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Ostdeutschland, das Land der tausend Seen und dunklen Wälder, ist das Geburts- und Heimatland von Edith Lux. Die kleine Familie – Vater und Mutter, drei ältere Geschwister und ein jüngerer Bruder – bewirtschaftet einen Kleinbauernhof. Edith erlebt bis zum Ausbruch des Krieges 1939 eine unbeschwerte Kindheit. Die ersten dunklen Wolken ziehen auf, als beide Brüder zur Wehrmacht eingezogen und die Schwester zum Kriegsdienst verpflichtet wird. Durch den Flugzeugabsturz des Ältesten müssen die Eltern, da sie den Hof nicht mehr allein bewirtschaften können, das Anwesen verkaufen. Der Vater sucht und findet einen kleineren Hof in der Nähe von Insterburg. Der Vorteil ist, daß die Ostgrenze und damit die Gefahr, die Auswirkungen des Kriegsgeschehens noch mehr zu spüren, nun weiter entfernt ist. Nachteilig wirkt sich jedoch aus, daß Insterburg als wichtiger Verkehrsknotenpunkt für den Nachschub an die Front häufiger Bombenangriffen ausgesetzt ist.
Für die zwölfjährige Edith endet Anfang 1944 ihre Kindheit abrupt. Durch eine schwere, nicht erkannte Erkrankung – Ärzte und Medikamente gibt es für die Zivilbevölkerung nicht mehr – erleidet sie einen irreparablen Hörschaden. Im Januar 1945 rückt die Rote Armee immer näher, und die Familie reiht sich bei eisiger Kälte mit Pferd und Wagen in den immer größer werdenden Flüchtlingsstrom ein. Hungernd, durstig und frierend ziehen sie über Landstraßen und das zugefrorene Frische Haff. Überall lauern Gefahren, und der Schrecken kennt keine Grenzen. Von Danzig aus mit einem Schiff über die Ostsee zu gelangen, ist aussichtslos. Ihre einzige Hoffnung, um vor den Russen die Oder zu überqueren, sind die Oderbrücken bei Stettin. Aber auch diese Fluchtmöglichkeit bleibt ihnen letztlich versperrt. Was folgt ist eine Internierung in Ostpommern durch die Polen, wo sie unter schikanösen Arbeits- und schweren Lebensbedingungen ihr Dasein fristen müssen. Nach einem halben Jahr wird die Familie mit vielen anderen Leidensgenossen in einen Güterwaggon verfrachtet und ohne ausreichende Verpflegung in ein kleines Dorf nach Mitteldeutschland ausgesiedelt.
Edith Lux liefert mit ihrer Autobiographie „Im Krieg und danach“ einen hautnahen Zeitzeugenbericht über einen sinnlosen Krieg, der in der Vertreibung der Deutschen einen weiteren Höhepunkt fand. Mit bewundernswerter Kraft erkämpft sie sich eine Existenzgrundlage und eine qualifizierte berufliche Ausbildung. Mit eisernem Willen und dem typisch ostdeutschen Dickschädel behauptet sie sich gegen Ausgrenzung, Behördenwillkür und Benachteiligungen, um sich ein lebenswertes Leben aufzubauen. Edith Lux hat ein Buch gegen das Vergessen geschrieben, das gerade auch der nachwachsenden Generation, die Krieg und Vertreibung nur vom Hörensagen kennt, ans Herz gelegt sei. Barbara Mußfeldt
Edith Lux: „Im Krieg und danach“, Projekte Verlag, brosch., 429 Seiten, 24,50 Euro |
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