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Heimkehr

 
     
 
Nach 60jähriger Abwesenheit ist der Tilsiter Elch, der zuletzt im Königsberger Tierpark stand, an die Memel zurückgekehrt.

Noch bis vor zwei Jahren stand das lebensgroße Bronzetier ramponiert, seiner Schaufeln verlustig, im verwahrlosten Gesträuch. Das am 29. Juni 1928 eingeweihte Elchstandbild ist ein Werk des Bildhauers Ludwig Vordermeyer, hergestellt in der Kunstgießerei Noack in Berlin-Friedenau. Von einem hohen Podest blickte das Tier einst zum Grenzlandtheater und zum Memelstrom und prägte so das Stadtbild.

Im Krieg überstand der Elch Bombenangriff
e und Kampfhandlungen. In der Sowjetzeit mußte der Elch einem ausgemusterten Panzer T 34 weichen, einem Zeichen des Sieges.

An den Stadtrand abgeschoben brachen Kinder bald die erste Schaufel ab, die nur durch einen glücklichen Umstand vor der Altmetallverwertung gerettet werden konnte. Um weiteren Ärger zu ersparen, wurde der Elch nach Königsberg in den Tierpark verfrachtet, wo bald auch die zweite Schaufel abbrach. Mit Beginn der 90er Jahre setzten die ersten Bemühungen der heutigen Bewohner Tilsits ein, den Elch zurückzubekommen.

Es war der Regionalforscher Isaak Rutman, der gemeinsam mit dem städtischen Kulturamt und dem Museum eine Unterschriftensammlung mit der Forderung "Gebt den Elch zurück!" startete.

In dem Streit um den Elch mußte selbst Gouverneur Matotschkin eingreifen, der den Elch der Stadt Tilsit zusprach. Man schickte einen Tieflader nach Königsberg, um den Elch aus seiner Verbannung zu holen und ihn anläßlich des 100jährigen Jubiläums des Tilsiter Stadttheaters nach Ende der Festveranstaltung den Gästen zu präsentieren. Doch dann stand nur der leere Tieflader da. Er hatte umkehren müssen, weil die Direktion des Tierparks den Eingang zugekettet und die Weisung des Gouverneurs schlichtweg ignoriert hatte.

Auch die Stadtgemeinschaft Tilsit bemühte sich um die Heimholung der Bronze. Stadtvertreter Horst Mertineit brachte während der Kieler Woche die Bürgermeister von Königsberg und Tilsit an einen Tisch, wo sie versprachen, den Elch heimkehren zu lassen. Die Gebietsduma setzte nach einem weiteren Einwirken Mertineits Ende 2005 den Elch auf die Tagesordnung und beschloß seine Rückkehr nach Tilsit. Die Stadt Tilsit entschied den Wiederaufbau der Bronze auf einem gepflasterten Rondell an der Angerpromenade, Ecke Hohes Tor, gegenüber dem früheren Amtsgericht.

An den erheblichen Kosten für Überführung, Restaurierung und Aufstellung will sich die Stadtgemeinschaft Tilsit beteiligen. Seit dem 24. August des Jahres zeigt sich der von einer Königsberger Kunstschmiedewerkstatt restaurierte Elch in voller Pracht und Schönheit wieder den alten und neuen Tilsitern, auch wenn er nun nicht mehr zum Memelstrom, sondern in die Gegenrichtung schaut und seinen stummen Blick auf eine Leninstatue richtet. Doch Elche sind friedfertig. Lenin hat nichts zu befürchten.
 
     
     
 
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