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Gedanken zur Zeit: Das Spiel mit Meinungen

 
     
 
Die Umfragenwelle vom vergangenen Sommer hat mittlerweile sintflutartige Dimensionen erreicht. Wieweit die fast täglich publizierten Umfragen nun wirklich repräsentativ für die tatsächliche Stimmungslage im Land sind, steht auf einem anderen Blatt. Dort, wo die monatlichen Nettoeinkünfte der Lohn-, Gehalts- oder Rentenempfänger unzweideutig indizieren, wie der finanzielle Spielraum beim Normalverbraucher schrumpft und der "Teuro" sowie ein Blick auf die Zapfsäulen und den Schock am Bahnschalter ein übriges tun, da ist die Aussagekraft von Umfragen kaum zu bezweifeln.

Ob ein paar hundert oder tausend aus dem Riesenheer der Betroffenen befragt werden, die Ergebnisse kommen sehr nahe an die größte aller denkbaren Umfragen heran, an Wahlergebnisse. Ob die Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen, ob die Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein
, die Quittung für die Hauptverantwortlichen, die Baumeister realitätsfernerer Rahmenbedingungen, blieb nicht aus. Beim Befragten waren Faktenanalyse und Emotion nahezu deckungsgleich.

Wenn Umfragen aber an Themen herangehen, deren fundierte Beantwortung ein hohes Maß an Kenntnissen, an Über- oder Durchblick erfordern, die bei den meisten Befragten einfach nicht vorausgesetzt werden können, dann kann das Ergebnis nur eine Gefühlsrichtung indizieren, aber keine verläßliche Aussage erbringen. Diese wird in der Regel ohnehin um so schwieriger zu erlangen sein, je mehr eine komplexe Problemlage in der Fragestellung übersimplifiziert wird.

Die Gefahr, durch grobe Vereinfachung, die eine Problemverfälschung einschließen kann, demagogischen Aspirationen politischer Gurus Vorschub zu leisten, ist unübersehbar. Das kann im extremen Fall zu einer Blutspur schlimmster Dimensionen führen. Hitler, Lenin, Stalin, Pol Pot sind nur die bekanntesten Namen aus der großen Reihe der "fürchterlichen Vereinfacher". Übersimplifizierung komplexer Problemlagen ist auch in der Gegenwart eine weltweit verbreitete Unsitte, die vorhandene ethnische, religiöse oder soziale Spannungen in ihrer Sprengkraft erhöht. Für eine sachliche, vorurteilsfreie Analyse von Mißständen, Gegensätzen und Streitursachen, deren Urgründe nicht selten Jahrhunderte zurückliegen, ist enorme Sorgfalt und ein von Sensationsgier freies, der Wahrhaftigkeit verpflichtetes Verhalten unabdingbare Voraussetzung. Die oft zitierte internationale Wertegemeinschaft muß aber ihre Schularbeiten erst noch machen, um diesen Namen mit Sinn und Wirkung auszufüllen. Vorerst deutet er keinen Zustand, sondern bestenfalls ein Ziel an.

Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, aber ganz besonders die Massenmedien sind hier gefragt, aus dem Zustand kurzatmiger Populistik herauszutreten. Auf Meister "Simple- ton" als Berater für Meinungsumfragen muß man dann allerdings verzichten. Massenbefragungen machen nur Sinn, wenn eine breit angelegte, neutrale Informationskampagne zum Inhalt des Plebiszits oder der Meinungsumfrageobjekte vorhergeht. Befragungen, die "ergebnisorientiert" arrangiert werden, erreichen vielleicht die vom Auftraggeber erhofften Prozentzahlen für diese oder jene Politik, die Umfrage hat dann aber eher etwas mit Werbung für einen bestimmten Artikel als mit seriöser Meinungsumfrage zu tun. Früher oder später platzt die Seifenblase ohnehin. Der große Bluff als Dauerbrenner gehört in den Bereich vielgeliebter Illusionen. Jeder wacht einmal auf in der Realität. Manche träumen nur etwas länger. Suum quique - jedem das Seine.

Zum sechsten Mal erinnerte der Bund der Vertriebenen mit einem Festakt an das Inkrafttreten des Bundesvertriebenengesetzes vor nunmehr 50 Jahren. Ehrengast und Festredner im Berliner Abgeordnetenhaus war Bundesinnenminister Otto Schily (l.), der von der BdV-Präsidentin Erika Steinbach (r.) mit der Wenzel-Jaksch-Medaille ausgezeichnet wurde. In seiner Ansprache lobte Otto Schily die Integration der Vertriebenen als eine Erfolgsgeschichte, die hauptsächlich auf deren eigene Verdienste und Willen zurückzuführen sei.

Die Veranstaltung erhielt eine breite öffentliche Aufmerksamkeit. Mehrere Fernsehsender berichteten in ihren Nachrichten über den Festakt, der von Guido Knopp, dem Leiter der ZDF-Redaktion für Zeitgeschichte, moderiert wurde.
 
     
     
 
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