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Ein Land will in die Europäische Union. Doch häufen sich in letzter Zeit Vorfälle die es fraglich erscheinen lassen, ob es dafür reif ist. Zum zweiten Mal innerhalb vo drei Wochen ist die Polizei der Türkei in einen christlichen Gottesdienst eingedrunge und hat währenddessen rund 30 Christen, darunter elf Ausländer, verhaftet. Der Vorfal ereignete sich im Gotteshaus der 60 Mitglieder zählenden, seit 1993 bestehende "Zeytinburnu"-Gemeinschaft in Istanbul. Bei Verhören in der Terrorabteilung de Sicherheitspolizei, so die evangelische Nachrichtenagentur idea, seien die Verantwortlichen der Gemeinde beschuldigt worden, eine illegale Kirche zu betreiben. Unte den Verhafteten befand sich unter anderen eine Schweizer Familie mit ihren vier Kindern Diese sei erst auf Betreiben des schweizerischen Generalkonsulats am selben Aben freigekommen. Die übrigen Verhafteten befänden sich noch immer in Haft.
Bereits Mitte September hatte die türkische Polizei in Izmir 40 Protestanten währen eines Gottesdienstes festgenommen und einen Tag inhaftiert. Auch ihnen wurde vorgeworfen sich illegal versammelt zu haben. In beiden Fällen behaupteten die Behörden, daß die Gemeinden nicht die nötige schriftliche Genehmigung der türkischen Regierung beantrag hätten. Im übrigen müßten auch alle ausländischen Besucher der Gemeinden über ein schriftliche Erlaubnis der Behörden verfügen. Eine Genehmigung dafür sei allerding gesetzlich überhaupt nicht vorgesehen, wenden Kenner der juristischen Lage ein.
Ein solches wiederholtes Verhalten wirft für Beobachter die Frage auf, wie die Türke sich als künftiges gleichberechtigtes Mitglied der EU verhalten wird. Haben doch imme wieder führende türkische Politiker von Mesut Yilmaz bis zu Bülent Ecevit in einem meh oder weniger rüden Ton ihre Rechte in Europa angemeldet. Doch wie steht es mit de Rechten, die sie selbst den Ausländern in der Türkei angedeihen lassen? Deutsche dürfe in mindestens 50 Berufen in der Türkei nicht tätig werden, darunter Anwalt, Arzt Apotheker, Chemiker, Krankenschwester, Fremdenführer, Musiker, Kellner und viele andere Grundstückserwerb in der Türkei ist Deutschen verboten. Auch die religiöse Betätigun oder der Besuch in einem Gottesdienst scheint in der Türkei genehmigungspflichtig zu sein.
Rechte für sich fordern, aber glauben, sich selbst an nichts halten zu müssen. Da war leider lange die Politik dieses Landes. Unvergessen ist beispielsweise da unfreundliche und geradezu skandalöse Verhalten des türkischen Staates, der jahrelan vorsätzlich und vertragswidrig ehemaligen türkischen Staatsbürgern ihr Staatsbürgerschaft wiedergab, wenn diese bei Einbürgerung in die Bundesrepublik ers ihre Deutschen Pässe erhalten hatten.
Die EU hat nunmehr auf ihrem jüngsten Gipfel in Helsinki die Frage nach einem Beitrit der Türkei erneut verschoben. Allerdings soll das Land bereits im Dezember den Statu eines Beitrittskandidaten erhalten. Sie wolle, so hört man, die Türkei damit stärker a sich binden und sie so zu Reformen zwingen.
Die erneuten Verhaftungen von Christen zeigen jedoch, was von der Verwurzelun geistiger und religiöser Pluralität in diesem Land zu halten ist. Die Türke schaut aber nicht nur nach Europa. Sie sucht auch eine regionale Großmachtpolitik unte den als "stammverwandt" angesehenen Turkvölker südlich von Rußland. Dort abe entwickelt sich in großer Geschwindigkeit eine neue Politik islamischer Unduldsamkeit.
In der Türkei werden seit Jahren christliche Gottesdienste behindert, Christen oft mi dem Tode bedroht. Noch vor Jahrzehnten sind umfangreiche religiöse Gruppierungen wie die Syrisch-Orthodoxen praktisch vollkommen aus der Türkei vertrieben worden. Viele von ihne sind gerade auf dem Lande getötet worden, ohne daß die Weltöffentlichkeit je aufmerksa geworden wäre.
Noch heute wird der Völkermord an den Armeniern in den Jahren 1914/15 in de offiziellen Geschichtsschreibung und in den Schulen nicht nur verschwiegen, sondern dere Existenz überall, so auch in den Schulen, rundweg abgeleugnet. Es scheint, als ob die E all diese Fragen ängstlich ausgeklammert hat. G.X.
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