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Dabeisein ist alles - so lautet das hehre olympische Motto, auch wenn dies bei unseren hochdotierten Profi-Sportlern weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Leipzig und Rostock, zwei Metropolen Mitteldeutschlands, sind nun jedenfalls dabei, zumindest für die nächsten zwei Jahre. Dann wird das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheiden, wo 2012 die Spiele der XXX. Olympia de der Neuzeit ausgetragen werden.
Daß Leipzig und Rostock gegen starke Konkurrenz die deutsche Ausscheidung gewinnen konnten, hatte natürlich auch politische Gründe. Das Nationale Olympische Komitee (NOK) wollte Zeichen setzen: Mit Hilfe des Sports soll nun endlich dieser unwürdige Ossi-Wessi-Gegensatz überwunden, soll auch die "Mauer in den Köpfen" endlich eingerissen werden.
Die Unterlegenen taten denn in ihren offiziellen Verlautbarungen so, als sei dies bereits der Fall. Unterschwellig, meist hinter vorgehaltener Hand, wurde aber doch betont, dies sei "eine politische Entscheidung" gewesen - meist mit nicht gerade gesamtdeutsch-freundlichem Unterton. Merkwürdigerweise traf der klammheimliche Zorn der vereinigten Hanseaten, Rheinländer, Schwaben und Hessen aber nur die Sachsen. Daß Rostock die Segelwettbewerbe bekommen soll, war noch mit ehrlich wirkender Zustimmung quittiert worden. Daß jedoch Leipzig sich im Glanz der olympischen Ringe sonnen soll, wirkte in Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf und vor allem in Hamburg eher befremdlich.
Gerade die Hamburger hatten sich beste Chancen ausgerechnet, den Zuschlag zu bekommen, umso enttäuschter waren sie. In einem Punkt kann man das nachvollziehen: In zwei Jahren, wenn es darum geht, sich gegen Weltstädte wie New York, Madrid, Paris, London oder Moskau zu behaupten, hätte die Hansestadt wohl bessere Aussichten gehabt als Leipzig. Freilich: Auch dies ist reine Spekulation.
Außerdem: Vielleicht geht ja das Kalkül der NOK-Mehrheit auf, und die Olympia-Bewerbung gibt Leipzig und Rostock, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und ganz Mitteldeutschland den Schub, der bislang fehlte - und ohne den wir auf einen wirklich erfolgreichen Aufschwung und Aufbau wohl noch lange warten müßten. Vielleicht stehen die jetzt überraschend gewählten Olympia-Kandidaten in zwei Jahren schon so attraktiv da wie heute die Hamburger, die sich in den letzten Wochen doch etwas zu sicher waren.
Den Menschen in der ehemaligen DDR wäre ein solcher Schub allemal zu gönnen. Die ersten Goldmedaillen der Spiele 2012 sind jedenfalls schon vergeben - an Leipzig und Rostock.
Symbol: Der Reichstag steht für den Parlamentarismus in unserem Land. Hier tagte eines der weltweit ersten aus freien, gleichen und geheimen Wahlen hervorgegangenen Nationalparlamente, hier endete 1933 die Demokratie. Mit der Wiedervereinigung gewann er seine alte Funktion zurück und strahlt nun wieder in alter Pracht. Davon, daß sich Deutschlands Demokratie hoher Anziehungskraft erfreut, kann sich jeder überzeugen, der sich die vielen jungen Gesichter in der nicht abebben wollenden Schar seiner Besucher ansieht. |
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