, daß der Ausdruck "Ding Dong" in angelsächsische Ländern die umgangssprachliche Umschreibung für ein bestimmtes männliches Körperorga ist. Die vorige Großveranstaltung hatten die fortschrittlichen Katholiken übrigen "Spirit ‘n Fun" genannt. Die Übersetzung "Spiritus und Spaß" wäre jedenfalls sprachlich korrekt. Eines stimmt auf alle Fälle: Dieses Englisch ist nu mit Alkohol zu ertragen.

 
     
     
 
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