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Goethe oder Gottschalk?

 
     
 
Verschmitzt blickt sie in den Kochtopf und wartet auf den „Blubb“ im Spinat. Am anderen Tag - oder auch auf einem anderen Sender - preist Verona Feldbusch eine süße Sünde, sprich eine köstliche Marmelade an. Thomas Gottschalk kann sich nicht entscheiden - Gummibärchen oder Lakritzschnecken, egal, sie müssen alle dran glauben. Genauso wie an den Wert der Post-Aktie, die er gemeinsam mit Bruder Christoph an den Mann und an die Frau bringen sollte. Boris Becker hingegen hält sich da eher an einen eisenhaltigen Brotaufstrich, wenn er im Interne
t „drin“ ist oder sich mit Mikka Häkkinen um ein gewichtiges Auto kabbelt. Und Steffi Graf schwärmt - nein, nicht für Mann und Sohn, sondern für eine ganz besondere Nudelmarke. Franz Beckenbauer, Manfred Krug, Michael Schumacher, ja selbst Bundeskanzler Gerhard Schröder - sie alle machen Werbung.

Werbung mit Prominenten, so neu ist das gar nicht. Schon der Geheimrat Goethe klagte: „Zu haben bin ich wie der alte Fritz auf Pfeifenköpfen und Tassen.“ Und die beliebte Königin Luise fand man auf Sammelbildchen, die 1936 von einer Zigarettenfirma herausgegeben wurden. Auch Kaiser Wilhelm II. und Fürst Bismarck waren einst begehrte Werbebotschafter. Später waren es dann Stars wie Marlene Dietrich oder Sonja Ziemann, die für eine Seife warben, waren es Heinz Rühmann oder Curd Jürgens. Aber auch Box-Weltmeister Max Schmeling ließ sich vermarkten, wie man heute sagen würde.

Werbung mit Prominenten kommt nicht von ungefähr. Analysen haben ergeben, daß eine solche Werbung mehr beachtet wird als normale Werbung. Auffallen um jeden Preis ist also die Devise - für die Hersteller der Produkte und natürlich auch für die Prominenten. Diesem Phänomen geht jetzt eine Ausstellung im Bonner Haus der Geschichte, Willy-Brandt-Allee 14, nach, wo bis zum 7. April die Wechselausstellung „Prominente in der Werbung. Da weiß man, was man hat“ zu sehen ist (dienstags bis sonntags 9 bis 19 Uhr, Eintritt frei; Begleitband ca. 20 E im Museum, Verlagsausgabe ca. 30 E). Filme und Hintergrundberichte geben Einblicke in die Rolle von Prominenten in der Werbung, auch werden Werbekarrieren einzelner Prominenter vorgestellt. Besonderer Blickfang ist wohl der BMW, den James Bond in dem Film „Der Morgen stirbt nie“ fuhr; Productplacement nennt man es heute auf Neudeutsch, einst sprach man schlicht von Schleichwerbung.

Stars und Sternchen, Sportler, selbst Journalisten und Politiker (diese oft unfreiwillig) lassen sich heute vor den Werbekarren spannen. Das Geschäft blüht - auf beiden Seiten. Nach welchen Gesichtspunkten aber werden Prominente ausgewählt, für dieses oder jenes Produkt zu werben? Wer ist überhaupt prominent? Zählt die Leistung oder nur ein hübsches Gesicht, um eine gute Figur auf dem Bildschirm zu machen? Dieser Frage gehen auch die Autoren in den Aufsätzen nach, die in dem reich illustrierten und oft amüsant zu lesenden Begleitbuch zu finden sind.

„Es ist die totale Magie: Leuten Lust zu machen auf etwas Neues, das sie sich nicht leisten können und zehn Minuten vorher auch noch nicht brauchten“, hat der französische Werbefachmann Frédéric Beigbeder einmal gesagt. Diese Magie zu entzaubern versucht die Bonner Ausstellung ebenso wie das Begleitbuch auf unterhaltsame Weise. Durch einen kritischen Blick hinter die Kulissen tragen sie mit dazu bei, die Urteilskraft der Verbraucher zu schärfen. Peter van Lohuizen

Werbung damals: Was Boris, Thomas, Claudia und all die anderen heute können, konnte Maxe in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts schon lange
 
     
     
 
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